Bottrop. Bottroper müssen sich dem hochkarätig besetzten Team aus Remscheid deutlich geschlagen geben, haben aber trotzdem mehrere Gründe zum Feiern.
Hinter dem Konzept des JC 66 Bottrop liegt ein romantischer Gedanke. Der Judo-Bundesligist hat es sich schon seit Jahren auf die Fahne geschrieben, den Fokus auf die eigenen Reihen zu legen und insbesondere dem stallinternen Nachwuchs eine Bühne zu geben. „Wir wollen keine Söldner in unserem Team“, ließen Trainer Markus Wallerich und Jan Tefett vor geraumer Zeit gemeinsam verlauten.
Athleten, die nur in Bottrop Halt machen, um das große Geld zu kassieren, soll es bei den 66ern nicht geben. „Unser Teamgefüge ist besonders“, ergänzte Tefett, „alle sind mit Spaß bei der Sache, zudem liegt ihnen der Verein am Herzen.“ Selbst die wenigen externen Verstärkungen werden bei den Bottroper „Piraten“ voll integriert. „Sie sind Teil des Ganzen und kommen gerne für Kämpfe zu uns.“
JC 66 Bottrop beklagt vor dem Duell große Personalsorgen
Zu spüren war der Teamspirit auch am zurückliegenden Wochenende wieder, als sich der JC 66 im Rahmen des vierten Kampftages vor heimischem Publikum mit dem Remscheider TV gemessen hat. Personell gingen die Bottroper arg gebeutelt ins NRW-Duell, viele Ausfälle galt es für die Verantwortlichen gegen den noch ungeschlagenen Spitzenreiter der Nord-Staffel zu kompensieren.

Parallel stattfindende Einzelturniere waren hierfür ursächlich. Am Ende erwies sich das Handicap für die Piraten in den türkisfarbenen Judogi als zu groß: Mit 3:11 (30:110) waren die Bottroper dem RTV deutlich unterlegen. Von einem „verdienten Sieg“ für den Gast aus Remscheid sprach auch Hallensprecher Volker Tapper, der zudem immer wieder auf die hohe Qualität des Gegners verwies.
Die Stimmung ließen sich die Bottroper aber vom klaren Ergebnis zugunsten des Kontrahenten nicht vermiesen. So verbuchte der JC 66 neben den nimmermüden Anfeuerungen vom Mattenrand auch sportliche Highlights, die für gute Laune sorgten: Als Justus Hirschfelder in den Rückkämpfen in der Klasse bis 60 kg zum Einsatz kam, brandete in der Dieter-Renz-Halle Jubel auf.
Justus Hirschfelder kommt zu seinem Bundesliga-Debüt
Denn für den jungen Bottroper Athleten war es der erste Bundesligaeinsatz überhaupt – dieser ging gegen den Franzosen Olivier Naert zwar verloren, Applaus gab es trotzdem. Und auch Arthur Distel zeigte sich in der Meisterschaft erstmals für die 66er aktiv, wenngleich er in der Klasse bis 90 kg ebenfalls das Nachsehen hatte. Tefett: „Die Entwicklung ist absolut positiv. Wir führen immer wieder Talente heran und geben ihnen Einsatzzeiten.“
Eine Spitze in Richtung des Gastes aus Remscheid, der zwar auf viel nationale wie auch internationale Klasse setzen konnte, sich aber insbesondere durch seine finanzielle Stärke auszeichnet, konnten sich die Hausherren derweil nicht verkneifen. „So richtig kam bei ihnen keine Stimmung auf“, befand Tefett.

Derweil verwies Tapper in der Halbzeitpause auf die Cafeteria und den entsprechenden Erlös, von dem der JC-Nachwuchs profitieren soll. Und bemerkte: „Auf unsere Jugendarbeit sind wir besonders stolz. Die Erfolge sprechen für sich, viele Bundesligakämpfer wurden eigens ausgebildet. Das ist großartig, das ist nachhaltig.“
Remscheid bietet ein hochkarätig besetztes Team auf
Dass für den JC 66 gegen Remscheid an diesem Tag zahlenmäßig kaum etwas zu holen sein würde, davon war schon beim Einwiegen vor dem Bundesligaduell auszugehen. Zu groß waren die qualitativen Unterschiede, immerhin bot der RTV einiges auf: Neben Naert zählte etwa Eduard Tripper zum Kader, der 2020 bei Olympia die Silbermedaille holte. Auch der Niederländer Lars Vissers zählt zur internationalen Spitzenklasse, Alexander Wieczerzak wurde 2017 in Budapest Weltmeister.
Im Ergebnis lagen die Bottroper schon nach der ersten Runde mit 1:6 hinten. Nur Ilyas Vinayev punktete (bis 66 kg) und lieferte zwei bärenstarke Kämpfe, denn auch das Rückduell gewann der JC-Judoka. Tefett: „Das war schon geil. Ilyas ist richtig stark aufgetreten.“ Den dritten Bottroper Punkt holte in Runde zwei Teamkapitän Hamsat Isaev.
Zwei Kampftage bleiben dem JC 66 Bottrop noch
Der Blick bei den Bottroper Piraten wurde nach der Niederlage gegen Remscheid umgehend wieder nach vorne gerichtet. Denn zwei Bundesligakämpfe bleiben den 66ern in der aktuellen Kampfzeit noch. Im Heimderby gegen Witten sowie im Auswärtskampf bei Walheim sollen für den JC endlich Siege herausspringen.
„Drei Punkte sind das Minimalziel“, gibt Markus Wallerich für seine Mannschaft die Marschroute vor. „Die Voraussetzungen dafür sind gut“, ergänzt Jan Tefett, „gerade auf den Heimkampf gegen die Sport-Union Annen aus Witten freuen wir uns sehr. Das wird nochmal ein Höhepunkt in dieser Saison.“
Weitere Berichte aus dem Bottroper Amateurfußball
- 72 Fotos: Polonia Ebel feiert mit Freunden bis Mitternacht
- BW Fuhlenbrock muss in heißen Situationen cooler bleiben
- Hattrick! Bottrop hat weiter einen U19-Niederrheinligisten
- VfB Bottrop landet Transfer-Coup: Top-Verteidiger sagt zu
Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Bottrop lesen Sie hier!