Gelsenkirchen. Die Sportfreunde Bulmke haben das Relegationsspiel gewonnen. Das 1:0 gegen den VfB Kirchhellen wurde aber von hässlichen Szenen überschattet.

Es hätte der perfekte Tag für Sascha Wolf werden können. An die 3000 Zuschauer waren ins Stadion Lüttinghof gekommen, um das Relegationsspiel zu sehen, das die Sportfreunde Bulmke mit einer Mischung aus Glück und Cleverness gegen den VfB Kirchhellen gewannen. Doch anstatt nach dem 1:0 (0:0) den Bezirksliga-Aufstieg zu feiern, löste sich Bulmkes Trainer schnell aus der Jubeltraube.

Wolf hatte Martin Stroetzel erblickt. Und Wolf hatte das dringende Bedürfnis, sich mit seinem Trainerkollegen vom VfB Kirchhellen zu unterhalten. Er nahm ihn zur Seite, legte eine Hand auf seine Schulter und sprach ganz offen: „Mir tut das unheimlich leid. Dieses Verhalten gehört sich nicht, dafür gibt es keine Entschuldigung. Das werde ich auch meiner Mannschaft sagen.“

Spieler der Sportfreunde Bulmke provozieren den VfB-Anhang

Wolf hatte zuvor aus der Distanz mitbekommen, wie Teile seines Teams nach dem Abpfiff quer über den Platz in Richtung der Kirchhellener Fans gerannt waren. Sich dort vor den enttäuschten Blau-Weißen aufbauten. Andere hatten vor erschöpften VfB-Fußballern gestenreich ihre Häme und Schadenfreude zum Ausdruck gebracht.

Wolf kommentierte die Provokation seiner Spieler: „Diesen Weg darunter muss ich nicht machen. Wir können doch hier und mit unseren Fans feiern. Warum laufen die quer über den Platz? Diesen weiten Weg. Ich verstehe das nicht. Und das lasse ich auch nicht durchgehen. Dazu werde ich noch klare Worte finden.“

Die unpassenden Gesten und Worte ließen den Anhang des VfB Kirchhellen nicht kalt. Zuschauer stürmten auf den Platz. Zunächst wurde geschimpft und geschubst, dann gab es Tritte, schließlich flogen auch Fäuste. Szenen, die überhaupt nicht ins Bild des bisherigen Nachmittags passten.

Kirchhellens Bürgermeister Hendrik Dierichs reagiert geschockt

Gut zehn Minuten lang herrschte Chaos auf der Tribünenseite des Stadions Lüttinghof. Die Ordner des SC Hassel brauchten Zeit, um die Lager zu trennen und die Lage zu beruhigen. Die Gelegenheit zu einer Bestandsaufnahme bot der Nachmittag nicht. Das Spiel wird wahrscheinlich noch die Sportgerichtsbarkeit beschäftigen.

Kirchhellen am Boden: Die Kicker des VfB waren das bessere Team, standen am Ende aber mit leeren Händen da.
Kirchhellen am Boden: Die Kicker des VfB waren das bessere Team, standen am Ende aber mit leeren Händen da. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Genauso geschockt wie Sascha Wolf reagierte Kirchhellens Bürgermeister Hendrik Dierichs auf die Szenen. „Unfassbar“, gab er kopfschüttelnd zu Protokoll. Auch er unterhielt sich direkt nach Spielschluss mit Sascha Wolf. Beide waren sich in der Bewertung der Szenen einig. Immerhin: Die Offiziellen beider Seiten, die Trainer, die Spieler und Vorstände beider Klubs reichten sich nach den Tumulten sportlich die Hand.

Sascha Wolf drückt dem VfB Kirchhellen jetzt die Daumen

„Ich hoffe, dass ihr es gegen Fichte Hagen schafft, dann sehen wir uns in der Bezirksliga wieder“, verabschiedete sich Sascha Wolf mit einem frommen Wunsch von Kirchhellens Trainer und wusste selbst nicht, ob ihm nun zum Feiern oder zum Ärgern zumute war.

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Sportlich hatten die Bulmker an diesem Mittag alles richtig gemacht. Denn die Gelsenkirchener waren über die Distanz des Spiels gesehen die schwächere Mannschaft. Dass Bulmke die Dominanz des VfB trotzdem brechen und einen goldenen Treffer landen konnte, hatte auch mit dem glücklichen Händchen von Sascha Wolf zu tun.

Joker Kubilay stellt das Spiel mit seinem Treffer auf den Kopf

Denn die Einwechslung von Bakir Kubilay stellte die Statik des Spiels nach 70 Minuten völlig auf den Kopf. Der lange verletzte Spieler brachte Geschwindigkeit in das bis dahin kaum vorhandene Offensivspiel der Sportfreunde. Er war es auch, der einen Konter erfolgreich zum 1:0 abschloss.

Ein Treffer, der Martin Stroetzel bitter aufstieß. Kirchhellens Trainer erklärte: „So ein dummes Gegentor. In solch eine Situation dürfen wir nicht geraten. Nebenbei war das ganz klar Abseits.“ Aus Stroetzel sprach auch die Enttäuschung. Sein Team hatte zuvor zwar überhaupt nichts zugelassen, konnte auf der anderen Seite aber kein Kapital aus besten Tormöglichkeiten schlagen.

VfB Kirchhellen lässt eine Reihe bester Tormöglichkeiten liegen

„Berti mit seinem Kopfball, Silas hat gleich zwei Aktionen, eine davon ist eine Hundertprozentige. Auch Finn steht frei vor dem Tor. Wir hatten so viele Chancen“, zählte Stroetzel auf und stellte ernüchtert fest: „Unsere Kreativabteilung kann viel besser spielen. Wir hatten heute nicht unseren besten Tag, das muss man zugeben. Glückwunsch an Bulmke.“ Für die Szenen nach dem Abpfiff fand Kirchhellens Trainer knappe Worte: „Das war hochgradig bescheuert.“

Der VfB Kirchhellen war für jede Feierlichkeit gerüstet, muss aber umdisponieren. Denn die zweite Chance aufs Ticket zur Bezirksliga lässt nicht lange auf sich warten. Schon am Sonntag steht an der Loewenfeldstraße das Hinspiel gegen den TSV Fichte Hagen an (15 Uhr). Das Rückspiel wird am Donnerstag in Hagen ausgetragen (19 Uhr). Der Gewinner aus dem direkten Vergleich steigt auf.

Der Liveticker zum Nachlesen

VfB Kirchhellen - Spfr Bulmke 0:1

18.25 Uhr: Sascha Wolf ist entsetzt. Bulmkes Trainer entschuldigt sich für die Szenen bei seinem Kollegen Martin Stroetzel.

18.10 Uhr: Unschöne Szenen nach dem Abpfiff. Gelsenkirchener Spieler halten es für eine gute Idee, vor den gegnerischen Fans zu jubeln. Es wird getreten und geschlagen.

17:57 Uhr: Bulmkes Betreuer sieht Gelb, weil er zulange braucht, um verletzten Spieler zu erreichen.

17.53 Uhr: Das Tor hat die Statik des Spiels verändert. Kirchhellen riskiert mehr, Bulmke kontert nach Ballgewinnen.

17.51 Uhr: Mehmet Kafli hat die Chance zum 2:0. Alexander Groß pariert.

17.47 Uhr: Bulmke geht nach einem Konter in Führung. Das 1:0 fällt aus heiterem Himmel

17.43 Uhr: Der erste Bulmker hat einen Wadenkrampf.

17.30 Uhr: Viel Leerlauf. Kirchhellen ist am Drücker, aber Bulmke mauert konsequent.

17.11 Uhr: und gleich die erste Chance für den VfB Kirchhellen. Nach Flanke von Fannasch verpasst Mertens per Kopf.

17.11 Uhr: Die zweite Halbzeit läuft

16.54 Uhr: Schiedsrichter Cengiz Kabalakli pfeift zur Halbzeit.

16.51 Uhr: Riesenchance für den VfB. Nach Eckball Stratmann kommt Max Bertlich zum Kopfball. Cenk Balci pariert.

16.50 Uhr: Gewinner der ersten Halbzeit ist das Finanzamt: Mehr als 2500 Zuschauer sind ins Stadion Lüttinghof gekommen.

16.46 Uhr: Bulmke bisher mit mehr Foulspielen als gelungenen Aktionen.

16.43 Uhr: Fast das 1:0 für den VfB. Nach einem Eckball von Finn Mertens geht der Kopfball von Fannasch knapp rechts vorbei.

16.41 Uhr: Kirchhellen hat aktuell Feldvorteile, verzeichnet viele Ballgewinne und hat den Vorwärtsgang eingelegt. Von Bulmke kommt wenig.

16.36 Uhr: Erste Großchance des VfB. Nach einer Flanke von Sascha Markmann kommt Finn Mertens frei zum Abschluss. Knapp drüber.

16.25 Uhr: Jetzt der VfB. Silas Fannasch köpft den Ball nach Freistoß von Max Stratmann knapp drüber.

16.22 Uhr: Erster Abschluss Bulmke. Görkem Cem schießt aus der zweiten Reihe. Kein Problem für Groß.

16.21 Uhr: Verhaltene Anfangsphase. Beide Teams legen ihren Fokus auf Absicherung.

16.11 Uhr: Bulmkes Paul Stieber sieht Gelb.

16.09 Uhr: Die Partie läuft

15.43 Uhr: Die Startsufstellung. Bulmke: Balci, Ekici, Serhan, Bertram, Gülnaz, Yagcioglu, Cetin, Can, Kilcalp, Stieber, Gündüz. Kirchhellen: Groß; Bertlich, Große-Venhaus, Mertens, Mohs, Marpe, Stratmann, Fannasch, Markmann, Kleine-Besten, Kruppa.

15.30 Uhr: Die ersten 1000 Zuschauer sind schon da. Die Startaufstellung aber noch nicht.

9.01 Uhr: Der Verlierer der heutigen Partie muss sich auf eine terminliche Änderung einrichten. Denn die zweite Relegationsrunde mit Hin- und Rückspiel gegen den TSV Fichte Hagen beginnt früher als zunächst geplant. Der Verlierer von heute hätte am Sonntag, 2. Juni, zunächst Heimrecht (15 Uhr). Das Rückspiel wird dann am Donnerstag, 6. Juni, in Hagen ausgetragen (19 Uhr). Eine Auswärtstorregel gibt es in diesem Vergleich nicht.

8.51 Uhr: Für das Relegationsspiel haben sich aus allen Himmelsrichtungen zahlreiche Zuschauer angekündigt. Aufgrund der knappen Parkplatzsituation werden Autofahrer gebeten, den BP-Mitarbeiterparkplatz an der Alexander-von-Humboldt-Straße 1 zu nutzen.

8.32 Uhr: Gemessen an der Bedeutung der Partie für beide Vereine, sind die Eintrittspreise für das heutige Spiel ein Schnäppchen: Erwachsene zahlen 5 Euro, Jugendliche 3 Euro. Die Partie wird auf dem Naturrasen des Stadions Lüttinghof ausgetragen.

8.11 Uhr: An das letzte Pflichtspiel zwischen beiden Klubs hat der VfB Kirchhellen übrigens keine guten Erinnerungen. Am 23. September 2020 standen sich die beiden Teams in der ersten Runde des Kreispokals gegenüber. Die Sportfreunde Bulmke siegten mit 7:2. Ein Sieg ohne Wert: Der Kreispokal-Wettbewerb wurde wegen der Corona-Pandemie bereits nach der ersten Runde abgebrochen.

8.03 Uhr: Beide Teams hätten sich übrigens den Aufstieg in die Bezirksliga redlich verdient. Sowohl der VfB als auch die Sportfreunde Bulmke holten sich in ihren Staffeln souverän die Meisterschaft. Zwischen Kirchhellen und Vizemeister VfL Grafenwald standen am Ende 14 Punkte. Bulmke hatte neun Punkte mehr als der Tabellenzweite Adler Feldmark.