Kirchhellen. VfB Kirchhellen gegen VfL Grafenwald. Die Dorfmeisterschaft ist am Sonntag auch das Topspiel der A-Liga. Alles, was man zum Derby wissen muss:

Der VfB Kirchhellen ist in dieser Saison noch ohne Niederlage. Auch deshalb stellt das Dorfderby für den VfL Grafenwald am Sonntag (15 Uhr, Kunstrasen, Loewenfeldstraße) eine ganz besondere Herausforderung dar. Ein Sieg würde ganz nebenbei eine destaströse Serie beenden: Denn die Wöller warten schon achteinhalb Jahre auf einen Meisterschaftssieg gegen den Nachbarn.

1. Es könnte die letzte Dorfmeisterschaft für einige Zeit sein

Für den VfL Grafenwald bietet das Derby die letzte Chance, den Kampf um Meisterschaft und Aufstieg noch einmal spannender zu machen. Der VfB Kirchhellen führt die Tabelle nach 19 von 28 Spieltagen mit einem Vorsprung von zehn Punkten an. Gewinnen die Kirchhellener im Derby, stehen ihnen die Tore zur Bezirksliga weit offen. Ein Aufstieg würde auch das vorläufige Ende der Dorfmeisterschaft bedeuten. Duelle auf Augenhöhe gäbe es dann für mindestens eine Saison maximal im Pokal oder in Freundschaftsspielen.

2. Sie werden garantiert Freunde und Bekannte treffen

Rund 21.000 Menschen leben in Kirchhellen, über 5.000 davon sind Grafenwälder. Die Duelle zwischen VfB und VfL gehören immer wieder zu den Höhepunkten des Sportjahres. Und die Dorfderbys sind gut besucht. Über 800 Zuschauer sahen das Hinspiel im September 2023, das der VfB Kirchhellen mit 4:0 für sich entschied. Das Publikum ist bunt gemischt. Vom Dorfmeisterschafts-Virus sind Schulkinder genauso befallen, wie die Dorfältesten aus beiden Lagern. Was dieses Derby von vielen anderen unterscheidet:

Den 4:0-Erfolg des VfB Kirchhellen im Hinspiel verfolgten auf der Sportanlage des VfL Grafenwald mehr als 800 Zuschauer.
Den 4:0-Erfolg des VfB Kirchhellen im Hinspiel verfolgten auf der Sportanlage des VfL Grafenwald mehr als 800 Zuschauer. © FELx | Felix Hoffmann

3. Die Küche kann kalt bleiben

Der VfB Kirchhellen war in den letzten Jahren nicht gerade dafür bekannt, bei Heimspielen kulinarisch groß aufzufahren. Seit knapp zweieinhalb Jahren aber können sich Zuschauer darauf verlassen, dass der Grill nicht kalt bleibt. Schatzmeister Mario Roesner hat ein Team von rund 10 Mitgliedern um sich herum versammelt, aus dem sich zu den Heimspielen das Grillteam rekrutiert. Dabei setzt der VfB auf Klasse statt Masse: Am Sonntag wird es Bratwurst, Krakauer und Frikadellen geben, dazu frisch gebackene Brötchen aus dem Dorf. In der Bude neben dem Grill werden Waffeln und frisch gebrühter Kaffee serviert. Natürlich wird dort auch das wichtigste Kaltgetränk über den Thresen gehen.

Der Tag nach dem Derby ist für die Verlierer nicht angenehm. An der Schule, im Job, da wird man sich einige Sprüche gefallen lassen müssen
Marco Samland - Vorstand Öffentlichkeitsarbeit VfB Kirchhellen

4. Blau oder Grün: Sie können Farbe bekennen

„Man kennt und schätzt sich, grüßt sich das ganze Jahr lang über den Gartenzaun. Doch dann ist man im Derbymodus, kann den Nachbarn für ein paar Stunden nicht leiden“, sagt Marco Samland. Dabei kennt das Vorstandsmitglied des VfB Kirchhellen das Derby von beiden Seiten. 25 Jahre lang spielte Samland für den VfL Grafenwald. Ein Umzug nach Kirchhellen bedeutete auch den Wechsel vom VfL zum VfB. „Der Tag nach dem Derby ist für die Verlierer nicht angenehm. An der Schule, im Job, da wird man sich einige Sprüche gefallen lassen müssen“, so Samland.

Derbysiege sind die schönsten Siege und werden auch entsprechend gefeiert. Der VfB Kirchhellen hat schon seit achteinhalb Jahren kein Derby gegen den VfL Grafenwald verloren.
Derbysiege sind die schönsten Siege und werden auch entsprechend gefeiert. Der VfB Kirchhellen hat schon seit achteinhalb Jahren kein Derby gegen den VfL Grafenwald verloren. © FELx | Felix Hoffmann

5. Die Dorfmeisterschaft ist diesmal auch ein absolutes Spitzenspiel

Der Wetterdienst sagt zwar einen bewölkten Himmel, aber immerhin auch frühlingshafte 14 Grad voraus. Die meisten Geschäfte haben geschlossen und viele Menschen haben frei. Die Fußballfans aus Grafenwald und Kirchhellen benötigen schon wirklich gute Gründe, um am Sonntag nicht an die Loewenfeldstraße zu kommen.

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Die Ausgangslage ist so interessant wie schon sehr lange nicht mehr: Der Vergleich der Nachbarn ist in diesem Jahr auch das absolute Topspiel der Kreisliga A: Der Tabellenführer empfängt den Tabellenzweiten. Der VfB Kirchhellen ist noch ungeschlagen, hat in der laufenden Saison nur die beiden Spiele gegen Adler Ellinghorst nicht gewinnen können (jeweils 1:1). Mehr geht.

Was sonst noch wichtig ist

Für den VfL Grafenwald hat das Derby am Sonntag gleich in doppelter Hinsicht einen besonderen Reiz: Die Grün-Weißen könnten dem Nachbarn die erste Saisonniederlage beibringen. Das Hinspiel zeigte, dass dazu mehr nötig ist, als ein beherzter Auftritt. Denn auch wenn die Wöller im September viel Energie investierten: Die Punkte gingen am Ende an den Nachbarn. Der 4:0-Sieg wies dabei vor allem die Cleverness des VfB Kirchhellen aus. Die Blau-Weißen hatten Grafenwald immer wieder kommen lassen und nutzten ihre Chancen eiskalt aus.

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Zusätzliche Motivation ziehen die Grafenwälder aus der Dorfderby-Statistik: Denn der letzte Erfolg liegt schon mehr als 3000 Tage und damit achteinhalb Jahre zurück. Letztmalig gewinnen konnte der VfL am 21. November 2015. Das 2:0 beendete damals eine beeindruckende Kirchhellener Serie von sechs Siegen in Serie. Die Treffer erzielten Nico Haufe und Dennis Grüttner.

Die Zuschauer dürfen sich auf guten Fußball freuen: Die beiden offensivstärksten Mannschaften der Liga treffen aufeinander.
Die Zuschauer dürfen sich auf guten Fußball freuen: Die beiden offensivstärksten Mannschaften der Liga treffen aufeinander. © FELx | Felix Hoffmann

Dorfderby-Premiere für Sebastian Stempel

Beim 0:4 des VfL Grafenwald im Hinspiel war Sebastian Stempel noch Zaungast. Damals stand seine Entscheidung, Trainer der Wöller zu werden, noch nicht fest. Stempel ließ sich vom Ergebnis nicht schrecken, sagte wenig später zu und formte aus der Mannschaft ein Team, das in der Liga keinen Gegner fürchten muss. Unter seiner Regie wurden die ersten sieben Spiele gewonnen. Die Serie riss erst vor drei Wochen im Auswärtsspiel gegen Preußen Sutum (1:2).

Stempel fühlt vor dem Spiel keinen Druck: „Ich freue mich sehr auf mein erstes Dorfderby. Kirchhellen ist für mich der klare Favorit. Aber wir werden versuchen, das Beste herauszuholen.“ Stempel glaubt, dass am Ende Kleinigkeiten über den Spielausgang entscheiden können: „Wir müssen die Kirchhellener Stärken gut wegverteidigen. Unser Gegner steht kompakt. Der VfB wird versuchen, seine Offensivstärken und seine Qualität bei Standards auszuspielen.“

Ich habe meinen Jungs gesagt, dass wir unsere Linie beibehalten werden. Wir werden unser Glück in die eigene Hand nehmen und Feuer geben.
Martin Stroetzel - Trainer des VfB Kirchhellen

Ein paar Monate länger im Amt ist sein Trainerkollege Martin Stroetzel. Der 60-Jährige hat das Team nach dem Abstieg aus der Bezirksliga wieder in die Spur gebracht. Unter seiner Leitung ist die Mannschaft in Pflichtspielen noch ohne Niederlage. Stroezel macht kein Geheimis daraus, wie er das Spiel angehen will: „Ich habe meinen Jungs gesagt, dass wir unsere Linie beibehalten werden. Wir werden unser Glück in die eigene Hand nehmen und Feuer geben.“

Ziel sei es, den Vorsprung auf die Verfolger auszubauen. Stroetzel ist sich sicher: „Wenn der VfL Grafenwald seine Chance sucht, den Rückstand auf uns zu verkürzen, dann können sich die Zuschauer auf ein richtig gutes Fußballspiel freuen. Mir reicht es völlig, wenn wir am Ende einmal mehr getroffen haben.“

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