Bottrop. Als im Endspiel nur noch zwei Rhenanen auf dem Feld stehen, setzt Kudret Kanoglu den entscheidenden Treffer. VfB Bottrop löst den Titelträger ab:

In einem Punkt war sich ein Großteil der Zuschauer einig: Die beiden besten Mannschaften des Turniers hatten am Sonntag den Sprung ins Endspiel geschafft. Vorjahressieger Rhenania und Herausforderer VfB Bottrop lieferten sich dann aber eine Partie, die in einem krassen Kontrast zu ihren vorherigen Auftritten stand.

Denn es schien beinahe, als hätten die Finalisten das Fußballspielen verlernt, ausgerechnet vor dem wichtigsten Spiel. Das Endspiel war von viel Härte und Emotionen geprägt. Es wurde geschoben, gedrängt, gefoult und geschrien. Die Statistiker zählten am Ende mehr Zeitstrafen (5) als Tore.

Und während VfB Bottrops Trainer Volker Hohmann nach dem Schlusspfiff den 2:0-Erfolg als „in absolutem Maße verdient“ feierte, rang sein Trainerkollege Marvin Backhaus mit den Tränen. Der Coach von Rhenania steckte emotional in einer kuriosen Schleife zwischen Enttäuschung und Stolz: „Wir haben tollen Fußball gespielt, stehen aber am Ende mit leeren Händen da. Fußball ist manchmal so.“

Das Finale wird schnell emotional

Lindernd auf den Gefühlszustand von Backhaus sollte wirken, dass Rhenania sich über die zwei Tage als starke Hallentruppe präsentiert hatte. Die Blau-Weißen hatten sich bis zum Finale keine Schwäche erlaubt, zogen mit Siegen über den VfL Grafenwald, die Welheimer Löwen und ein Unentschieden gegen Fortuna souverän ins Halbfinale ein. Dort war der VfB Kirchhellen kein Stolperstein. Der Bezirksligist setzte sich deutlich mit 5:0 durch.

Der Schiedsrichter hatte im Finale alle Hände voll zu tun. Kein leichtes Spiel für den Unparteiischen.
Der Schiedsrichter hatte im Finale alle Hände voll zu tun. Kein leichtes Spiel für den Unparteiischen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Gleichfalls souverän war der VfB Bottrop ins Endspiel marschiert. Hoch verdienten Erfolgen gegen den VfB Kirchhellen (7:1) und den SV 1911 Bottrop (9:0) stand nur ein kleiner Makel entgegen: das durchaus glückliche Unentschieden gegen das Überraschungsteam von BW Fuhlenbrock. Flecken auf den Titelhoffnungen hinterließ das 1:1 aber nicht. Denn die wischten die Schwarz-Weißen im Halbfinale wieder streifenfrei weg: Der VfB spiegelte sich 15 Minuten später im Glanze eines überzeugenden 6:2-Erfolgs gegen den VfL Grafenwald.

Im Finale bog das Spiel nach kurzer Abtastphase aber schnell in die falsche Richtung ab. Rhenania und VfB monierten nach der Partie einige Schiedsrichter-Entscheidungen, erfassten damit aber nicht die ganze Wahrheit. Denn beide Teams waren zu gleichen Teilen selbst dafür verantwortlich, dass sich die spielerische Auseinandersetzung in einen emotionalen Schlagabtausch verwandelte.

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Hatten beiden Teams ihre Gegner zuvor noch mit feiner Klinge zerlegt, wurde das Spielgerät in der finalen Auseinandersetzung eher durch den Fleischwolf gekurbelt. VfBs Samet Kanoglu war der erste, der mit einer Zwei-Minuten-Zeitstrafe vom Feld musste. Rhenania konnte daraus aber keinen Profit schlagen, im Gegenteil.

Kudret Kanoglu schießt den VfB in Führung

Denn mit Hannes Ostgathe und Orcun Mengenli wurden jetzt zwei Blau-Weiße in kurzer Folge auf die Strafbank geschickt. Nur Sekunden später hielt der Schiedsrichter auch Delowan Nawzad zwei Finger entgegen. Jetzt standen nur noch zwei blau-weiße und drei schwarz-weiße Fußballer auf dem Feld. Kudret Kanoglu nutzte den Freiraum zwischen den Toren und brachte den VfB Bottrop mit 1:0 in Führung.

Die Versuche von Alkan Celik (r.) und Co. blieben erfolglos. Rhenania Bottrop hatte zuvor in allen Spielen getroffen, doch im Finale ließ der VfB Bottrop kaum Chancen zu.
Die Versuche von Alkan Celik (r.) und Co. blieben erfolglos. Rhenania Bottrop hatte zuvor in allen Spielen getroffen, doch im Finale ließ der VfB Bottrop kaum Chancen zu. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Als dann Emo Bayhoca wegen Reklamierens für zwei Minuten des Feldes verwiesen wurde, witterte Rhenania in Überzahl seine Chance, lief dem VfB aber ins offene Messer. Denn die Schwarz-Weißen spielten clever und erhöhten in Unterzahl durch Hussein Solh auf 2:0. Das Spiel war entschieden. Rhenania rannte zwar bis zum Ende an, doch der VfB ließ nichts mehr anbrennen.

„Erst einmal möchte ich sagen, dass wir hochverdient und überragend Stadtmeister geworden sind. Wir waren gegen Fuhlenbrock vielleicht ein wenig arrogant, das muss ich zugeben. Wäre das nicht passiert, dann hätten wir auch diesen Gegner genauso auseinander genommen, wie die anderen auch. Da brauchen wir uns nicht kleinzumachen“, erklärte Stadtmeister-Coach Volker Hohmann und ergänzte: „Wir haben heute eine große Kameradschaft gezeigt, haben attraktiven Fußball gespielt und viele Tore geschossen.“

Ein Erfolg, dem Hohmann einen hohen Stellenwert einräumt. Auch mit Blick auf das Meisterschaftsrennen in der Bezirksliga: „Dieser Erfolg bringt auch was für den Kopf, das ist ein Titel. Das motiviert uns, das nehmen wir mit.“

Das Spiel um Platz drei wurde übrigens nicht ausgetragen. Die Halbfinal-Verlierer VfB Kirchhellen und VfL Grafenwald kürten ihren „Dorfmeister“ im Neunmeterschießen. Die Wöller ballerten dreimal daneben. Rang drei ging damit an Kirchhellen (3:1).

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