Kirchhellen. Jörn Großblotekamp gehört beim Kontinentalvergleich zwischen Europa und den USA zum 25-köpfigen Referee-Team. Für ihn geht ein Traum in Erfüllung.

Für Jörn Großblotekamp geht in dieser Woche ein großer Traum in Erfüllung. Wenn ab Freitag in Rom die besten Golfer Europas gegen die besten Golfer aus den USA um den Ryder Cup antreten, ist der Kirchhellener mittendrin. Nicht als Zuschauer, sondern als Mitglied des 25-köpfigen Schiedsrichter-Teams.

Geht man nach der Anzahl der Spielregeln, dann ist Golf ein ziemlich simpler Sport. Es gibt nämlich nur 24. Das Regelwerk hat es jedoch in sich, denn das offizielle Handbuch dazu umfasst stolze 560 Seiten. In denen hat Jörn Großblotekamp schon häufig geblättert, im Grunde kennt er sie aber nahezu auswendig. Der 52-Jährige gehört zu Deutschlands ranghöchsten Schiedsrichtern.

NRW-Meisterschaften, Deutsche Meisterschaften, Porsche European Open, BMW international Open … Jörn Großblotekamp ist als Referee schon weit herumgekommen. Doch das, was ihm jetzt bevorsteht, ist etwas ganz Besonderes. Denn am Freitag beginnt das größte und bedeutendste Teamevent des Golfsports: Der Ryder Cup wird täglich mehr als 50.000 Zuschauer zum Marco Simone Golf & Country Club an den Rand der italienischen Hauptstadt ziehen.

Für Jörn Großblotekamp begann alles mit Harry Valérien

„Für mich geht wirklich ein Traum in Erfüllung“, sagt Jörn Großblotekamp, „ich werde diesen legendären Wettbewerb innerhalb der Absperrungen erleben, darf hautnah dabei sein. Das ist mit Sicherheit die Krönung meiner Laufbahn.“

Diese Laufbahn begann, als 1986 der GC Schwarze Heide Kirchhellen seinen Platz einweihte. Großblotekamp gehörte damals als junger Mann zu den ersten Mitgliedern. „Harry Valérien hat mich für den Sport begeistert. Er hat damals den Golfsport ins deutsche Fernsehen gebracht, ich war sofort fasziniert“, erinnert sich Großblotekamp.

Er beließ es aber nicht beim Spielen. „Ich habe gemerkt, dass es für das eigene Spiel von Vorteil ist, wenn man die Regeln genau kennt“, so Großblotekamp. Er absolvierte einen Lehrgang beim Landesgolfverband NRW, bestand ein Jahr später die Platzrichterprüfung und 2008 die Spielleiterprüfung.

Ludvig Aberg vom Team Europa während einer Übungsrunde. Der Ryder Cup 2023 wird in diesem Jahr vom 29. September bis zum 1. Oktober im Marco Simone Golf and Country Club bei Rom ausgetragen.
Ludvig Aberg vom Team Europa während einer Übungsrunde. Der Ryder Cup 2023 wird in diesem Jahr vom 29. September bis zum 1. Oktober im Marco Simone Golf and Country Club bei Rom ausgetragen. © dpa | David Davies

In den kleinen Kreis der besten deutschen Referees stieg Großblotekamp 2016 auf. Der Deutsche Golfverband nominierte ihn für die Ausbildung beim R&A, dem 1754 gegründeten Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews in Schottland, dem legendären „Geburtsort“ des Golfsports. Seitdem ist er das, was im Fußball ein Fifa-Schiedsrichter ist. Großblotekamp kann als Referee weltweit bei allen Turnieren und Meisterschaften als Referee eingesetzt werden.

Der Ryder Cup besitzt eine ganz besondere Anziehungskraft

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In Rom wird Großblotekamp in der Kategorie des Observing Referees eingesetzt. Zu seinem Aufgabengebiet wird gehören, in den Landezonen der Spielbahnen den Ballflug zu beobachten, Bälle, die in unwegsames Gelände fliegen, aufzuspüren und zu markieren. Außerdem sollen seine Beobachtungen dabei helfen, den Hauptschiedsrichter bei strittigen Regelfragen ins Bild zu setzen. „Das ist nötig, damit der Spielfluss gewahrt bleibt. Je schneller eine sichere Entscheidung getroffen wird, umso besser“, erklärt Großblotekamp.

Großveranstaltungen im Golf ist Jörn Großblotekamp gewohnt, der Ryder Cup wird seinen Erfahrungsschatz aber noch einmal deutlich erweitern. Der Wettbewerb gehört zu den legendärsten und publikumsträchtigsten der Welt. Alle zwei Jahre misst sich Team Europa mit dem Team USA, abwechselnd auf beiden Kontinenten.

Keine Zeit für Kultur in der italienischen Metropole

Seine besondere Anziehungskraft zieht der Ryder Cup aus den Gegensätzlichkeiten. Die „progressiven“ US-Amerikaner treffen auf die traditionalistischen Europäer. Auf dem Rängen geht es ungewöhnlich laut und ausgelassen zu, die Stimmung ist außergewöhnlich. Auch, weil die besten Golfer der Welt hier nicht für sich selbst spielen. Hier sind sie Teil eines Teams. Es werden auch keine Preisgelder gezahlt, es geht um die Ehre.

Team Europa: Rory McIlroy wird hochgehoben, während Team-Europa-Kapitän Luke Donald die Ryder-Cup-Trophäe vor einem Gruppenfoto im Marco Simone Golf and Country Club hält.
Team Europa: Rory McIlroy wird hochgehoben, während Team-Europa-Kapitän Luke Donald die Ryder-Cup-Trophäe vor einem Gruppenfoto im Marco Simone Golf and Country Club hält. © dpa | David Davies

Großblotekamp freut sich aber nicht nur auf das spezielle Flair des dreitägigen Wettbewerbs, sondern auch darauf, „viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Ich pflege mit vielen Referees ein freundschaftliches Verhältnis. Und die Gelegenheiten, bei denen man sich trifft, sind selten“, so Großblotekamp.

Für Großblotekamp, der beim Ryder Cup natürlich auch die Vereinsfarben seines Heimatclubs GC Schwarze Heide Kirchhellen vertritt, ist es der erste Besuch in Rom überhaupt. Zeit für die Attraktionen der geschichtsträchtigen Metropole wird er jedoch nicht haben, „dafür habe ich mich mit befreundeten Clubkollegen verabredet, die hier als Zuschauer dabei sind.“ Großblotekamps Wünsche für den kontinentalen Teamvergleich? „Dass Europa gewinnt und dass in zwei Jahren in den USA wieder ein deutscher Spieler dabei ist.“

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