Grafenwald. Bis zu 18 Teams droht in der A-Kreisliga-Saison der Abstieg. Der VfL Grafenwald will die Liga verlassen, allerdings in die andere Richtung.

„Wir stehen vor einer besonderen Saison“ - so formulierte es Michael Große, der Vorsitzende des Kreisfußballausschusses Gelsenkirchen, Gladbeck und Kirchhellen auf dem Seniorenstaffeltag Ende Juli. „Spannend, es wird spannend“, kommentierte Sven Koutcky, der Sportliche Leiter des VfL Grafenwald. In der an diesem Wochenende beginnenden Spielzeit gibt es im westfälischen Fußballkreis letztmals zwei Gruppen in der Kreisliga A - in der nächsten nur noch eine.

Mindestens 14 Mannschaften werden im Mai 2024 den Weg in die Kreisliga B antreten, sieben Absteiger gibt es pro Gruppe. Je nachdem, wie viele Absteiger aus der Bezirksliga Ende der Saison in diesem Kreis beheimatet sind, kann sich die Zahl der Absteiger bis auf neun pro Gruppe erhöhen. Man braucht sich nur die Tabellen auf der Plattform fussball.de mit den grün unterlegten Rängen anschauen, um sich das Ausmaß des drohenden Unheils klar zu machen.

Noch vor gut einem Jahr hätte eine solche Konstellation am Sensenfeld für Angst und Schrecken gesorgt. In der Saison 2021/22 landeten die Wöller auf Platz neun, konnten sich erst im Lauf der Rückrunde ins sichere Mittelfeld punkten. Die letzte Saison lief weitaus erfolgreicher. Der VfL wurde Fünfter, hätte mit einem optimalen Schlussspurt sogar noch einmal ganz oben angreifen können. „Das haben wir nicht ganz so gut gemacht. Daraus müssen und werden wir lernen“, lautete dann Andre Nowaks Bilanz.

VfL Grafenwald konnte sich namhaft verstärken

Nun gehen Nowak und Ralf Lazar in ihre zweite Saison und da stellt sich die Frage: Sind die Lehrlinge schon bereit fürs Meisterstück? Denn nicht nur wurden nahezu alle Spieler gehalten, der VfL gewann namhafte Akteure für sich. „Wir waren in der Breite zu dünn aufgestellt, darauf haben wir reagiert“, erläutert Koutcky. „Glücklicherweise konnten wir uns mit Gino Pöschl, Hendrik Bromkamp, Jens Bergforth und Tom Streich super verstärken.“ Nach der Vorbereitung ist er sicher: „Sie sind schon sehr gut integriert und fühlen sich wohl.“

Bei der Frage, ob diese Verpflichtungen eine (Über-)Lebensversicherung angesichts der zahlreichen Abstiegsplätze oder als Ansage für den Kampf um die Meisterschaft verstanden werden sollen, zögert Koutcky nicht. „Wir haben richtig Potenzial. Wir wollen besser abschneiden als in der letzten Saison, aber auch, so lange es geht, um die Meisterschaft spielen.“

Eine Drucksituation sei dies aber nicht. „Klar, es gibt viele, die sagen, der VfL Grafenwald ist klarer Favorit in der Liga. Wir wollen aufsteigen und würden uns wahnsinnig freuen und feiern, wenn es klappt. Aber wir müssen es nicht.“ Laut Koutcky sieht es die Mannschaft genauso: „Die wollen es auch, unsere Spieler sagen selbst: Jetzt mit den Verstärkungen haben wir die Möglichkeit dazu, oben mitzuspielen. Sie sehen, dass wir eine hohe Transferqualität haben und die Neuzugänge super bei uns reinpassen. Das ist eine sehr schöne Situation.“

Spieler bekommen keine finanziellen Zuwendungen

Der VfL konnte sich namhaft verstärken. Gino Pöschl wechselte vom VfB Bottrop ins Waldstadion.
Der VfL konnte sich namhaft verstärken. Gino Pöschl wechselte vom VfB Bottrop ins Waldstadion. © VfL

Dass ausgerechnet zum Saisonstart die Personallage nicht die optimale ist, sieht er dazu nicht im Widerspruch. „Für jeden Verein kann die Urlaubszeit eine Durststrecke bedeuten. Schließlich ist für uns alle Fußball ein Hobby. Kein Spieler hier bekommt als Einzelner Geld in die Hand gedrückt, wir investieren es lieber in Teamevents. Wir haben die Spieler davon überzeugt, dass wir ein sympathischer Verein sind, in dem sie mit Spaß Fußball spielen können.“

Finanziell untermauert werden die Möglichkeiten und Ziele am Sensenfeld mit einem breit aufgestellten Sponsoring; auch die Pflege dieser Partner obliegt dem Sportlichen Leiter. „Wir möchten unseren Unterstützern auch etwas zurückgeben.“ So werden die Sponsoren immer mal zu Treffen eingeladen - oder zu besonderen Spielen. „Da stehen die Derbys gegen Kirchhellen natürlich ganz oben - und das ist das Schönste, dass wir in diesem Jahr wieder das wahre Derby haben, mit dem Duell der beiden ersten Mannschaften.“

Am siebten Spieltag steigt die Hinrundenpartie - mit dem Heimrecht für die Wöller. „Wir stehen gerade in der Planung, ob wir wieder auf den Freitagabend gehen. Aber auch das Derby in der vergangenen Saison zur regulären Spielzeit am Sonntag war sehr gut besucht. Wichtig ist da immer nur, dass Schalke nicht spielt“, meint Koutcky lachend.

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