Bottrop. Als der Trainer noch ein Trikot trug: Stefan Thiele stand in seiner Laufbahn vor schweren Entscheidungen. Heute würde er einiges anders machen.
Stefan Thiele ist ein echtes Kind des Ruhrpotts. Der gebürtige Gelsenkirchener und Trainer der Bezirksligamannschaft des SV Rhenania Bottrop hat unzählige Stunden auf und neben dem Fußballplatz verbracht. Seit rund 46 Jahren ist Thiele nicht nur dem Volkssport treu verbunden, auch die Heimat hat für ihn immer eine wichtige Rolle gespielt.
Ans Ende seiner Fußballlaufbahn denkt er noch lange nicht: „Ich bin schon ziemlich fußballverrückt“, gesteht der Rhenania-Coach ein. Der 49-Jährige blickt auf eine beeindruckende Vita zurück: Ein Spiel im berühmtem Wembley-Stadion, aber auch ein kritisch beäugter Wechsel von Schalke 04 zu Borussia Dortmund stehen in seinem Lebenslauf.
Stefan Thiele: Heute würde ich bei Schalke bleiben
Letzteres würde er heutzutage kein zweites Mal machen. „Heute würde ich mich anders entscheiden. Ich würde bei Schalke bleiben“, sagt der gebürtige Gelsenkirchener. Das habe aber weniger mit der ausgeprägten Rivalität zwischen beiden Klubs zu tun, sondern vielmehr mit den damaligen Erfolgsaussichten im Profifußball.
Als B-Jugendlicher hatte Thiele damals den Schritt gewagt und folgte seinem damaligen Jugendcoach Michael Skibbe zu den Schwarz-Gelben. „Nach meiner Jugendzeit habe ich auch zwei Jahre lang dem Profikader beim BVB angehört“, erinnert sich Thiele zurück.
Zu einem Bundesligaspiel hat es allerdings nie gereicht. „Immer dann, wenn ich die Chance dazu hatte, habe ich mich vorher verletzt. Und dann kam Ottmar Hitzfeld als Trainer, mit ihm wurde eine sehr erfolgreiche Zeit bei der Borussia eingeläutet.“ Damit war das Kapitel Dortmund für den jungen Fußballer beendet.
Als Jugendlicher in der Saison 1982/83 zu Schalke 04 gekommen
Es folgte 1994 der Wechsel zu Rot-Weiss Essen. Schon zu dieser Zeit hatte Thiele im Fußball so einiges erlebt. Denn seine ersten Schritte auf dem Spielfeld machte er bereits im zarten Alter von drei Jahren beim STV Horst-Emscher. „Ich bin immer auf dem Platz rumgekrabbelt“, so Thiele, dessen Vater damals Trainer beim STV war und auch der sechs Jahre ältere Bruder bei Horst-Emscher spielte.
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„Mein erstes Spiel habe ich mit sechs Jahren gemacht“, erinnert er sich zurück. Das fußballerische Talent war dem Nachwuchskicker, der umgehend in der E-Jugend spielte, dabei schon früh anzumerken. Schon zur Saison 1982/83 wechselte er zum FC Schalke 04. „Klar war das immer einer meiner Lieblingsklubs“, so Thiele, der bis zur B-Jugend bei den Königsblauen reifte.
Dennoch ließ er sich im jungen Alter zu einem Wechsel zum Revierrivalen hinreißen. „Schalke wäre zu dieser Zeit beinahe aus der zweiten Liga abgestiegen, ich habe deshalb beim BVB die bessere Perspektive gesehen.“
Stefan Thiele durchlief alle Jahrgänge der Jugend-Nationalmannschaften
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Denn Thiele wurde bereits in der U15 zum Jugend-Nationalspieler und durchlief bis zur U21 alle Nachwuchsauswahlen. „1988 habe ich mein erstes Länderspiel in Frankreich absolviert“, erinnert sich Thiele zurück. Es folgte ein Jahr später ein nahezu einmaliges Erlebnis, als er mit dem DFB-Juniorenteam in Wembley spielte. „Das war wirklich schön.“
Die Schattenseite des fußballerischen Seins: Schon als Heranwachsender zog sich Thiele teils schwere Verletzungen zu, die immer wieder neue Steine in seine Laufbahn legten. „Durch einen Kreuzbandriss konnte ich in der U21 kein Spiel mehr machen.“
Thiele: Der Fußball ist heute athletischer, die Jungs haben es nicht einfacher
Während seiner Spielerkarriere sammelte Stefan Thiele viel Erfahrung. Diese möchte der 49-Jährige heute an seine Spieler vom SV Rhenania weitergeben. Vor allem auf Technik und mannschaftliche Organisation legt er großen Wert.
„Ich achte schon ganz besonders auf unser Pass- und Kombinationsspiel“, erzählt Thiele, „das ist für mich das A und O.“ Von ungefähr kommt das nicht – der Gelsenkirchener ist im Mittelfeld groß geworden und hat dort nahezu jede Position ausgefüllt. „In der Regel habe ich sehr offensiv gespielt, war aber auch mal Libero“, so Thiele.
Kreativität und der richtige Umgang mit dem Ball waren ihm immer wichtig: „Ich glaube, dass ich eine ganz gute Technik hatte. Ich habe mich in meiner Rolle immer sehr wohl gefühlt.“ Allerdings erkennt Thiele im modernen Fußball auch Unterschiede im Vergleich zu damaligen Zeiten. „Die Jungs sind heute viel athletischer, die Physis hat eine größere Bedeutung.“ Insgesamt weise der Fußball selbst im Amateurbereich zunehmend professionellere Strukturen auf.
Ein Prozess, der nach Thieles Ansicht aber nicht nur Vorteile mit sich bringt: „Wir mussten unsere Wäsche noch selbst waschen und mitbringen, selbst bei den Profiklubs. Außerdem konnten wir früher noch unbeschwert in die Disco gehen. Heute werden die Profis ja gleich mit dem Handy gefilmt. Das macht es nicht gerade einfacher.“
Nach seiner Zeit beim BVB und dem anhaltenden Verletzungspech folgte 1994 der Wechsel zum damaligen Zweitligisten Rot-Weiss Essen. „Auch dort hatte ich eine gute Zeit“, so Thiele. Und das, obwohl RWE nahezu zeitgleich die Lizenz entzogen wurde und die Essener in die Regionalliga runter mussten. „Ich hatte allerdings Vertrag und habe zu diesem gestanden“, beschreibt Thiele sein zweijähriges Engagement in der Nachbarstadt.
In Aachen bezieht Stefan Thiele seine erste eigene Wohnung
Danach ging es für ihn in die Kaiserstadt zu Alemannia Aachen, dort kickte Thiele zwei Jahre in der Regionalliga. „Ich hatte dort meine erste eigene Wohnung. Allerdings war für mich alles fremd und sehr ungewohnt, da ich in einer großen Familie mit drei Brüdern aufgewachsen bin und meiner Heimat stets verbunden war.“
Daher ging es für ihn im Anschluss zurück Richtung Ruhrgebiet, beim FC Remscheid gelang der Sprung in die zweite Liga. Thiele: „Es war aber eher eine unglückliche Zeit. Der Verein wollte aufsteigen, musste aber noch im Herbst Insolvenz anmelden.“ Zwar spielte Thiele die Saison zuende, trat wegen weiterer Verletzungen aber immer kürzer.
Mit 27 Jahren ging es für ihn erst zurück zum Heimatklub Horst-Emscher, beim FC Kleve ließ Thiele die aktive Karriere schließlich ganz ausklingen – das ohnehin lädierte Knie wollte nicht mehr mitmachen. „Ich musste kurz vor Weihnachten wieder operiert werden, das Kreuzband war ziemlich kaputt. Und da war mir meine Gesundheit einfach wichtiger.“
Die Schuhe wurden daher an den Nagel gehängt und Thiele wechselte an den Spielfeldrand. Dort zeigt sich der gelernte Bürokaufmann und Inhaber der A-Trainerlizenz bis heute glücklich. „Mir macht Fußball noch immer sehr viel Spaß. Und das möchte ich noch lange beibehalten.“
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