Bottrop. Michael Schrank ist am Sonntag 100 Tage im Amt. Der Trainer des VfB Bottrop spricht über den holprigen Start, Erwartungshaltungen und Neuzugänge.
Neue Amtsinhaber bekommen in der Regel eine Zeit von 100 Tagen, um sich einzuarbeiten und erste Erfolge vorzuweisen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Michael Schrank ist am Sonntag genau diese 100 Tage im Amt. Der neue Trainer des Landesligisten VfB Bottrop spricht in seiner Zwischenbilanz über den holprigen Start, hohe Erwartungshaltungen und mögliche Verstärkungen im Winter.
Herr Schrank, Sie gehören noch zu den neuen Gesichtern im Verein. Am Sonntag werden sie genau 100 Tage im Amt sein. Wie haben Sie diese Zeit beim VfB Bottrop erlebt?
Schrank: Der Verein war für mich Neuland. Aber ich bin positiv überrascht. Alle sind offen und freundlich, ich fahre immer mit einem guten Gefühl zum Training. Der VfB Bottrop ist ein gut geführter Verein, der gewillt ist, sich weiter zu entwickeln. Kurz: Der VfB Bottrop ist ein Klub, in dem man sich wirklich wohlfühlen kann.
Gab es auch Schwierigkeiten?
Die Mannschaft ist erst auf den letzten Drücker aufgestiegen. Und dieser Umstand hat uns die Personalplanungen deutlich erschwert. Wir haben mit Spielern verhandelt, die nicht in die Bezirksliga gekommen wären. Bei denen hatten wir natürlich schwere Karten. Auch die Vorbereitung war nicht optimal, wir waren nie komplett, mussten in den Testspielen oft improvisieren.
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Nach sechs Spielen hat der VfB Bottrop sieben Punkte auf dem Konto, ist Tabellenachter. Wie fällt ihr Zwischenfazit aus?
Durchwachsen. Das muss ich sagen. Aber dafür gibt es Gründe. Dazu gehört auch, dass schon seit Wochen einige Stammspieler verletzt sind. Es betrifft leider genau die Jungs, die der Mannschaft Halt und Struktur geben könnten. Emre Köksal, Leon Stöhr und Devin Müller fehlen uns extrem. Natürlich hatten wir uns mehr Punkte aus den ersten Spielen erhofft, aber ich bin mir sicher, dass wir ganz andere Leistungen zeigen werden, wenn wir wieder komplett sind.
Die Mannschaft muss lernen, mit Rückschlägen umzugehen
Sie wurden verpflichtet, um den Verein mittelfristig in die Oberliga zu führen. Was fehlt noch, um in der Landesliga ganz oben mitspielen zu können?
Die Landesliga unterscheidet sich enorm von der Bezirksliga. Das Spiel ist schneller, die Körperlichkeit ist eine ganz andere. Daran müssen sich einige Spieler erst gewöhnen. Das braucht auch ein wenig Zeit. Aber wenn wir diesen Prozess hinter uns haben, sind wir ganz sicher ein Kandidat für Tabellenplatz fünf oder sechs. Es geht für uns in dieser Saison auch darum, dass die Mannschaft lernt, mit kleineren Rückschlägen umzugehen, sie muss Charakter zeigen. Und jeder muss dazu bereit sein, sein Ego hinten anzustellen.
Aktuell ist die Abstiegszone deutlich näher (ein Punkt) als die Tabellenführung (acht Punkte). Haben Sie die Sorge, dass die Mannschaft in den Abstiegskampf rutschen könnte?
Nein, die habe ich nicht. Der Mensch neigt ja oft dazu, negativ zu sein. Das möchte ich nicht. Wir haben erst sechs Spieltage absolviert. Und wir werden mit Sicherheit zu der Stärke zurückfinden, die wir schon in den ersten Spielen gezeigt haben. Erst Recht, wenn sich unsere Personalsituation entspannt. Die Tabelle sagt ja auch noch etwas ganz anderes aus. Und zwar, dass noch alles eng beieinander liegt. Wir sind nur vier Punkte von Platz drei entfernt.
Was stimmt Sie optimistisch?
Ich arbeite dreimal in der Woche mit der Mannschaft und weiß, dass die Qualität vorhanden ist. Wir dürfen jetzt nicht damit anfangen, uns schwach zu reden. Ich sage: Wenn wir alle Mann an Bord haben, muss erst einmal eine Mannschaft kommen, die uns schlagen kann.
Schrank: Ich verstehe, dass gemeckert wird
Den Anhängern des VfB Bottrop wird vorgeworfen, ungeduldig zu sein. Ein Umstand, den schon ihr Vorgänger Patrick Wojwod beklagte. Wie nehmen Sie das Umfeld im Verein wahr?
Ich bin schon ein paar Tage in diesem Geschäft. Und ich registriere das natürlich. Der VfB liegt vielen Menschen am Herzen, sie wollen ihr Team siegen sehen. Ich verstehe, dass gemeckert wird. Aber als Mannschaft dürfen wir uns davon nicht stören lassen. Wir müssen auf uns schauen, nur dann landen wir sportlich auch da, wo wir hingehören.
Formstarker Gegner
Die Sportfreunde Lowick stellen sich am Sonntag mit viel Selbstbewusstsein dem VfB Bottrop. Das Team konnte seine beiden letzten Spiele gewinnen (3:1 beim SV Hönnepel-Niedermörmter, 5:2 gegen Wachtendonk-Wankum) und kletterte auf den vierten Tabellenplatz.
Das Gesicht der Mannschaft hat sich seit ihrem Amtsantritt deutlich verändert. Plant der Verein kurzfristig weitere Neuzugänge?
Wir beschäftigen uns immer damit, die Mannschaft zu verbessern. Momentan haben wir 19 gute Jungs zusammen. Vielleicht sind wir damit etwas zu dünn aufgestellt. Wir werden uns im Winter darum bemühen, ein oder zwei neue Spieler zu verpflichten. Wir brauchen allerdings nur polyvalente Spieler. Jungs, die mit ihrer Vielseitigkeit und Klasse den Unterschied ausmachen können.
Am Sonntag geht es zur DJK Lowick. Ihr Team hat in den bisherigen Auswärtsspielen erst einen Punkt geholt. Was stimmt Sie für das Duell mit dem Tabellenvierten optimistisch?
Nach dem Spiel in Wachtendonk habe ich eine Mannschaftssitzung abgehalten. Ich wollte alle einmal zu Wort kommen lassen, um herauszufinden, warum es momentan nicht optimal läuft. Wir konnten in den Gesprächen einige Dinge klären und die Reaktionen auf dem Trainingsplatz waren schon vielversprechend. Wir wollen endlich den ersten Auswärtssieg und dafür müssen wir am Sonntag alles in die Waagschale werfen. Tugay Tekin ist wieder mit dabei und auch Jemaiel Ahmet ist wieder eine Option.
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