Varese. Für die beiden Kirchhellener war es der erste internationale Wettkampf: Tobias Strangemann und Johannes Benien holen mit dem Achter WM-Gold.
Nach den ersten Metern hatte Italien für einen kurzen Moment die Nase vorn. Doch der deutsche U19-Achter mit Steuermann hängte die Lokalmatadoren im Weltmeisterschafts-Finale ab, dominierte das Rennen und holte sich am Sonntag in neuer Weltrekordzeit den Titel; Angetrieben auch durch die beiden Kirchhellener Tobias Strangemann und Johannes Benien.
Vor einem halben Jahr hätten Strangemann und Benien noch keinen Gedanken daran verschwendet, sich irgendwann einmal Weltmeister nennen zu dürfen. Die beiden Talente des Dorstener Rudervereins starteten Anfang des Jahres zwar ehrgeizig aber ohne große Erwartungen in die Qualifikationsphase.
Die beiden Kirchhellener erobern sich ihren Platz im Boot
In den Sichtungswettkämpfen gelang ihnen ein dritter Platz, bei den Deutschen Meisterschaften holten sie dann sogar in einer Startgemeinschaft den Titel im Vierer mit Steuermann. Ein Platz im Nationalkader war den beiden 17-Jährigen damit sicher.
- Fußball: Fußballkreis Gelsenkirchen führt eine eingleisige Kreisliga A ein
- Fußball: Mülheimer FC gegen VfB Kirchhellen: Der Kopf spielt mit
- Fußball: Spielabbruch und knappe Niederlage für BW Fuhlenbrock
Ein riesiger Schritt für die beiden Kirchhellener, die gemeinsam erst vor fünf Jahren zum Rudersport fanden. Auf dem Lago Varese (Italien) stand für die beiden in der vergangenen Woche die erste Bewährungsprobe und der vorläufige Höhepunkt ihrer noch jungen Sportlerlaufbahn bevor.
„Natürlich hatten wir uns von Beginn an Hoffnungen auf eine Medaille gemacht“, sagt Tobias Strangemann rückblickend. Die Überzeugung, dass Edelmetall bei der WM kein Wunschtraum bleiben muss, reifte schon im Vorlauf. Johannes Benien: „Es lief nahezu perfekt. Wir hatten die schnellste Zeit aller Boote. Da war uns klar, dass hier ganz viel möglich ist.“
Das deutsche Team zeigt schon im Vorlauf eine starke Leistung
Und in der Tat: Das erst in den letzten Wochen zusammengestellte Boot harmonierte schon am Donnerstag sehr gut und qualifizierte sich souverän für das Finale. Der deutsche U19-Achter mit Steuermann gewann den Vorlauf in 5:37,91 Minuten vor Großbritannien (5:39,60) und dem Team der USA (5:43,92).
„Wir haben realisiert, dass wir gut drauf sind, dass alles passt und dass wir eine Medaille holen können“, schildert Tobias Strangemann die Stimmung im Team nach dem Vorlauf. Sein Team- und Vereinskollege Johannes Benien gab aber auch zu: „Im Vorlauf hielt sich die Nervosität noch in Grenzen. Das war vor dem Finale dann aber ganz anders.“
Zu spüren war davon aber wenig, als der deutsche U19-Achter am Sonntag neben den Booten aus Großbritannien, den USA, China, Italien und Frankreich im Wasser lag. Bundestrainer Adrian Bretting und Bootstrainer Johannes Karg hatten das Team offensichtlich gut eingestellt.
Im Finale liegt Italien für einen kurzen Moment in Führung
Das deutsche Boot kam gut aus den Startlöchern. Auf den ersten Metern konnten nur die Italiener Schritt halten, übernahmen für einen kurzen Moment sogar die Führung. Doch dann gaben Strangemann, Benien und Co. das Tempo vor. „Das war ein unheimlicher Kampf“, erinnert sich Strangemann und Benien ergänzt: „Wir haben gemerkt, dass wir vorne liegen. Und wir haben nicht nachgelassen.“
Das deutsche Boot konnte seine gute Zeit aus dem Vorlauf noch steigern, überquerte in Weltrekordzeit die Ziellinie (5:33,43 Minuten). Noch nie war ein U19-Achter mit Steuermann schneller unterwegs. Die deutschen Nachwuchsruderer rissen die Arme in die Luft: Weltmeister! Zwei Sekunden später kam das Team Großbritanniens (5:35,36) vor den USA (5:38,17) ins Ziel. Auf den Rängen folgten China, Italien und Frankreich.
Ein Erfolg, den das deutsche Team mit Tobias Strangemann, Johannes Benien, Schlagmann Tom Hesse (SC Magdeburg), Carl Sgonina (Dresdner SC), Moritz Müller (SC Magdeburg), Aaron Fuchs (Berliner SC), Leonhard Goez (RK am Wannsee)und Paul Stern (Dresdner SC) gebührend feierte: Mit einem Getränk in der Hand, Musik auf der mobilen Lautsprecherbox, direkt auf der Straße vor dem Teamhotel und zusammen mit dem Bronzemedaillen-Team der USA.
Weitere Berichte aus dem Bottroper Sport