Bottrop. Patrick Wojwod will seine Zeit beim VfB Bottrop mit der Meisterschaft und dem Aufstieg in die Landesliga krönen. Der Coach macht ein Geständnis.

Die Saison der Bezirksliga-Staffel 8 ist nur deshalb noch nicht entschieden, weil im März ein Zuschauer auf das Spielfeld rannte, den verletzt am Boden liegenden Devin Müller gegen den Kopf trat und der VfB Bottrop daraufhin das Spitzenspiel beim SC 20 Oberhausen nicht mehr weiterführte.

Seitdem wird über die Wertung des Skandalspiels gestritten. Und nur deshalb ist die Frage über Meisterschaft und Aufstieg in die Landesliga noch offen. Letzte Zweifel kann der VfB Bottrop am kommenden Sonntag aus dem Weg räumen. Notwendig ist ein Sieg im abschließenden Saisonspiel gegen Schwarz-Weiß Alstaden.

Patrick Wojwod will sich zukünftig um andere Dinge kümmern

Diese Saison hat Patrick Wojwod viel Kraft gekostet. Und der Verlauf ließ beim Trainer des VfB Bottrop den Wunsch reifen, eine Auszeit vom Fußball zu nehmen. Wojwod wird sein Amt zum Saisonende niederlegen. „Das wird kein Abschied für immer und ich will nicht ausschließen, dass ich nochmal irgendwo, irgendwas mache, aber erstmal brauche ich eine Pause. Ich will mich um Dinge kümmern, die zu kurz gekommen sind. Ich habe eine Familie und einen Beruf, da warten genug Aufgaben auf mich“, hatte Wojwod schon vor einigen Wochen erklärt.

Doch zuvor will Wojwod feiern. Eine Saison, in der seine Mannschaft nur ein einziges Mal nach 90 Minuten als Verlierer das Spielfeld verließ. Das war gleich am ersten Spieltag, als die Schwarz-Weißen dem SC 20 Oberhausen im Jahnstadion mit 1:2 unterlagen.

Dieses Spiel wird am kommenden Sonntag 301 Tage her sein. In dieser Zeitspanne hat der VfB Bottrop eine beeindruckende Serie hingelegt. In 25 Spielen gelangen neben zwei Unentschieden stolze 23 Siege mit 116:27 Toren.

VfB Bottrop blendet alle Nebengeräusche vor dem Alstaden-Spiel aus

Dass in der Bilanz mittlerweile auch die 0:2-Wertung aus dem abgebrochenen Spitzenspiel beim SC 20 Oberhausen auftaucht, stört Wojwod nicht. Zum einen, weil diese Niederlage wegen des immer noch laufenden Verfahrens unverbindlich ist. Zum anderen aber auch, weil sie nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen soll.

Hoch her ging es für Kudret Kanoglu und dem VfB Bottrop am vergangenen Sonntag. Die Schwarz-Weißen besiegten Arminia Klosterhardt II mit 7:5.
Hoch her ging es für Kudret Kanoglu und dem VfB Bottrop am vergangenen Sonntag. Die Schwarz-Weißen besiegten Arminia Klosterhardt II mit 7:5. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Wojwod erklärt: „Ich habe mich davon völlig frei gemacht. Das sind Nebengeräusche, an denen ich nichts ändern kann. Was ich beeinflussen kann, ist, wie wir im letzten Saisonspiel auftreten. Wenn wir drei Punkte gegen Alstaden holen, dann ist es völlig egal, wie das Sportgericht entscheidet. Zumindest für den sportlichen Ausgang der Saison.“

VfB Bottrop kann mit Rekordkulisse rechnen

Die Fans des VfB Bottrop werden in Scharen ins Jahnstadion strömen müssen, wenn sie im Heimspiel gegen Alstaden die stimmliche Hoheit behalten wollen. Denn neben den Gästefans werden wohl auch viele kommen, die es mit dem SC 20 Oberhausen halten. Der letzte Konkurrent im Meisterschaftsrennen hat am Sonntag spielfrei, benötigt einen Ausrutscher des VfB um aufzusteigen.

Einstimmen werden sich die SC-Anhänger schon am Samstag. Denn dann absolviert der Spielclub ein Testspiel gegen den Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen (14 Uhr, Mellinghofer Str.).

Für Wojwod wäre ein Saisonabschluss mit Meisterschaft und Aufstieg der Lohn für lange und harte Arbeit. „Der VfB ist kein leichtes Pflaster“, sagt er, „ich habe damals eine Mannschaft übernommen, die im Begriff war, in die Kreisliga abzusteigen. Ich musste einen kompletten Neuaufbau vorantreiben. Aber eine Schwäche des Vereins ist auch die Ungeduld im Umfeld. Das alles hat viel Kraft gekostet.“

Wojwods Arbeit im Jahnstadion endet im Sommer. Sie hat sich ausgezahlt. Vielleicht wäre schon in der Vorsaison der Aufstieg gelungen. Doch Corona machte den Fußballern einen Strich durch die Rechnung. Der VfB lag souverän an der Tabellenspitze, weil aber nur acht Saisonspiele ausgetragen werden konnten, blieb eine sportliche Wertung aus. Jetzt aber ist der lange angestrebte Sprung in die Landesliga zum Greifen nahe. Nur ein Spiel trennt die Schwarz-Weißen noch von der Meisterschaft.

Beeindruckende Bilanz - 68 Tore in den letzten zwölf Spielen

Dass der VfB bereit für das abschließende Spiel ist, wird mit einem Blick auf die Saisonstatistik deutlich. Das Team gewann die letzten zwölf Spiele in Folge, erzielte in diesem Zeitraum 68 Tore und kassierte nur acht Gegentreffer. Fünf davon am letzten Sonntag im Duell mit Arminia Klosterhardt II.

Das turbulente 7:5 in der Nachbarstadt, das nach einer 6:1-Führung mehr Spannung als nötig entwickelte, besorgt Wojwod mit Blick auf die Partie gegen den formstarken Tabellendritten aus Alstaden nicht: „Nach dem 6:1 ging es auch darum, Kräfte zu sparen. Devin Müller drohte die fünfte Gelbe Karte, ich war zu Wechseln gezwungen. Das hat uns ein wenig aus dem Tritt gebracht.“

Offensiv und defensiv die Referenz der Liga: Der VfB Bottrop spielt eine beeindruckend starke Saison.
Offensiv und defensiv die Referenz der Liga: Der VfB Bottrop spielt eine beeindruckend starke Saison. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Gestolpert ist der VfB aber nicht. Und dafür hat Wojwod eine Erklärung: „Hätten wir nur ein paar Stars im Team, wäre diese Saison nicht möglich gewesen. Was am Ende den Unterschied ausmacht, ist, dass wir auch in der Breite richtig gut aufgestellt sind, dass alle einfach richtig gute Fußballer sind.“

Die Mannschaft des VfB Bottrop stellt sich nie von selbst auf

Wojwod weiter: „Es gab Spieltage, an denen es für mich nicht einfach war, dem einen oder anderen zu sagen, dass ich diesmal nur einen Platz auf der Bank für ihn habe. Ich habe 23 Spieler, die in fast allen anderen Mannschaften der Liga Stammspieler wären, aber ich kann halt auch nur elf aufstellen.“ Klagen will der Trainer aber nicht: „Ich bin dankbar für jeden Spieler. Jeder einzelne war wichtig und wird seinen Anteil an unserem Erfolg haben.“

Auch interessant

Richtig Bock hat Wojwod auf seine vorerst letzte Aufgabe als Trainer des VfB Bottrop. „Wir haben jetzt unser Endspiel und können in diesen 90 Minuten unsere Saison mit dem Aufstieg krönen“, sagt der 49-Jährige. Wojwod muss nicht betonen, dass die Latte noch einmal ziemlich hoch hängen wird.

Zu Gast im Jahnstadion wird der Tabellendritte SW Alstaden sein. Die Oberhausener haben die letzten sieben Spiele allesamt gewonnen und damit die durchwachsene Hinrunde vergessen lassen. Angeführt von Spielertrainer Raphael Steinmetz, der ehemalige Regionalligaspieler von RW Oberhausen führt mit 46 Toren souverän die Torjägerliste der Liga an. Seit dem Hinrundenduell, das der VfB mit 3:0 gewinnen konnte, haben die Alstadener nur drei Spiele verloren, sind vom achten auf den dritten Tabellenplatz geklettert.

Wojwod: Werden auf den letzten Metern des Marathons nicht fallen

Wojwod zählt am Sonntag nicht nur auf seine Kicker, sondern auch auf die Zuschauer: „Jeder, der für ein bisschen Gerechtigkeit im Fußball ist, müsste zu uns halten. Denn ganz gleich wie du es auch drehst oder wendest: Es wäre nur gerecht, wenn wir aufsteigen.“ Wojwod macht vor seinem letzten Spiel als Trainer des VfB ein Versprechen: „Wir haben jetzt 42 Kilometer eines Marathons hinter uns und werden auf den letzten Metern nicht fallen.“

Weitere Berichte aus dem Bottroper Sport