Bottrop. Der SC 20 Oberhausen greift im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg zu fragwürdigen Mitteln. Zu Unrecht im Fokus: VfB Bottrops Frederick Ansah.

In der vergangenen Woche wählten Ermittler des Zolls und der Polizei die Telefonnummer von Gündüz Tubay. Der Vorsitzende des VfB Bottrop wurde mit einer anonymen Anzeige gegen einen Spieler des Bezirksligisten konfrontiert.

Und auch wenn sich die Anschuldigungen schnell in Luft auflösten, ist Tubay außer sich und schießt gegen den SC 20 Oberhausen zurück: „Wir wissen ja alle, aus welcher Richtung diese unglaublichen Anschuldigungen kommen. Es ist unfassbar, dass dieser Verein auch vor solchen Ungeheuerlichkeiten nicht zurückschreckt.“

Kein Zweifel an der Spielberechtigung von Frederick Ansah

Seitdem er da ist, hat der VfB kein Spiel mehr verloren. Frederick Ansah ist der Fels in der Brandung, ein defensiver Unterschiedsspieler. Ansah ist aber auch ein Mensch mit bewegter Vergangenheit. Der 26-jährige Ghanaer kommt aus einem Kriegsgebiet, flüchtete über Dänemark in die EU und kam schließlich nach Deutschland.

Der VfB eiste den Abwehrspieler erst in der Winterpause vom Duisburger FV 08 los, nahm für die Ablöse auch Geld in die Hand. Eine Entscheidung, die Tubay nicht bereut: „Frederick ist ein fantastischer Fußballer und auch ein feiner Kerl.“

Warum der VfB Bottrop nur mit einem Sieg sicher Meister ist

Vor dem letzten Spieltag ist die Entscheidung über Meisterschaft und Aufstieg noch nicht gefallen. Der VfB Bottrop führt die Bezirksliga-Tabelle mit 71 Punkten an. Dass der SC 20 Oberhausen mit nur zwei Punkten Rückstand auf Rang zwei folgt, steht rechtlich noch auf wackeligen Füßen. Denn dem Klub wurden bereits die Siegpunkte aus dem abgebrochenen Topspiel im März (1:1) gutgeschrieben, obwohl über die Wertung noch nicht abschließend entschieden ist.

Der VfB Bottrop hat am Sonntag dennoch die Chance, alle offenen Fragen zu beantworten. Gewinnt der Klub sein letztes Heimspiel gegen SW Alstaden, ist der Ausgang des Rechtsstreits völlig uninteressant.

Anders sieht es aus, sollte der VfB nur zu einem Unentschieden kommen. Denn in diesem Fall hätten die Bottroper am Ende 72 Zähler auf dem Konto und wären dann punktgleich mit dem SC 20, der am letzten Spieltag nicht im Einsatz ist (Gegner BW Oberhausen überlässt dem Spielclub kampflos die Punkte).

Bei Punktegleichheit an der Tabellenspitze wird der direkte Vergleich herangezogen. Und für den müsste erst das abschließende Ergebnis im Rechtsstreit um die Wertung des Skandalspiels abgewartet werden. Bleibt es bei dem Urteil des Bezirkssportgerichts, der dem SC 20 die Punkte zusprach, müsste der VfB Bottrop den Aufstieg abhaken.

Verantwortliche des Konkurrenten SC 20 Oberhausen behaupten jedoch, Ansah dürfe überhaupt nicht für den VfB Bottrop auflaufen. SC-Trainer Riad Jabeur erklärte am Sonntag gegenüber dem Reviersport: „Uns wurde zugetragen, dass dieser Spieler nirgendwo gelistet ist und aufgrund falscher Daten keine Spielerlaubnis hat. (...) Wenn man nicht versichert ist, kann man auch nicht spielen. So einfach ist das! Wir haben drei Wochen intensiv recherchiert und uns dazu entschlossen, Einspruch einzulegen“.

Martin Schürmann: Es liegen keine Einsprüche gegen Spielwertungen vor

Der SC 20 geht davon aus, dass Ansah als Lizenzspieler beim VfB Bottrop beschäftigt ist. Doch in diesem Punkt liege der Klub trotz seiner „intensiven Recherchen“ völlig daneben, wie Gündüz Tubay erklärt: „Frederick hat bei uns keinen Vertrag, er hat den Status eines Hobbyfußballers. Und natürlich ist er auch im Besitz einer gültigen Spielberechtigung.“

Tubay händigte den Ermittlungsbehörden die angeforderten Dokumente aus. „Wir konnten schnell nachweisen, dass die Vorwürfe absolut haltlos sind. Das Thema ist damit erledigt“.

Gündüz Tubay kritisiert das Vorgehen des SC 20 Oberhausen scharf: „Widerlich!“

Kurios: Bezirksliga-Staffelleiter Martin Schürmann erklärte am Montag im Gespräch mit dieser Zeitung: „Es gibt bislang keine Einsprüche gegen Spielwertungen des VfB Bottrop. Ich habe mich bei allen zuständigen Stellen rückversichert.“

Was bleibt, ist Tubays Wut auf das „falsche Spiel“ des SC Oberhausen, „Weil sie es sportlich nicht schaffen, versuchen sie es auf diese krumme Tour. Das auf den Schultern eines Menschen auszutragen, der aus einem Kriegsgebiet geflüchtet ist und hier einfach nur ein wenig Normalität haben will, das ist widerlich!“

Frederick Ansah: Ich will nur Fußball spielen

Auch am Spieler selbst seien die Anschuldigungen nicht spurlos vorüber gegangen. Tubay: „Wir haben bemerkt, dass ihm diese Sache sehr nahe geht. Dass er sich damit nicht wohlfühlt.“ Ansah selbst sagt dazu: „Ich frage mich, was diese Menschen von mir wollen. Ich bin glücklich, dass ich hier sein darf. Ich möchte nur in Ruhe Fußball spielen.“

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Die jüngsten Entwicklungen bestärken Gündüz Tubay in dem Vorhaben, den Fall des Spielabbruchs beim SC 20 Oberhausen weiter durchzufechten. Im März hatte der VfB beim Stand von 1:1 das Spielfeld verlassen, nachdem ein Oberhausener Zuschauer auf den Platz gerannt war und dem am Boden liegenden Spieler Devin Müller gegen den Kopf getreten hatte.

Seitdem streiten beide Vereine über die Wertung des Spiels. „Selbst wenn wir am Sonntag den Aufstieg klar machen, werden wir das nicht auf sich ruhen lassen. Wir sehen uns im Recht und hoffen darauf, dass das DFB-Sportgericht in Frankfurt ein klares Zeichen gegen Gewalt im Amateurfußball setzt. Das machen wir nicht nur für uns. Niemandem ist zuzumuten, dass er auf dem Fußballplatz um die Unversehrtheit seiner Spieler besorgt sein muss.“

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