Bottrop. Florian Wirtz und Youssofa Moukoko gaben ihr Debüt vor Erreichen der Volljährigkeit. Auch in Bottrop stehen Talenten die Türen offen – mit Regeln.
Paul Wanner ist das jüngste dieser Beispiele. Mit gerade einmal 16 Jahren und 15 Tagen gab das Talent des FC Bayern München sein Bundesligadebüt, lediglich Youssofa Moukoko war mit 16 Jahren und einem Tag noch jünger bei seinem ersten Auftritt in der Beletage. Im Profifußball kommt es mittlerweile immer wieder vor, dass Jugendliche mit 16, 17 oder 18 Jahren im Seniorenteam anklopfen.
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Freilich haben sie auch eine andere Ausbildung genossen, doch auch im Bottroper Amateurfußball, empfangen die Bezirksligsten junge Talente mit offenen Armen – auch wenn ein Einsatz von Verbandsseite aus im Normalfall nur erlaubt ist, wenn der Spieler zum älteren A-Jugend-Jahrgang gehört und hochgeschrieben wurde.
FC Bottrop: Mevlüt Ata integriert immer A-Jugendliche in die Vorbereitung
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„Ich habe jedes Jahr zwei A-Jugendliche in der Vorbereitung zu den Herren hochgezogen. Die Jugend ist für mich sehr wichtig“, sagt Mevlüt Ata, Trainer des FC Bottrop. Es hätte durchaus auch schon A-Jugendliche gegeben, die unter ihm schnell den Sprung zum Stammspieler geschafft haben, wichtig seien dabei aber klare Regeln.
„Talentierten soll man auch die Möglichkeit geben. Ich lasse sie mittrainieren, sie müssen aber auch in der A-Jugend spielen. Das ist die Philosophie bei uns. Zudem trainieren nur Spieler vom älteren Jahrgang mit. Sonst ist es gesundheitlich zu gefährlich“, sagt Ata.
VfB Bottrop: Patrick Wojwod hält den Weg für den einzig richtigen
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Ähnlich sieht dies Patrick Wojwod. „Ich habe seit zwei Jahren viel A-Jugendliche bei uns eingebaut. Joel Frenzel zum Beispiel hat früher Samstags A-Jugend und Sonntags bei uns gespielt. Dieser Weg ist für mich der einzig richtige“, so der Trainer des VfB Bottrop.
Mit 16 Jahren seien die Spieler aber noch etwas zu jung, es sei denn, sie sind sehr außergewöhnliche Talente oder haben eine Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum hinter sich und ihre Wachstumsphase bereits abgeschlossen.
„Ich finde den Weg mit jungen Spielern immer spannend und es zum Beispiel auch gut, wie Rhenania es mit der U23 macht. Wir lassen die jungen Spieler mal mittrainieren, um zu gucken, wie die Entwicklung ist. Wenn einer aber schmächtig daherkommt, ist es schwer“, so Wojwod.
Fortuna Bottrop: Sebastian Stempel möchte junge Spieler fördern und unterstützen
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Ähnlich wie Joel Frenzel, haben es auch Marcel Hegemann und Kevin Michalik bei Fortuna Bottrop schnell von der Jugend zu den Senioren geschafft und sind bereits wichtige Teile des Teams.
Fortuna-Trainer Sebastian Stempel bezeichnet Hegemann gar als „Gewinn für die Mannschaft, in jeglicher Hinsicht“. Grundsätzlich sei es immer der Versuch, junge Talente einzubauen, aktuell stellt Fortuna aber keine A-Jugend. Dennoch sagt Stempel: „Gerade junge Spieler sollte man fördern und unterstützen.“
Rhenania Bottrop: Ein kompletter Jahrgang wurde zu Senioren erklärt
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Bei Rhenania Bottrop wurde sogar direkt der komplette ältere A-Jugend-Jahrgang zu Senioren erklärt, um bei Bedarf auf die Spieler zurückgreifen zu können. Zudem mischt gerade in der Vorbereitung eifrig das eine oder andere Talent mit – stets in Absprache mit dem Trainer der A-Jugend.
„Das läuft richtig gut und ist wichtig, damit die Spieler ein Gefühl entwickeln können, was im Seniorenbereich auf sie zukommt. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir drei bis vier A-Jugendliche in der nächsten Saison in den Kader der ersten Mannschaft übernehmen wollen“, sagt Rhenania-Coach Stefan Lorenz.
Zudem sei angedacht, dass auch in der Rückrunde der Bezirksliga schon einmal Spieler reinschnuppern können, auch wenn die Schwelle vom Jugend-, zum Seniorenfußball auch auf Amateurebene vor allem physisch eine Herausforderung ist.
VfB Kirchhellen: Marco Hoffmann hat auch negative Erfahrungen gemacht
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Marco Hoffmann vom VfB Kirchhellen hat damit auch so seine Erfahrungen gemacht. „Wenn Spieler bei einem Bundesligisten in der U19 oder der U17 spielen, trainieren sie fünf Mal die Woche. Das ist eine andere Intensität“, sagt Hoffmann.
Er selbst sei gerade in den Anfängen seiner Senioren-Trainerkarriere ein Freund davon gewesen, junge Spieler schnell mal reinzuwerfen. Nicht immer sei das aber positiv gewesen. „Das Problem, was dann entsteht, ist, dass die Jungs die eigene U19 vernachlässigen und dort schneller mal ein Training absagen. Das kann dann auch ein Gefüge kaputt und es schwer machen, eine A-Jugend aufrecht zu erhalten“, so Hoffmann.
Wenn allerdings alles klar abgesprochen ist, der Trainer der A-Jugend und der Jugendleiter mit im Boot sitzen, dann würde er gerne Talente in der Vorbereitung zur Rückrunde reinschnuppern lassen. Hoffmann: „Aber nicht, wenn es dann für den Spieler das fünfte Training in der Woche ist. Da muss man behutsam mit umgehen. Und es müsste insofern Sinn ergeben, dass man auch die Möglichkeit hat, den Spieler einzusetzen.“