Bottrop. Kurz vor dem Saisonstart hat Rhenania Bottrop mit Kevin Wenderdel von Fortuna die Abwehr verstärkt. Ein Amateurvertrag macht es möglich.
Wer die Aufstellung von Fortuna Bottrops Kantersieg im Kreispokal-Halbfinale gegen die Rot-Weiß Welheimer Löwen genau studierte, dürfte bei der Besetzung der Defensive durchaus stutzig geworden sein.
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Denn neben Kapitän Thilo Grollmann lief Marcel Leidgebel auf, die Doppelsechs bildeten Tim Strickerschmidt und Benedikt Kracke. Ein Name fehlte: der von Kevin Wenderdel.
Rhenania Bottrop holt Kevin Wenderdel von Fortuna mit einem Amateurvertrag
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Der Grund hat Würze: Wenderdel wechselt vom rot-weißen ins blau-weiße Trikot, kehrt mit sofortiger Wirkung zur kräftig aufrüstenden Rhenania und somit zu seinem Ex-Klub und Fortunas Bezirksliga-Konkurrenten zurück. Ein Amateurvertrag macht diesen Transfer außerhalb der eigentlichen Wechselperiode möglich. Dass dabei aber auch immer kleine finanzielle Tricks möglich sind, ist auch kein Geheimnis.
Während die Freude beim Aufstiegsaspiranten groß ist, hinterlässt Wenderdel ein Loch in der Fortunen-Abwehr und der Wechsel durchaus Unmut auf Rheinbaben. „Ich habe davon heute erfahren. Die umliegenden Bezirksligavereine werben auf Oberliga-Niveau Spieler ab. Wir bei Fortuna wollen diese Schritte indes nicht mitgehen“, lautete das knappe aber gleichzeitig unmissverständliche Statement von Fortunas Vorsitzendem Martin Jaeschke am Donnerstag.
Den Gruß an die Bezirksliga-Konkurrenten gab es kostenlos dazu. Trainer Sebastian Stempel wollte ebenfalls nicht mehr zum Wechsel sagen, ließ aber durchblicken, dass er für ihn nicht komplett überraschend kam.
Rhenania reagiert auf den Engpass in der Defensive
Konkret wurde die Geschichte in der zurückliegenden Woche nach der 1:3-Niederlage von Rhenania gegen Dorsten-Hardt, wie Trainer Marco Hoffmann sagt. „Der Sportliche Vorstand hatte aufgrund der wechselhaften Leistung in der Defensive und der Ausfälle hinten das Gefühl, noch etwas machen zu wollen“, so Hoffmann.
Denn aktuell fehlen einige Akteure verletzt, andere arbeiten im Schichtdienst und Patryck Niedzicki wird zu Beginn der Saison zudem noch gesperrt sein. „Wir fahren am Sonntag zum Testspiel gegen Firtinaspor Herne und ich muss aus vier gelernten Defensiven eine Abwehr basteln. Da wurde der Vorstand unruhig und hat Kevin kontaktiert. Danach wurde ich informiert“, sagt Hoffmann, der gegen den Transfer nichts einzuwenden hatte.
Immerhin verbindet den Trainer und Kevin Wenderdel eine besondere Beziehung. „Ich habe ihn damals in der A-Jugend bei Fortuna trainiert, danach ist er zu Rhenania zurückgegangen. Der Kontakt riss aber nie ab. 2015 hatten wir ihn dann zur Fortuna zurückgeholt und seitdem spielte er da, auch ein paar Jahre unter meiner Regie. Kevin ist ein Allrounder. Er kann in der Vierer- und in der Dreierkette spielen. Er hat ein brutal gutes Stellungsspiel und eine starke Spieleröffnung“, lobt Hoffmann seinen neuen und zugleich alten Spieler.
Kevin Wenderdel verlässt seine Wohlfühl-Oase
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Der selbst bestätigt, dass die gemeinsame Vergangenheit mit Hoffmann eine entscheidende Rolle gespielt hat. „Wir haben immer kontakt gehalten. Zudem habe ich die aktuellen Ergebnisse verfolgt und war zum Beispiel beim Pokal gegen Alstaden vor Ort. Irgendwann wurde ich dann zum Gespräch eingeladen und wollte es mir einfach einmal ergebnisoffen anhören. Dann wurde schnell klar, dass Personalmangel vorhanden ist und wir wurden uns einig“, so Kevin Wenderdel, der kein böses Blut auf Rheinbaben hinterlassen möchte.
Er sagt: „Ich kann über den Verein Fortuna definitiv nur Positives sagen. Die Jungs dort sind mir unglaublich ans Herz gewachsen, man hat auch über private Themen gesprochen. Es ist wie eine Familie. Deshalb ist mir die Entscheidung doch auch brutal schwergefallen.“
Auch wenn der Abwehrspezialist am Donnerstagabend bereits bei Rhenania auf dem Trainingsplatz stand, war er mit dem Kopf beim Kreispokal-Halbfinale der Fortuna. „Mitten im Training sagte Marco mir, dass Fortuna mit 2:1 führt. Da war ich schon glücklich. Die Jungs haben es drauf, sie sollen den Pokal holen“, sagt Wenderdel.
Der Konkurrenzkampf bei Rhenania ist hoch – wenn alle fit sind
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Liegt die Spielberechtigung vor, könnte er am Sonntag nun bereits für seinen neuen Klub eingesetzt werden. Auf Dauer muss er sich allerdings im Konkurrenzkampf mit Niedzicki, Hendrik Laakmann, David Hücker, Robin Müller und David Overfeld durchaus strecken, um die Nase vorn zu haben.
Auf Rheinbaben ist Kevin Wenderdel somit nun so etwas wie ein abtrünniger Schützling, im Blankenfeld hingegen der zurückgekehrte, einst verlorene Sohn.
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