Bottrop. Als die Wenderdels zum ersten Mal für Fortuna Bottrop aufliefen, erfüllte sich ein Traum. Zwei von ihnen werden gar mit Lukas Podolski verglichen.
Es ist wohl ein Erlebnis, von dem jede Mutter fußballbegeisterter Kinder ein Lied singen kann. Ein Schuss, ein Klirren und schon zerspringt der Blumentopf im Garten. Bei nur einem Kind kann das durchaus zur einen oder anderen spannungsgeladenen Situation zwischen Mutter und Zögling führen. Wenn aber gleich drei Söhne im Garten herumtollen, ist jegliches Aufregen zwecklos - so wie bei den Wenderdels.
„Sobald die Sonne rauskam, ging es raus. Einer musste ins Tor, die anderen beiden haben gegeneinander gespielt. Dabei sind auch einige Pflanzen kaputtgegangen. Mutter war weniger begeistert“, blickt Dominik Wenderdel (27) zurück auf Kindertage im eigenen Bottroper Garten, gemeinsam mit seinen Brüdern Kevin (30) und Niklas (19).
Heute kicken die drei immer noch zusammen. Nur die Arena wurde ausgetauscht. Statt bei den Eltern im Garten, geht es nun auf Rheinbaben zur Sache, bei Fortuna Bottrop.
Alle drei Wenderdel-Brüder wechselten von Rhenania Bottrop zu Fortuna Bottrop
Ein Bruder-Trio in einem Team - eine Konstellation, die äußerst selten vorkommt, die aber auch kein Zufall ist. Immerhin sehen sich die Fortunen selbst eher als eine Familie als einen Fußballclub. „Bei uns wird keine Kohle gezahlt, das war vor ein paar Jahren noch anders. Hier herrscht Kollegialität. In der Mannschaft passt es extrem, da sind wirklich dicke Freundschaften entstanden“, sagt Innenverteidiger Kevin Wenderdel, der seinen Wechsel von Rhenania zur Fortuna zur Saison 2015/2016 deshalb auch als „absolut richtigen Weg“ bezeichnet. Auch wenn Rhenania und Fortuna ein bisschen so seien wie Dortmund und Schalke.
Kevin Wenderdel war der erste, der von einem Blauen zu einem Roten wurde. Seine Brüder ließen nicht lange auf sich warten. Dominik folgte eine Spielzeit. „Ich hatte eineinhalb Jahre nichts mehr gemacht und habe dann mit Kevin gesprochen. Er sagte, es sei alles familiär. Es ist wieder ein bisschen so, wie als man angefangen hat. Einfach aus Lust an der Sache“, so Dominik Wenderdel. Und Niklas, das Nesthäkchen, stieß im Herbst vergangenen Jahres dazu. „Ich bin meistens hinterhergelaufen, weil ich mit meinen Brüdern spielen wollte. Früher war ich so gut wie jeden Sonntag auf dem Platz und habe mir die Spiele meiner Brüder angeguckt. Natürlich hatte ich da gehofft, mal mit ihnen zusammenzuspielen“, sagt der 19-Jährige Offensivmann.
Ein Wunsch, der erwidert wurde. „Dominik und ich haben schon zu Landesligazeiten bei Rhenania zusammengekickt. Drüber nachgedacht, irgendwann zu dritt in einer Mannschaft zu spielen, habe ich immer wieder. Es war ein Traum“, sagt Kevin Wenderdel, der bereits im Seniorenbereich gespielt hat, als Niklas mit dem Fußball erst anfing und der früher auch schon gemeinsam mit seinem Vater seinen Bruder Dominik in der B-Jugend trainierte.
Dominik Wenderdel vergleicht seine Brüder mit Lukas Podolski
Damals „hatte der Vater natürlich mehr zu sagen. Aber es war cool. Man will immer jedem gerecht werden, besonders seiner Familie“, sagt Dominik Wenderdel im Rückblick.
Vom natürlichen Konkurrenzkampf zwischen Brüdern ist bis heute wenig zu spüren - und wenn er dann doch mal aufkommt, dann ist er nur positiv. „Gesunder Konkurrenzkampf gehört immer dazu. Wenn ich im Training mal gegen beide spiele, will ich zum Beispiel auf keinen Fall verlieren. Klar, guckt man bei seinen Brüdern genauer hin“, so Dominik Wenderdel, der ab und an,gerne einen ähnlich starken linken Fuß wie seine Geschwister hätte.
„Ich habe zwar auch einen Bums, aber da sehe ich die beiden vorne. Die haben schon etwas von Lukas Podolski. Dafür sind sie faul auf dem Platz“, so Dominik Wenderdel lachend. Ein Vorwurf, dem Kevin nicht widersprechen kann: „Das stimmt schon, der Läufer war ich nie. Bei Waldläufen war es immer eine Katastrophe, da ist Dominik vorne weggerannt.“
„Ein Leben ohne Fußball wird es nicht geben“
So viel laufen, muss er als Innenverteidiger aber ja auch nicht mehr. Außerdem rückt das Karriereende näher. „Mein Gedankengang war, eventuell dieses Jahr schon aufzuhören. Dann kam aber der Wunsch, mit beiden Brüdern zu spielen. Und wir haben auch etwas vor. Es ist in Bottrop aktuell ja schon ein Konkurrenzkampf ausgebrochen“, sagt Kevin Wenderdel mit Blick auf vier Mannschaften in einer Bezirksliga.
Und wenn die aktive Zeit doch irgendwann auf die Zielgerade einbiegt, dann wird der Fußballplatz sicher nicht aus dem Alltag von Kevin verschwinden. „Ein Leben ohne Fußball wird es nicht geben. Fußball ist die schönste Nebensache der Welt“, sagt er und berichtet, dass er schon in der Wiege einen Fußball liegen gehabt hatte.
Eine Möglichkeit für ihn wäre sicher der Job an der Seitenlinie, als Trainer. Eventuell ja sogar mit Niklas im Sturm. Wenn dieser dann das Siegtor schießt und es so klirren lässt wie früher, wird der Jubel auf Rheinbaben aufbranden. Und dann wird auch die Mutter des Wenderdel-Trios mit einstimmen.
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