Bottrop. Cedric Gottschalk und Robin Delfs sind Bottrops beste Schiedsrichter. Im Interview sprechen sie auch über die Besonderheit der Regionalliga.
Die beiden Bottroper Cedric Gottschalk (23) und Robin Delfs (29) leiten als Unparteiische Spiele in der Regionalliga. Im Doppel-Interview mit Marcel Gruteser sprechen sie über ihre Eindrücke, Privilegien und die kommende Saison.
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Robin Delfs, Cedric Gottschalk, es war eine besondere Saison für Sie. Wie viele Spiele haben Sie in der vergangenen Saison in der Regionalliga geleitet und wie zufrieden waren Sie?
Delfs: Normal hat man immer um die acht Spiele, in der vergangenen Spielzeit waren es – aufgrund der Aufstockung der Mannschaften in der Regionalliga - bei mir 13. Grundsätzlich war das eine Saison, die neue Herausforderungen für mich bereitgehalten hat. So bekam ich das erste Mal in der Regionalliga eine Abwertung. Dann gilt es, daraus zu lernen, wie man mit Rückschlägen umgehen und das Ruder danach wieder herumreißen kann.
Gottschalk: In meiner Premierensaison kam ich auf 14 Spiele – das ist für die erste Spielzeit schon cool und etwas ganz Besonderes. Gedämpft wurde es durch die selten zugelassenen Zuschauer. Dennoch habe ich es genossen, dabei zu sein. Grundsätzlich bin ich zufrieden, wobei die Hinrunde sehr gut lief, aber in der Rückrunde waren einige Dämpfer dabei – da habe ich mich dann häufiger hinterfragt.
Sie haben es beide schon angerissen: Sie hatten das Privileg weiter Spiele leiten zu dürfen, da die Regionalliga als Profiliga eingestuft wurde, während die Amateure ab der Oberliga abwärts über viele Monate hinweg nicht auf die Plätze durften. Wie hat sich das angefühlt?
Gottschalk: Ich weiß es sehr zu schätzen, dass wir überhaupt weiter pfeifen durften – umso schöner ist es nun, dass die Allgemeinheit wieder starten darf. Es war schon etwas ganz Anderes, das fing schon bei der Vorbereitung mit Corona-Tests an. Von der Herangehensweise, mental gesehen, war alles aber mit der Einstellung gleich. Meine Motivation war ebenfalls wie in den Jahren zuvor, auch bei den Mannschaften habe ich keinen Unterschied feststellen können. Schwierig für mich war es dennoch, dass man negative Kritikpunkte nicht in Partien der Ober- oder Landesliga auf eine andere Art und Weise umsetzen und verbessern konnte.
Delfs: Privileg drückt es schon gut aus. So haben es sicher viele Schiedsrichterkollegen in einer schwierigen Zeit für die Gesamtgesellschaft wahrgenommen, trotzdem ihrem Hobby nachgehen zu können. Da kann man nur dankbar sein und Demut zeigen. Wie Cedric schon gesagt hat, gab es bei den Mannschaften spielerisch keine großen Unterschiede. Das einzige Manko war, dass keine Zuschauer dabei waren – in manchen Stadien geben einem allein die mehr als tausend Zuschauer eine gewisse positive Grundspannung, die musste man sich nun teilweise selbst aufbauen.
Hat es Auswirkungen gehabt, dass keine Zuschauer dabei waren?
Delfs: Es war traurig, dass die Zuschauer fehlten, weil das immer Faktoren sind, die die oberen Klassen ausgezeichnet haben – auch in der Regionalliga West, die ja für ihren hohen Zuschauerschnitt bekannt ist. Von daher waren Aufstiege auch immer schon deshalb eine Belohnung, weil eine Liga höher zu pfeifen auch immer mehr Zuschauer bedeutet hat.
Gottschalk: Das würde ich auch so unterschreiben. Die Regionalliga West zeichnet sich durch viele Traditionsvereine aus, die Partien zum Leben entwickeln. Es pusht mich auch als Unparteiischer, wenn die Teams von außen unterstützt werden. Mit mehreren tausend Zuschauern ist es ein besseres Gefühl – ich hoffe, dass wir da bald wieder hinkommen.
Die Vorbereitung läuft schon auf Hochtouren, die Regionalliga startet am Wochenende, die Amateurligen folgen kurze Zeit später. Auch wenn es schwer vorherzusehen ist: Glauben Sie daran, dass die kommende Saison überall zu Ende geführt werden kann?
Gottschalk: Das ist schwierig zu beurteilen, aber ich denke, dass man noch mal mehr Bewertungskriterien nutzen kann. Man hat nun die Impfung und die Tests. Ich hoffe, dass es relativ normal wird, aber ich bin da recht zuversichtlich.
Delfs: Wie es weiter geht, müssen andere Stellen entscheiden. Grundsätzlich hoffe ich, dass das ganze Corona-Thema so schnell wie möglich vorbei ist und dass so unter anderem auch der Ball für alle Freunde des Fußballs wieder rollen kann.
Was sind Ihre Ziele für die kommende Spielzeit?
Delfs: Jedes Jahr ist das Ziel, das Bestmögliche herauszuholen. Für mich gilt es, auch im Hinblick auf mein Alter, jedes Spiel zu genießen. Auch vor dem Hintergrund, dass der DFB nun die Jugend in den Fokus rücken will und Aufsteiger in die 3. Liga nicht älter als 25 sein sollten. So wird es natürlich schwierig, aber am Ende sollten gute Leistungen mehr zählen als das Alter, dazu sind wir Schiedsrichter als Dienstleister des Fußballs einfach verpflichtet.
Gottschalk: Ich möchte auch jedes Spiel genießen und alles herausholen. Aufgrund der Altersthematik habe ich auch den Ehrgeiz, Gas zu geben und im Trainingspensum zuzulegen, damit einfach die Chance da ist, die volle Leistung abzurufen. Im Hinblick auf die vergangene Saison möchte ich an die Hinrunde anknüpfen, dann wäre ich sehr zufrieden. Ziel ist eine konstant gute Leistung ohne Schwankungen.
Welche Tipps können Sie beide als ranghöchste Unparteiische des Kreises Oberhausen/Bottrop Ihren – vor allem jüngeren – Kollegen mit auf den Weg geben?
Gottschalk: An erster Stelle würde ich Spaß haben setzen. Es bringt auch als ambitionierter Schiri nichts, sich unnötigen Druck zu machen. Dazu sollte man körperlich fit sein und Regelkenntnis haben, um bei gewissen Spielsituationen nicht ins Schwanken zu kommen. Außerdem sollte man mit Kollegen sprechen, die mal ein Spiel gesehen haben, um sich dann selbst zu hinterfragen, was man beim nächsten Mal besser machen kann.
Delfs: Das sehe ich genauso. Die beiden Grundpfeiler sollten genauso wie der Spaß immer da sein. Darüber hinaus sollte man nicht versuchen, jemand anderes zu kopieren, sondern sich selbst treu und authentisch zu bleiben.
Info: Robin Delfs ist seit 2009 Unparteiischer und pfeift für die Sportfreunde 08/21. Zur Saison 2017/18 stieg er in die Regionalliga auf. Cedric Gottschalk besuchte 2012 den Anwärterlehrgang und rückte zur Saison 2020/21 in die vierthöchste Spielklasse auf. Zuvor durfte er dort bereits als Assistent einige Erfahrungen sammeln. Er pfeift trotz der Fusion offiziell noch für die Batenbrocker Ruhrpottkicker
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