Ruhrgebiet. Die Corona-Pandemie sorgt auch im Billardsport für den Saisonabbruch. Der Spielbetrieb in den Bundesligen wird nicht mehr aufgenommen.

Mitte September vergangenen Jahres hatte die Saison in den Dreiband-Bundesligen begonnen, zwei Wochen später war sie auch schon wieder vorbei. Den Vereinen wurde jetzt mitgeteilt: Die Landesverbände und das Präsidium der Deutschen Billard-Union (DBU) haben entschieden, dass die Saison 2020/21 mit sofortiger Wirkung abgebrochen wird und alle bisher erzielten Ergebnisse annulliert werden.

Alle Vereine, die auf Bundesebene spielen, haben nun endlich Gewissheit. Die Saison ist abgehakt. Als Alternative gab es nur eine mögliche Verlängerung der Saison bis Mitte 2022. Diese Variante favorisierte vor Wochen Markus Dömer: „Da hätte man keinen Termindruck gehabt.“ Doch nun muss auch der Sportwart Karambol der DBU mit diesem Ergebnis leben. Denn der Verband muss für alle Spielarten entscheiden. „Aus DBU-Sicht war diese Entscheidung alternativlos“, sagt Markus Dömer, „Snooker hat noch gar nicht gespielt, Pool erst ein paar Spiele. Nur Karambol war schon etwas weiter.“

Die Entscheidung fand wegen der Corona-Pandemie im schriftlichen Umlaufverfahren mit den 15 Landesverbänden und fünf Präsidiumsmitgliedern statt. „Es war eine sehr klare Entscheidung, und für alle Spielarten die beste“, sagt Markus Dömer, „Es gibt keine Absteiger, keine Aufsteiger. Es wäre sinnlos, jetzt noch weiterzuspielen. Wir drehen das Rad einfach zurück.“ Aber er sagt auch: „Im Karambol hätte man die Saison zu Ende spielen können.“ Denn internationale Turniere wie Weltcups wurden bis Mitte des Jahres gestrichen, genug freie Termine hätte es gegeben. Nun gibt es keinen Spielbetrieb bis Juni. Dömer: „Vielleicht kann man noch ein paar Grand Prixs im Dreiband spielen.“

Dem BC Weywiesen Bottrop kommt der Abbruch entgegen

Dömer ist auch Geschäftsführer Sport im Billard-Center Weywiesen in Bottrop. Für den Klub, der im vergangenen Jahr als Zusammenschluss des BC Fuhlenbrock und der Bottroper Billard-Akademie entstanden war und jeweils ein Team in der 1. und 2. Dreiband-Bundesliga hat, war diese Saison als Übergangssaison gedacht. „Für unseren Verein ist es elementar wichtig, nicht abgestiegen zu sein. Wir befinden uns noch im Umbruch“, so Dömer. „Uns kommt das entgegen.“ Somit geht es erst im Herbst dieses Jahres mit der neuen Saison weiter. Bis dahin hofft nicht nur Markus Dömer, mal wieder seine Mitspieler, Vereinsmitglieder oder Freunde im Klub am Billard zu sehen.

Auch interessant

So sagt auch Andreas Reimertz, Teammanager des Zweitligisten BC Grüner Tisch Buer: „Ich will die Jungs mal wieder sehen.“ Er findet es zwar schade, dass die Saison abgebrochen wird, denn: „Die Jungs waren heiß, die Motivation stieg. Wir hätten eine ordentliche Saison spielen können.“ Er sagt aber auch: „Mit der Zeit wurden sie immer unmotivierter.“ Nun geht aber sein Blick in die Zukunft: „Ich freue mich schon auf die nächste Saison.“

Stefan Galla vom BC Elfenbein Höntrop: Die Entscheidung ist richtig

Stefan Galla, Spieler des BC Elfenbein Höntrop
Stefan Galla, Spieler des BC Elfenbein Höntrop © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Auch Stefan Galla, Spitzenspieler beim Zweitliga-Konkurrenten BC Elfenbein Höntrop, findet die Entscheidung richtig: „Es geht nicht anders. Es ist nur schade, dass nun wieder eine Spielzeit kaputt ist.“ Bereits die vorherige Saison wurde abgebrochen. Stefan Galla sagt aber auch: „Man hätte noch spielen können. Es würde Hygienekonzepte geben. Freitags Schnelltests, samstags und sonntags dann Spiele. Von 14 Monaten haben wir nur in vier gespielt.“ Und der 51-Jährige ergänzt: „Im September sollte die Wahrscheinlichkeit groß sein, wieder spielen zu können. Dann kann es ordentlich losgehen.“

Auch interessant

Werner Klingberg, Teammanager des Erstliga-Aufsteigers BSV Velbert, hofft ebenfalls, dass dann wieder planmäßig gestartet werden kann. „Wir hoffen dann auf eine komplette Saison und nicht wie zuletzt zwei halbe Spielzeiten.“ Aber auch ihn hat der Abbruch nicht überrascht.

Werner Klingberg hofft auf eine baldige Öffnung der Spielstätten. „Man kann nichts bieten. Wir können nur alle paar Tage mal schauen, ob alles in Ordnung ist“, sagt er, und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: „Die Leute freuen sich schon, mal wieder zum Queue zu greifen. Von der Bundesliga bis nach ganz unten.“

Weitere Entscheidungen stehen noch aus: Die Deutsche Meisterschaft wackelt noch

Klare Entscheidung

Nachdem in zwei Online-Konferenzen kein einheitliches Votum erzielt werden konnte, beschloss das Präsidium der Deutschen Billard-Union die Entscheidung über die Annullierung der Saison 2020/21 oder ihre Fortführung bis zum 30. Juni 2022 in einem schriftlichen Umlaufverfahren herbeiführen zu lassen.

Das Umlaufverfahren endete mit einem deutlichen Votum. 160 stimmten für die Annullierung der laufenden Saison, nur 45 dagegen. In den kommenden Tagen wird sich das DBU-Präsidium mit den Details der Annullierung beschäftigen und anschließend weitergehende Informationen bekanntgeben.

Schon im Dezember hatte sich Kurt Czerwanski für einen Abbruch der Saison ausgesprochen. „Ich bin damit sehr einverstanden. Alles andere macht keinen Sinn. Terminlich wäre eine Beendigung der Saison nicht mehr zu schaffen“, sagt der Vorsitzende und Teammanager des BC Crengeldanz Witten, der wie die Bottroper zwei Mannschaften in der Bundesliga stellt, daher nun auch und ergänzt: „Eine Verlängerung der Saison wäre totaler Unsinn gewesen, weil Spieler nicht hätten wechseln können. So kann man nun die neue Saison planen und mit Elan und Freude neu starten.“

Auch im Landesverband sieht er keine Chance auf eine Weiterführung der aktuellen Saison im Ligabetrieb. Allerdings könnte er sich – wie viele andere auch – vorstellen, dass noch Einzelmeisterschaften ausgetragen werden könnten. Denn schließlich steht im November die Deutsche Meisterschaft auf dem Programm. Und dafür fehlt es noch an einigen Qualifikationen.