Bottrop. Fußball und Musik waren die Mittelpunkte im Leben von Frank Tomiczek. Der 51-Jährige muss sich während der Pandemie neu erfinden.
Seit März 2020 befinden sich Nachtleben, Kunst und Kultur im Dauerlockdown, der Breitensport mit kurzer Unterbrechung ebenso. Frank Tomiczek (Da Hool) ist DJ, Musikproduzent und leidenschaftlicher Fußballspieler. Zur Zeit kann er weder seinem Beruf noch seinem Hobby nachgehen. Wie geht er damit um, wollte ich von dem Bottroper aus Leidenschaft wissen.
Wir treffen uns an einem Mittwoch zur Mittagszeit, die Innenstadt ist wie ausgestorben, die Cafés und Geschäfte sind geschlossen. Ein Spaziergang, so haben wir vorher vereinbart, ist die derzeit beste und gesündeste Variante, unser Gespräch zu führen.
Leidenschaft für Musik, das Nachtleben und den Fußball
Frank und ich kennen uns seit 1992, haben im Nachtleben, der Musik und im Sport viele kommen und gehen sehen, teilen die Leidenschaft für den selben Verein, den selben Sport, das Nachtleben und die Musik.
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Deshalb ist der FC Schalke 04 natürlich das erste Thema, auf das wir zu sprechen kommen. Frank winkt ab: „Ach, da will ich gar nicht groß drauf eingehen. Da sind so viele Fehler in der Vergangenheit gemacht worden und derzeit ist es so, dass ich eigentlich jeden Samstag denke, also den Mist, den schaust dir jetzt nicht schon wieder an."
Frank Tomiczek weiß bei Schalke auch keinen Rat
"Aber dann greife ich doch wieder zu Fernbedienung und fiebere mit, bin dann enttäuscht, das ganze Fan-Programm eben, wenn es nicht läuft. Ich weiß da derzeit auch keinen Rat, wie kurzfristig was verbessert werden kann. Bei so einigen Spielern stelle ich da die Charakterfrage, denn Fußball spielen können die ja, das verlernt man nicht von heute auf morgen.“ So richtig Lust, weiter auf die königsblaue Misere einzugehen, haben wir beide nicht, das Thema nervt.
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Frank Tomiczek, der seine DJ-Karriere unter dem Pseudonym DJ Hooligan in den frühen 1990er Jahren startete, zu diesem Zeitpunkt eine Hymne auf seine Heimatstadt (B.O.T.T.R.O.P) veröffentlichte und damit einen europaweiten Clubhit hatte und unter dem Pseudonym Da Hool bis heute mit seiner Techno-Hymne „Meet Her At The Love Parade“ allgegenwärtig im europaweiten Nachtleben ist, hat derzeit nicht viel zu tun.
Auf Events und Konzerte müssen die Menschen noch lange warten
Natürlich hoffe er, dass es bald wieder los geht, aber ganz realistisch betrachtet, geht Frank nicht von einer schnellen Öffnung aus. Die großen Veranstalter wie Tomorrowland oder Parookaville seien zwar alle schon aktiv und würden für das nächste und übernächste Jahr planen, aber niemand habe auch nur ansatzweise eine Ahnung, wann und vor allem wie es weiter geht.
„Corona wird uns noch sehr lange beschäftigen, es gab zwar im Sommer während der Lockerungen einzelne Events in den Biergärten oder in den Autokinos, aber bis wir wieder so richtige Parties erleben können, wird es noch dauern.“ kommt der von seinen Freunden Schröder genannte Star-DJ schnell zum Punkt.
Nach zwei Jahrzehnten an Wochenenden wieder regelmäßig zuhause
Und so sprudelt es weiter aus ihm heraus: „Ich bin zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten an den Wochenenden zu Hause, dass ist etwas, was ich gar nicht kenne. Ich versuche diese viele Zeit, die ich derzeit habe, in kreative Arbeit umzusetzen, bin fast jeden Tag im Tonstudio und schraube an neuen Stücken, beschäftige mich den ganzen Tag eigentlich nur mit Musik."
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"Allerdings ist das nicht immer leicht, da ich derzeit ja nicht so viel erlebe und deshalb der Input, den ein Künstler braucht, ein wenig wegfällt. Also die Gespräche mit anderen Menschen, die Erlebnisse auf Parties, das ganze Leben eben, was einen so inspiriert. Ich kann nicht so auf Knopfdruck Ideen entwickeln."
Ein bisschen wie in: Und täglich grüßt das Murmeltier
"Aber ich will mich nicht beschweren, mir geht es ausgezeichnet, die Situation ist, wie sie ist, andere Menschen haben es wesentlich schwerer. Aber jeder Tag ist so ein bisschen wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier."
"Wenn es wieder weiter geht, wird sich viel verändern. Aber es wird weiter gehen. Das ist wie mit dem Wasser, wenn du dem Wasser den Weg versperrst, dann sucht es sich einen neuen Weg und wird immer einen finden. Und wie bei den Parties und Konzerten wird es auch im Sport weiter gehen, ich hoffe nur, dass das bald ist.“
Beim Fußball macht ein Schalter klick
Denn Sport bzw. ganz speziell Fußball gehört zu den Dingen im Leben, auf die Frank Tomiczek weder verzichten kann noch will. "Der Fußball verschafft mir den Ausgleich zur Studioarbeit, da kann ich abschalten. Sobald ich irgendwo einen Ball sehe, geht dieser Schalter in meinem Kopf um und ich will dann nur eins: dem Ball hinterher, beschreibt er lachend seine Gefühle, als wir wieder beim Ausgangsthema Fußball landen.
Zwei Mal die Woche spielt er sonst mit seinen Freunden, ob Sommer oder Winter und jetzt fehlt dieser Ausgleich völlig. Das Fußballspielen vermisse er in der Summe am meisten in der jetzigen Situation. Das Spielen, der Spaß, der Wettbewerb, das Lachen mit Freunden, das Bier im Anschluss.
Tomiczek: Blöde Situation für unseren Lokalsport
Und natürlich fühlt er mit den Aktiven in den Bottroper Vereinen. „Das ist eine blöde Situation. Ich verfolge den Lokalsport ja aufmerksam, zu den Spielen gehen kann ich ja meistens nicht, da ich ja normalerweise an den Wochenenden auflege und sonntags ausschlafe, wenn ich da wieder zu Hause bin (lacht)."
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"Und jetzt, wo ich zu Hause bin, finden keine Amateurfußballspiele statt. Ich habe früher selbst hier gespielt, in der A-Jugend bei Rhenania, vorher war ich bei Rot-Weiß Bottrop und zuletzt bei Viktoria, wo wohl sogar noch ein Spielerpass aus den 1980er Jahren existieren soll, mit Vokuhila-Frisur und allem drum und dran,“ gibt Frank lachend die Stationen seiner Laufbahn bekannt.
Besuch bei Rhenania oder Fuhlenbrock geplant
„Wenn der Sport früher wieder anläuft als mein DJ-Biz, und davon gehe ich aus, werde ich mir definitiv Spiele unserer Vereine anschauen, BW Fuhlenbrock und Rhenania sind aufgestiegen und ich höre nur Gutes aus dem Freundeskreis, der VfB spielt oben mit, Fortuna, der FC, alle in der Bezirksliga. Da gibt es schöne Derbys. Und Derbys, die lieben wir ja alle,“ sagt Frank.
Mit einer positiven Grundeinstellung müsse man an die Dinge ran gehen, sowohl in der Musik als auch im Sport, denn, da ist sich Frank Tomiczek ganz sicher, es kommen wieder bessere Zeiten und so lange wird das nicht mehr dauern.
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