Bottrop. Bei Fortuna Bottrop gibt es zwei bestätigte Corona-Fälle. Dadurch ist auch Rhenania involviert. Beide Klubs haben vorerst alle Termine abgesagt.
Hinter Martin Jaeschke und Sarah Baschista liegt eine anstrengende Woche. Von einem Telefonat zum anderen, von einem Gespräch zum nächsten. Denn der Vorsitzende und die Koordinatorin des Frauenfußballs von Fortuna Bottrop bekamen eine Nachricht, die für jeden Vereinsverantwortlichen zunächst wohl ein Schock wäre: Bei Fortuna gibt es zwei Coronafälle. Die Mitglieder der Mannschaft befinden sich nun in Quarantäne.
Nachdem Jaeschke über den positiven Befund bei zunächst einer Spielerin, die sich das Virus bei einer privaten Feier und nicht am Fußballplatz einfing, informiert wurde, glühten bei ihm die Drähte.
Spielerin von Fortuna Bottrop hat sich auf einer privaten Feier infiziert
„Am Mittwoch habe ich zum ersten Mal den Kontakt zu den Ämtern gesucht, am Donnerstag habe ich dann mit Herrn Doktor Christian Marga vom Gesundheitsamt gesprochen. Er hat uns empfohlen, die Anlage bis Sonntagabend zu schließen. Dem sind wir nachgekommen“, sagt Jaeschke und betont: „Wir haben Desinfektionsspender am Eingang, wir haben ein Einbahnstraßensystem, wo man langzulaufen hat. Alle Hygienemaßnahmen, die wir durch das Coronavirus auferlegt bekommen haben, halten wir auch ein.“
Wenn sich allerdings eine Spielerin, wie in diesem Fall, auf einer privaten Feier infiziert und sich eine weitere Kickerin ansteckt, sind dem Verein die Hände gebunden.
Stadtsprecher Andreas Pläsken warnt eindringlich
Mit dem Finger auf Fortuna zu zeigen, wäre aktuell also fehl am Platz. Das unterstreicht auch Stadtsprecher Andreas Pläsken: „Für mich ist überhaupt nicht erkennbar, dass sich Fortuna etwas zu Schulden kommen lassen hat“, sagt Pläsken, der aber deutliche Worte für die aktuelle Phase findet:
„Es gibt nicht nur den Fall Sport. Ich sage schon seit Tagen, dass wir uns alle am Riemen reißen müssen, was aber scheinbar nicht fruchtet. Denn wir haben eine eklatante Zunahme an Fällen, Fortuna ist dabei nur ein Mosaiksteinchen.“
Die Zahlen der Infizierten steigen rasant an
Stand 31. Juli um 10 Uhr gab es in Bottrop 36 aktuell erkrankte Personen und 87, die sich in Quarantäne befinden. Die Inzidenz der Neuinfektionen liegt bei 21,3. Alles Werte, die höher sind als in den vergangenen Wochen. „Die Inzidenz hat sich von 16 auf über 20 hochgearbeitet. Ab 50 muss man über Maßnahmen nachdenken. Wenn es in der nächsten Zeit in diesem atemberaubenden Tempo weitergehen würde, würden wir in eine problematische Situation kommen“, sagt Pläsken und widerspricht einer aktuell weit verbreiteten Meinung, vor allem Urlaubsrückkehrer seien betroffen.
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„Man muss ganz klar festhalten, dass das nicht die Fälle sind. Die Hauptproblematik, mit der wir es zu tun haben, sind private Kontakte, Geburtstagsfeiern oder Hochzeitsgesellschaften“, so Pläsken, den noch eine Entwicklung Sorgen bereitet: „Wir hatten am 25. April mit 63 gleichzeitig Infizierten den höchsten Stand in Bottrop. Damals war es aber oft so, dass es Fälle waren, in denen direkt mehrere Personen betroffen waren, ganze Familien oder eine Gesellschaft. Jetzt haben wir es aber damit zu tun, dass es viele verschiedene einzelne Fälle sind“, so Pläsken.
Auch Rhenania Bottrop stellt Spiel- und Trainingsbetrieb ein
Zwei davon eben auch bei Fortuna, deren Verantwortlichen im ständigen Austausch mit der Stadt und dem Gesundheitsamt sind. „Wir haben von allem Mannschaften Listen, wer wann hier war. Sobald uns das Gesundheitsamt sagt, wir müssen das weiterverfolgen, werden wir das machen. Am Montag telefonieren wir wieder. Wenn ich dann weiß, dass es nur die zwei Spielerinnen sind, die infiziert sind, ist alles in Ordnung“, so Jaeschke, der Vorsicht aktuell ganz groß schreibt und daher auch alle anstehenden Testspiele sowie Trainingseinheiten bis Mittwoch, 5. August, und auch schon das Pokalhalbfinale der Frauen gegen Rhenania Bottrop am 14. August abgesagt hat. Zudem müssen sich alle Spielerinnen der Frauenmannschaft testen lassen. Auf die anderen Fortuna-Teams trifft das nicht zu, weil zwischen ihnen und den Frauen kein Kontakt bestanden habe.
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Anders war das zwischen den Frauenmannschaften von Fortuna und Rhenania Bottrop . Dadurch, dass es gegenseitige Besuche bei den Spielen gab, ist nun auch Rhenania in den Fall involviert und hat ebenfalls erst einmal die Notbremse gezogen. Bei Rhenania wird sogar bis Freitag, 7. August weder trainiert noch gespielt, auch wenn es im Klub bisher keinen bestätigten Fall einer Coronavirus-Infektion gibt. Rhenanias Vorsitzender Sascha Carl betont, dass es sich um eine „Vorsichtsmaßnahme, auf Anraten des Gesundheitsamtes“, handelt.
Der dritte betroffene Klub ist Eintracht Duisburg. Deren Frauenmannschaft hat am Wochenende noch gegen Fortuna gespielt. Auch die Duisburgerinnen haben sich daher bis zum 9. August in Quarantäne begeben. In Duisburg, bei Fortuna und im Blankenfeld wird vorerst nicht gespielt. Und in Bezug auf Auswärtsspiele hat Carl zudem seine Trainer „gebeten, sie sollen es sich sehr gut überlegen und an ihre Gesundheit denken.“
Denn das steht aktuell an erster Stelle, auch nach Ansicht von Stadtsprecher Pläsken, der sagt: „Ob die zweite Welle in Bottrop schon angekommen ist, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Wir alle haben es in der Hand, dass es nicht so ist.“