Bottrop. Die Fußballerinnen von BW Fuhlenbrock nehmen eine weite Reise auf sich. Sie wollen sich in Gambia für das Kinderdorf Bottrop einsetzen.

Auf nach Gambia! So lautet das neueste Projekt der Fuhlenbrocker Frauenmannschaft. Im Februar 2021 wollen die Spielerinnen mit ihrer Trainerin Mirsada Hoffmann-Kovac nach Afrika aufbrechen. Ziel ist das Kinderdorf Bottrop, das 1985 am Stadtrand von Brikama eröffnet wurde.

Der Kontakt zum Bottroper Verein „Partner für Afrika“ kam während des letzten Fuhlenbrocker Weihnachtsmarktes zustande. „Der Gambia-Verein hatte einen Stand dort und sie haben auch von ihren

Reisen ins Kinderdorf

Das „Kinderdorf Bottrop“ wurde im September 1986 in der Provinzhauptstadt Brikama eröffnet. Nach dem Bau des Kindergartens entstand auch ein Berufsschulzentrum, das fast 3.000 Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht.

Inzwischen hat auch der Bau eines Vierklassentraktes begonnen, der weiteren 120 Kindergartenkindern den Besuch ermöglicht. Dann bereiten sich 350 Jungen und Mädchen auf ihren Schulbesuch vor.

berichtet“, erzählt Mirsada Hoffmann-Kovac. Ihre Reaktion auf die Schilderungen war eine typische für die engagierte Fußballerin. „Da würde ich gerne mitfliegen!“

Fuhlenbrockerinnen sind schnell Feuer und Flamme

Klingt wie ein unbedachter Ausruf, aber wer sie nur ein bisschen kennt, weiß: Diese Frau meint, was sie sagt. „Ich wusste bereits vorher von dem Kinderdorf. Ein Bewohner in der Rottmannsmühle war häufig dorthin gereist. Ich habe ihn mitbetreut und er hat mir immer wieder die Bilder gezeigt und davon erzählt.“

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Nicht nur die Blau-Weiß-Trainerin packte die Faszination für das Projekt, auch ihre Spielerinnen waren schnell Feuer und Flamme. „Als wir die Hallensaison gespielt haben, war das immer Thema. Auf diesen Turnieren hat man viel Zeit zu Gesprächen.“ Schnell machte das Team Nägel mit Köpfen. Im Februar dieses Jahres stellte der Kinderdorfverein den Fußballerinnen seine Arbeit vor und informierte über die Details einer solchen Reise.

13 Spielerinnen haben zugesagt

Der Gründer und Vorsitzende, Wolfgang Gerrits, ließ es sich nicht nehmen, dabei zu sein. 17 Spielerinnen waren an dem Infoabend dabei, 13 haben sich dazu entschieden, mitzukommen - beeindruckend angesichts von Kosten und Anstrengungen, die eine solche Reise mit sich bringt.

Die Fußballerinnen von Blau-Weiß Fuhlenbrock haben bereits Erfahrung mit Hilfsprojekten. Im vergangenen Jahr unterstützte das Team ein Projekt in Bosnien.
Die Fußballerinnen von Blau-Weiß Fuhlenbrock haben bereits Erfahrung mit Hilfsprojekten. Im vergangenen Jahr unterstützte das Team ein Projekt in Bosnien. © Eva Bohg | Eva Bohg

Mirsada Hoffmann-Kovac und ihre Spielerinnen wollen in Gambia nicht nur Spenden übergeben, sondern selbst mit anpacken. Während des 13-tägigen Aufenthalts werden sie im Kinderdorf untergebracht und verpflegt. Zehn Plätze für Gäste gibt es dort. „Aber wo zehn schlafen können, können auch 14 Menschen schlafen“, erzählt Mirsada gut gelaunt.

„Wir werden einfach Luftmatratzen in den Container packen, den der Verein nach Gambia schickt.“ Die Fuhlenbrockerinnen sammeln dafür auch gut erhaltene Sportausrüstung und - kleidung. „Fußbälle, bei denen etwas der Lack ab ist, Trikots, die wir nicht mehr tragen, weil der Sponsor gewechselt hat, viele Dinge, die wir nicht mehr benutzen, weil es neue Sachen gibt“, verrät die engagierte Trainerin.

Eva Bohg: Wir wollen unsere Kenntnisse und Stärken einbringen

„Da wird einem wieder einmal bewusst, in welchen Luxus wir leben.“ Für Eva Bohg ist es das Wesentliche des Vorhabens, mitten unter den Kindern und Jugendlichen zu leben. „Jede von uns möchte dort ihre Kenntnisse und Stärken einbringen, sei es etwas Kreatives oder bei der Betreuung der Kinder. Unser Besuch dort soll doch etwas bringen“, erklärt die Fuhlenbrocker Stürmerin mit Nachdruck. „Ich selbst fotografiere sehr gern und ich freue mich darauf, die Reise bildlich zu dokumentieren.“

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Die Fuhlenbrockerinnen haben beste Erfahrungen mit derartigen Projekten. Im Sommer 2019 besuchte die Mannschaft das Heimatland ihrer Trainerin. „Bosnien war total beeindruckend. Wir waren dort keine Touristen, wir waren mitten unter den Menschen“, erinnert sich Eva Bohg. „Es gab viele schöne Momente, aber auch sehr traurige. Das war keine Mannschaftsfahrt wie jede andere und ich denke, wir sind auch keine Mannschaft wie jede andere.“

Noch unklare Lage wegen Corona

Blau-Weiß Fuhlenbrock sucht Unterstützer für die Hilfsaktion in Gambia

Um das Hilfsprojekt zu einem großen Erfolg zu machen, haben die Fußballerinnen von Blau-Weiß Fuhlenbrock nicht nur ihre Muskelkraft versprochen. Das Team sammelt Sach- und Geldspenden ein, die dem Projekt in Gambia zufließen sollen.

Ein in Zeiten von Corona völlig unbedenklicher Weg, das Projekt zu unterstützen, ist das Crowdfunding, das die Fuhlenbrockerinnen ins Leben gerufen haben. Alle, die sich an der Hilfe beteiligen wollen, finden weitere Informationen unter: www.bwfhilftgambia.de

Unermüdliche Mitstreiterinnen hat die Mannschaft der Blau-Weißen bereits in Beatrice Werner, Leiterin des DRK-Hauses Rottmannsmühle, und Renate Palberg, Ratsherrin und 2. Vorsitzende von Blau-Weiß Fuhlenbrock, gefunden.

Davon ist Mirsada Hoffmann-Kovac ebenfalls überzeugt. „Beim Infoabend haben uns die Vereinsmitglieder angeboten, dass wir Touren machen können, mit dem Bus des Kinderdorfes. Man spürte, dass sie uns etwas zurückgeben wollen. Aber meine Mädels waren nur fokussiert auf das, was sie im Kinderdorf erwarten wird und was sie dort tun können.“

Eva Bohg bestätigt den Eindruck ihrer Trainerin. „Ja, Gambia ist inzwischen Reiseland und vielleicht fahren wir ja wirklich mal irgendwohin. Aber uns geht es um die Begegnung mit den Menschen. In Bosnien haben wir viel gelernt. Die Menschen haben uns gezeigt, was wirklich wichtig ist.“

Zu den Vorbereitungen gehören ebenso die Planungen verschiedener Veranstaltungen. Hier spüren die Fuhlenbrockerinnen nun stark die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Wir können ja noch nicht sagen, ob und wann zum Beispiel ein Sommerfest möglich ist oder wie die Reisesituation im kommenden Jahr ist. Aber selbst wenn es Anfang 2021 nicht klappt, reisen wir eben später“, erklärt Mirsada Hoffmann-Kovac unbeirrt. „Unsere Solidarität für Gambia ist ungebrochen, aber jetzt ist es auch wichtig, Solidarität in unserer Stadt zu zeigen.“