Bottrop. Das Derby entscheidet Fortuna Bottrop souverän mit 3:1 für sich und lässt sich auch von der Führung des VfB Bottrop nicht aus der Ruhe bringen.

Derbysieg gegen den FC Bottrop 19, Derbysieg gegen den VfB Bottrop: Fortuna bleibt die Nummer eins in der Stadt und untermauerte die Vormachtstellung am Sonntag im Jahnstadion. Vom Ergebnis, einem souveränen 3:1, aber auch von der Leistung spielt mit Rot-Weiß vorerst nur ein Team ganz vorne mit.

Party-Maschine an trotz kräftezehrender 90 Minuten

Auch wenn Fortunas Fußballer sich in den letzten 30 Derby-Minuten am Rande des körperlichen Kollaps zu bewegen schienen, setzte der Abpfiff nochmal neue Energie frei. Rot-Weiß schmiss die Party-Maschine an, hüpfte durchs Jahnstadion und sang: „Die Nummer eins, die Nummer eins, die Nummer eins der Stadt sind wir.“ Währenddessen räumten die Hausherren mit gesenkten Köpfen das Feld und stapften in Richtung Kabinentrakt. Ein Bild, dass das Kräfteverhältnis an diesem Sonntag treffend beschrieb.

Giftig in den Zweikämpfen: Matthias Beckfeld (l.) und Fortuna Bottrop kauften Marius Dyballa und dem VfB Bottrop den Schneid ab.
Giftig in den Zweikämpfen: Matthias Beckfeld (l.) und Fortuna Bottrop kauften Marius Dyballa und dem VfB Bottrop den Schneid ab. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Denn die Gäste präsentierten sich schlicht überlegen. In der Abwehr machte Fortuna den gefestigteren Eindruck, hatte mehr Ballbesitz und zeigte sich giftiger in den Zweikämpfen. Dazu spielte die Elf nach vorne einen gefälligen Ball, was schon nach einer Viertelstunde zu zwei bis drei Toren hätte führen können – wenn nicht sogar führen müssen.

Chancenwucher und fehlende Konstanz sind die Baustellen von Fortuna Bottrop

Doch der Chancenwucher ist neben der fehlenden Konstanz weiter die große Baustelle der Rheinbaben, weshalb Sebastian Stempel sich an der Seitenlinie die Haare raufte: Ralf Thiel traf frei durch nur das Außennetz (5.), Marcel Siwek scheiterte am Fuß von Serkan Karaüzüm (10.) und Nico Andreadakis fand in Keeper Felix Schürmann seinen Meister (13.).

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Der VfB Bottrop stellt aktuell so etwas wie den Gegenentwurf dar – viele Möglichkeiten brauchen Patrick Wojwods Jungs nicht für ein Tor. Und so stand das Derby nach 21 Minuten Kopf, als Gino Pöschl einen Eckball scharf vor den Kasten zog und Delowan Nawzad trotz Ohrverletzung einnickte. Jubel brandete bei Schwarz-Weiß jedoch kaum auf, so als wüsste der VfB, was ihn in der Folge erwarten würde.

Nico Andreadakis feiert eine gelungene Rückkehr

Die Gäste zeigten sich wenig beeindruckt vom Rückstand, was auch Sebastian Stempel im Anschluss hervorhob: „Hervorragend, wie das Team reagiert hat – wir haben sofort eine Antwort gefunden.“ Die adressierte Rückkehrer Nico Andreadakis, der eine starke Partie zeigte. Bereitete der Spielmacher in Minute 24 per Ecke schon fast das 1:1 durch Norman Hassenrück vor, stand er drei Zeigerumdrehungen später goldrichtig und köpfte eine perfekt getimte Flanke von Cem Sakiz ein.

Fortuna Bottrop setzte die Party in der Kabine fort.
Fortuna Bottrop setzte die Party in der Kabine fort. © Fortuna Bottrop | Fortuna Bottrop

„Ich komme halt gut in die Zwischenräume und treffe dann auch mal per Kopf“, sagte der Torschütze nach Abpfiff mit einem Lachen und sprach von einem seltsamen Gefühl, so ins Jahnstadion zurück zu kehren – drei Jahre schnürte Andreadakis für die Pik-Träger die Schuhe.

Marcel Siwek dreht die Partie für Fortuna Bottrop

Fortuna bekam jetzt Lust auf mehr und zeigte einen weiteren sehenswerten Spielzug, an dessen Ende Marcel Siwek zur Führung vollendete (37.). Es war gleichzeitig der Pausenstand, denn die Gastgeber enttäuschten offensiv. Bezeichnend: Die gefährlichste Aktion produzierte nach einer Pöschl-Flanke mit Tim Strickerschmidt ein Fortune, der Niklas Schumacher mit einem Kopfball zur Glanzparade zwang (40.).

Justin Wunder sieht Rot

Zum komplett gebrauchten Tag des VfB Bottrop passte der Platzverweis gegen Joker Justin Martin Wunder, der erst 20 Minuten vor Abpfiff in die Partie gekommen war.

In der Nachspielzeit senste er an der Seitenlinie Tim Strickerschmidt von hinten um – Schiedsrichter Patrick Stahlberg zeigte kein Erbarmen und Wunder den Roten Karton.

Strickerschmidt besann sich nach dem Seitenwechsel eines Besseren und leitete die Entscheidung ein. Sein Freistoß klatschte an die Latte, den Abpraller hob Marcel Leidgebel gefühlvoll in den rechten Winkel. Es war der Schlusspunkt nach 47 Minuten, denn in der Folge flachte das Derby bis zur kompletten Langeweile ab. VfBler Mustafa Uslu schlenzte ein letztes Mal links vorbei (57.), während Ralf Thiel auf der anderen Seite per Lattentreffer glücklos blieb (62.). Die Hausherren konnten nicht mehr, die Gäste wollten nicht mehr: 250 Zuschauer atmeten tief durch, als Schiedsrichter Patrick Stahlberg um 17.05 Uhr abpfiff.