Berlin/Bottrop. Marius Lewald belohnt sich im Olympiastadion nach Jahren der Verletzungen und Rückschläge – jetzt greift er die nationale Spitze an.
Der Abschied vom Leistungssport stand zu Jahresbeginn im Raum. Acht Monate später stürmt Marius Lewald Seite an Seite mit Deutschlands besten Hürdensprintern durch das Berliner Olympiastadion. Ans Aufhören denkt der Athlet des LC Adler Bottrop natürlich nicht mehr – stattdessen an eine Rückkehr.
Abenteuer Deutsche Meisterschaft endet am Sonntag in Spandau
Das Abenteuer Deutsche Meisterschaft endete für Marius Lewald am Sonntagmittag in Spandau. Während sich Bahnradfahrer und Bogenschützinnen bei den Berliner Finals austobten, stand dem 20-Jährigen und seinem Staffelkollegen Hannes Jüsten der Sinn nur noch nach einem: Ruhe. Um 13 Uhr also raus aus dem Olympiastadion, rein in den Wagen und ab ins Café zum Kränzchen – zu besprechen gab es genug.
Der Auftritt des Bottropers am Samstag etwa. Auf Bahn sieben startete Marius Lewald in seiner Paradedisziplin 110 Meter Hürden – voller Nervosität, dafür ohne Schlaf. „Druck ist das falsche Wort vor meinem ersten Lauf, aber ich hatte keine ruhige Nacht“, erklärt der Adler im Rückblick mit einem Lachen. Der Lauf bei den Bayer Classics zwei Wochen zuvor half Lewald, mit der Situation umzugehen, trotzdem: Vor 26.000 mucksmäuschenstillen Zuschauern als Neuling einen guten Wettbewerb auf die blaue Bahn zu legen – kein leichtes Unterfangen.
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Marius Lewald: Stolz, aber nicht zufrieden
Der Sprinter kam stark aus dem Block, nahm dann aber mehrfach Hürdenkontakt auf und blieb mit 14,82 Sekunden unter seiner Bestzeit. „Ich bin stolz, aber sportlich nicht zufrieden. Ich war zu nervös und am Ende fehlten die Körner“, gibt Marius Lewald zu Protokoll und nennt den Grund gleich hinterher. „Durch den Umbruch im Winter zum neuen Trainer konnte ich mir nicht genug Kondition anfressen.“
Apropos Winter: Kurz vor Arbeitsbeginn mit Frank Bartschat in Münster dachte Marius Lewald daran, zumindest den Leistungssport nach Rückschlägen noch und nöcher an den Nagel zu hängen. Am Wochenende scheint das alles weit weg, stattdessen sagt das Talent mit einem Schuss Ungläubigkeit über die Erlebnisse im Olympiastadion: „Ich habe nicht damit gerechnet, so abzuschneiden.“
Schaulaufen mit der Staffel am Sonntag
Schlug Marius Lewald am Samstag seine persönliche Nervenschlacht, ging der 20-Jährige Tags darauf fast befreit in den Staffelwettbewerb. „Nach dem Rennen am Samstag ist die Anspannung abgefallen, am Sonntag konnte ich die Atmosphäre aufnehmen – vom Callroom bis zum Lauf“, beschreibt Lewald. Seine Kollegen Jüsten, Henry Vißer und Simon Heweling hatten ihren Anteil daran, so kennt und schätzt sich das Quartett doch schon seit knapp acht Jahren.
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Die Wechsel über die 4x100 Meter klappten fast reibungslos, zur Belohnung stand in 41,24 Sekunden eine neue Bestzeit unter dem Strich. Mit dem Kaffee danach verabschiedete sich Marius Lewald dann aus Berlin.
Entwicklungssprung dank neuer Erfahrungen
Und kehrt mit einem Entwicklungssprung von den Deutschen Meisterschaften zurück. „Am wichtigsten ist die Erfahrung, mit diesem Druck umzugehen – das tut gut“, weiß der Sprinter. Aber auch die Lust auf mehr ist bei Marius Lewald zu spüren, der sich nach Plackerei und Rückschlägen endlich mit Ergebnissen belohnt. „Das war mein erstes Jahr U23 und ich habe noch viel Potenzial“, sagt Lewald und nimmt die nationale Spitze der Hürdenläufer ins Visier.
Bis dahin schaltet der Bottroper ab – zumindest in nächster Zeit. Zwei Wochen Urlaub stehen auf dem Programm. Und dann? „Probiere ich mal was anderes aus. Vielleicht Stabhochspringen.“ Für ein bisschen Spaß, versteht sich. In gut anderthalb Monaten geht es dann wieder in den Kraftraum und auf die Laufbahn. Schließlich möchte Marius Lewald zurück nach Berlin. Auf einen Kaffee. Nach dem Finale.