Bottrop. Der Bezirksligist hat die beste Saison der Vereinsgeschichte hinter sich. Doch Abgänge erzwingen Änderungen – die Entwicklung muss schnell gehen.
Fortuna Bottrop erspielte sich vergangene Saison den inoffiziellen Titel als bestes Fußballteam der Stadt – bezahlte dafür aber mit dem Abgang mehrerer Leistungsträger. Jetzt baut Sebastian Stempel seine Elf neu auf, ohne groß Zeit in der anspruchsvollen Bezirksliga-Staffel sechs zu bekommen.
Trainerwechsel hinterlässt bei Fortuna Bottrop keinen sportlichen Schaden
Fortuna Bottrop absolvierte 2018/19 die beste Saison der Vereinsgeschichte und landete mit einer fulminanten Rückrunde sowie 100 geschossenen Toren auf Bezirksliga-Tabellenplatz fünf – und dass nach dem abrupten Trainerwechsel von Marco Hoffmann zu Sebastian Stempel. Während der 40-Jährige als Architekt an der Seitenlinie den Erfolg möglich machte, tobten sich auf dem Feld seine Künstler aus. Marcel Siwek etwa, Nico Große-Beck, Emre Kilic und natürlich Gino Pöschl.
Das Problem: Drei der vier Protagonisten kündigten frühzeitig ihre Wechsel in die Nachbarschaft an – und hinterlassen jetzt eine schwer zu schließende Lücke. Kilic gehört trotz seiner erst 24 Jahren zu den besten Stürmern der Region und wirbelte vor allem in der Hinrunde, am Ende standen elf Treffer in 16 Einsätzen zu Buche. Auch der in der Winterpause verpflichtete Nico Große-Beck (23) deutete seine Klasse mit sieben Toren in sechs Partien an, den größten Einfluss auf das Spiel der Rheinbaben hatte aber zweifelsohne Gino Pöschl.
Gino Pöschl: Der Mann für Alles in der Offensive der Fortuna
Der 21-Jährige dirigierte in 32 der 34 Partien die Offensive, lieferte etliche Vorlagen sowie gefährliche Standards und schwang sich mit 18 Treffern zum Topscorer seiner Rot-Weißen auf. Mehr noch: „Er kann der Dosenöffner sein und das 1:0 erzielen, wenn es schlecht läuft“, weiß Sebastian Stempel und fährt fort: „Er ist ein genialer Einzelspieler für die Klasse, da habe ich letzte Saison nichts Besseres gesehen.“ Stempel wird den quirligen Mittelfeldspieler auch weiterhin bewundern können – dann aber als Gegner im Jahnstadion des VfB Bottrop.
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Über ein Drittel der geschossenen Tore aufzufangen traut Fortunas Trainer seiner Mannschaft zu, dann aber mehr kollektiv als mit überragenden Einzelkönnern. Trotzdem steht ein neu geformtes Trio besonders im Fokus. Marcel Siwek deutete schon in den Testspielen an, dass er mehr Verantwortung übernehmen will – seine Treffsicherheit bewies er in vielen Landesliga-Jahren. Dort kommt auch Okan Al her, der sich mit seinen 23 Jahren zu einem Stützpfeiler bei der DJK Arminia Klosterhardt entwickelte. Und dann wäre da noch Ralf Thiel (21), der mit 14 Buden bei Bezirksliga-Konkurrent Adler Osterfeld letztes Jahr seinen Durchbruch feierte.
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Breiterer Kader mit weniger Erfahrung
Insgesamt sei sein Kader breiter aufgestellt, freut sich Sebastian Stempel über weitere Zugänge wie die beiden Keeper Cedric Lohe und Niklas Schumacher, Mattis Thieler oder gleich vier U19-Spieler aus der eigenen Jugend. Auf der anderen Seite sei aber neben Qualität auch viel Erfahrung verloren gegangen, betont der Trainer und verweist auf gestandene Bezirksliga-Kicker wie Danny Große-Beck, Benedikt Kracke oder Lennart Leipski.
Zu- und Abgänge beim SV Fortuna Bottrop
Zugänge: Jan Franke, Nick Sommer, Marius Kasten, Tristan Tögemann (alle eigene A-Jugend), Pierre Weyerhorst (VfB Bottrop), Okan Al, Niklas Schumacher, Mattis Thieler (alle DJK Arminia Klosterhardt), Ralf Thiel (Adler Osterfeld), Anel Mlinarevic (BW Fuhlenbrock), Ramazan Akyüz (Dostlukspor Bottrop), Cedric Lohe (Spvgg. Sterkrade 06/07).
Abgänge: Danny Große-Beck (aufgehört), Nico Große-Beck, Emre Kilic (beide Rhenania Bottrop), Gino Pöschl, Jan-Hendrik Kania (beide VfB Bottrop), Benedikt Kracke (aufgehört), Lennart Leipski (VfB Kirchhellen).
Mit etablierten Kräften und den jungen Neuzugängen eine schlagkräftige Einheit zu formen ist aktuell das Ziel der harten Vorbereitungsarbeit, zu der auch viele Testspiel-Minuten gehören. Sieben Partien plus Verbands-Pokal möchte Sebastian Stempel nutzen für „den Feinschliff und taktische Umsetzungen.“ Der Coach drückt aufs Tempo, aus gutem Grund.
Denn wenn am 11. August der Startschuss für die neue Spielzeit fällt, dann befindet sich Fortuna von der ersten Minute an in einem Haifischbecken. Der SC 20 Oberhausen nahm kurz vor seinem hundertjährigen Bestehen ebenso viel Geld in die Hand wie der VfB Bottrop, dazu warten Aufsteiger FC Bottrop 19 und der letztjährige Vierte DJK Adler Union Frintrop. Ein Auftaktprogramm wie aus einem Albtraum.
Sebastian Stempel spricht von einstelligem Tabellenplatz
Dazu kommen ambitionierte Teams wie BG Überruhr um den Ex-Bundesliga-Profi und letztjährigen Vonderorter Stefan Lorenz sowie Absteiger aus Kloster- und Königshardt. „Wenn wir unseren einstelligen Tabellenplatz wiederholen könnten, dann wäre das klasse – alles andere ist Quatsch“, sagt Sebastian Stempel zu den Saisonzielen. Ob Rot-Weiß also als Fischfutter endet oder selbst zu Haien gehört, steht noch nicht fest – und hängt von der Entwicklung der neuen Fortuna ab.
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