Bottrop. . Am Freitag einigten sich Trainer und Vorstand auf eine weitere Zusammenarbeit, am Montag stand jedoch Hoffmanns Nachfolger fest.

Auf der Gute-Laune-Karte der Bottroper Fußball-Landschaft schien bis gestern Abend ein dickes, rotes Ausrufezeichen über Rheinbaben zu schweben. Der SV Fortuna Bottrop begeistert seine Anhänger seit Beginn der Rückrunde mit feinem Fußball und dominiert in bisher nie dagewesener Art das Geschehen in der Bezirksliga. Am Sonntag wurde Aufstiegs- und Meisterschaftsaspirant SC 1920 Oberhausen mit 3:2 abgefertigt. Ganz nebenbei überholten die Rot-Weißen ihren Lokalrivalen VfB Bottrop und festigten ihren Rang als Rückrunden-Bester. Doch das Bild der Fortunen-Idylle hat Risse bekommen: Der Vorstand entschied am Montag, den auslaufenden Vertrag mit Trainer Marco Hoffmann nicht zu verlängern. Ab Sommer soll Sebastian Stempel das Amt übernehmen. Der Oberliga-erfahrene Ex-Fortune trainiert im Moment noch den A-Kreisligisten SV Concordia Oberhausen.

Als Marco Hoffmann am Donnerstag in Düsseldorf aus dem Flieger stieg und an das für Freitag terminierte Treffen mit dem Fortunen-Vorstand dachte, hatte er ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Das hatte nichts mit einer bösen Vorahnung zu tun, sondern vielmehr mit den ersten Anzeichen eines ausgeprägten Jetlags. Der Trainer hatte die Tage zuvor mit weiteren Fortunen einen Junggesellenabschied in Las Vegas gefeiert und im Anschluss noch eine Städtetour nach New York unternommen. So ging es am Freitag zwar gut gelaunt, aber auch erschöpft zum Abendessen ins Ristorante Amanda. „Wir haben über die neue Spielzeit gesprochen und waren uns am Ende einig, dass wir gemeinsam für ein Jahr weitermachen“, erklärt Hoffmann im Gespräch mit der WAZ. Doch die Verabredung war schon zwei Tage später null und nichtig.

Im Sommer endet eine Ära beim SV Fortuna

Der SV Fortuna legt seit der Rückrunde eine unglaubliche Performance in der Bezirksliga hin. Die Mannschaft führt die Rückrundentabelle mit 34 Punkten nach 15 Spielen an.

Trotz des sportlichen Aufwindes schenkt der Klub zur neuen Saison einem neuen Trainer das Vertrauen. Sebastian Stempel wird Marco Hoffmann nach acht erfolgreichen Jahren ablösen.

Stempel blickt auf eine aktive Fußballer-Laufbahn mit 105 Spielen in der Oberliga Nordrhein zurück (8 Tore). Der 39-Jährige trainiert aktuell den A-Kreisligisten SV Concordia Oberhausen. Seine Trainerlaufbahn begann er vor sieben Jahren mit einem Engagement bei Dostlukspor Bottrop.

Mit welchem Kader Stempel planen kann, steht noch nicht fest. Vor allem die Winterzugänge wackeln aktuell. Emre Kilic und Gino Pöschl werden beim Marler Bezirksliga-Spitzenreiter VfB Hüls gehandelt, Wale Arogundade wird mit dem SV Rhenania in Verbindung gebracht. Der Wechsel von Anel Mlinarevic zu Dostlukspor Bottrop ist bereits in trockenen Tüchern.

Vor dem Sonntagsspiel gegen den SC Oberhausen suchten Spieler des Teams das Gespräch mit dem Vorstand und äußerten dabei die Befürchtung, große Teile der Mannschaft würden den Verein verlassen, sollte Hoffmann Trainer bleiben. Das bestätigt auch Ulrich Fleischer. „Die Spieler haben gesagt, dass sie eine Veränderung auf der Trainerposition wünschen, dass sie einen neuen Input brauchen“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Argumente, denen sich Hoffmann nicht verschließt: „Ich bin seit 17 Jahren Trainer beim SV Fortuna, seit acht Jahren verantwortlich für die erste Mannschaft. Dass dann Spieler in der Mannschaft stehen, die du seit der C-Jugend kennst und die auch deshalb frischen Wind fordern, ist nur logisch. Das macht mich überhaupt nicht wütend.“

Geknickt ist Hoffmann dennoch. „Auch, wenn alle jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, ich bleibe diplomatisch. Was mich enttäuscht, ist der Zeitpunkt, an dem diese Entscheidung kommuniziert wird. Was mich verwundert, ist die Tatsache, dass wir uns am Freitag über eine weitere Zusammenarbeit einig sind, am Montag aber bereits mein Nachfolger feststeht. Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht.“

Fleischer bedauert den unerwarteten Schnitt

Ulrich Fleischer bedauert, dass der Wechsel auf der Trainerposition nicht geräuschloser eingeläutet wurde: „Marco hat sich um den Klub sehr verdient gemacht, er hatte aber schon in der letzten Saison Phasen, in denen er ans Aufhören gedacht hat. Wir sind uns sicher, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“ Als treibende Kraft bei dem Entschluss macht Fleischer Teile der Mannschaft aus. „Einige Spieler haben ihren Abschied bereits vollzogen, andere haben Wechselabsichten geäußert. Wir mussten jetzt einschreiten, um das Auseinanderbrechen der Mannschaft noch irgendwie abzuwenden. Ob uns das gelingt, werden wir wohl erst Ende Juni wissen“, sagt der Vorsitzende.