Bottrop. Nach dem achten Platz bei der Europameisterschaft nimmt die gebürtige Bottroperin Stefanie Horn nun die Olympia-Qualifikation in den Blick.

Stefanie Horn erzählt von der Europameisterschaft im französischen Pau am vergangenen Wochenende, bei der sie den achten Platz belegte, als sie in aufgeregtes italienisch wechselt. „Ich musste eben meinen Hund begrüßen“, entschuldigt sie sich. Gemeinsam mit Border Collie Farina und Ehemann Riccardo war sie mountainbiken – die Slalom-Kanutin stürzte sich die wilde Abfahrt hinunter, Mann und Hund wanderten zurück und kehrten dann mit dem Auto heim. „Aber ich war schneller“, schmunzelt die gebürtige Bottroperin, die in Norditalien ihre Heimat gefunden hat.

Schnell ist das richtige Stichwort. Bei der Europameisterschaft war sie ebenfalls schnell unterwegs. Souverän meisterte sie den Vorlauf und das Halbfinale – im Endlauf war sie dann zu schnell unterwegs, fuhr an einem Tor vorbei, musste gegen die Strömung zurück paddeln und verlor wertvolle Zeit. Am Ende stand der achte Platz. „Ich war schon ziemlich sauer, weil ich das Rennen hätte gewinnen können“, blickt Horn zurück. Denn auch Topfavoritin Ricarda Funk aus Deutschland fuhr an einem Tor vorbei, am Ende feierte Amalie Hilgertova einen Überraschungssieg. „Sie konnte es selbst kaum glauben“, beschreibt Horn.

Entspannung in der italienischen Natur

In ihrer Heimat in der Nähe des Gardasees nutzte sie die vergangenen Tage, um ein wenig auszuspannen. „Ich bin viel in den Bergen unterwegs, wir haben ein Haus gekauft, dass wir zu einem Ferienhaus umbauen. Das wird noch ein paar Jahre dauern. Außerdem versuchen wir viel Gemüse und Obst selbst zu produzieren“, gewährt die 28-Jährige einen Einblick in ihren Alltag außerhalb des Wildwasserkanals.


Sportlich hat sich bei der Olympia-Achten von 2016 viel getan. Nach vielen Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Ettore Ivaldi, der auch immer noch italienischer Nationaltrainer ist, hat sie den Coach gewechselt, wird nun von Omar Raiba betreut. „Er ist noch sehr jung, motiviert und hat mir neuen Input gegeben“, sagt Horn über den 30-Jährigen. Und das zahlt sich aus: „Ich bin in richtig guter Verfassung.“

Mentalcoaching mit dem Psychologen von Juventus Turin

Ihr Körper hatte sich an das alte Training gewöhnt, nun werden neue Reize gesetzt. „Sonst wird es langweilig“, sagt die Kanutin. Viel häufiger stehen nun Stabilitätsübungen auf dem Trainingsplan, immer wieder werden neue Variationen gesucht. „Omar bildet sich sehr oft weiter. Und wenn er dann eine neue Übung besser kann als ich, schließen wir sofort Wetten ab, dass ich das auch lerne. Ich kann es nicht haben, wenn er besser ist“, sagt sie und lacht.

Stefanie Horn trug bei ihrem Besuch in Fernost auch traditionelle japanische Kleidung.   
Stefanie Horn trug bei ihrem Besuch in Fernost auch traditionelle japanische Kleidung.    © Unbekannt | Foto: Horn

Neben den neuen körperlichen Reizpunkten arbeitet Stefanie Horn gemeinsam mit Giuseppe Vercelli, der als Psychologe auch die Fußballer von Juventus Turin betreut, an ihrer mentalen Stärke: „Sport ist immer eine Art von Stress, der bewältigt werden muss. Es geht darum, nicht an die kleinen Fehler zu denken, sondern sich direkt auf das nächste Tor zu konzentrieren. Das hilft auch im späteren Leben.“

Das Ziel ist Olympia in Tokio

Das alles macht Horn mit dem großen Ziel Tokio im Blick. Dort finden im kommenden Jahr die Olympischen Spiele statt, schon bei der Weltmeisterschaft im spanischen Seu d’Urgell Ende September muss sie das Ticket für Italien lösen, in der nationalen Qualifikation hat sie gute Chancen. „Es gibt drei Ausscheidungsrennen, bei denen wir Punkte sammeln können. Meine Konkurrentinnen haben sich für zwei davon gar nicht qualifiziert“, erklärt Horn.

Das erste Rennen war die EM am vergangenen Wochenende, das zweite steht nächste Woche beim Weltcup-Start in London an. Die letzten Punkte können bei der WM gesammelt werden. Dann steht fest, ob Horn nach Rio 2016 auch in Tokio 2020 am Start sein kann.

Werbung für Kanu-Slalom und gutes Sushi

Das Land der aufgehenden Sonne hat sie bereits im vergangenen November bereist. „Der japanische Verband hat uns eingeladen. Wir waren ein paar Tage in Tokio, danach in Nord-Japan“, blickt sie zurück. In TV-Interviews haben die Italiener Werbung für den Sport gemacht. „Die Japaner erhoffen sich dadurch mehr Geld, um die Wildwasserkanäle im Land zu renovieren.“


Bei der Reise nach Fernost ging es aber bei weitem nicht nur ums Sportliche. Auch die Kultur wurde dem italienischen Kanuteam näher gebracht. „Wir haben in traditionellen Hotels gewohnt, in denen man auf dem Boden schläft, waren in Thermen, haben im Schneidersitz gegessen und zum Frühstück gab es Reis, fermentierte Bohnen und Fisch“, erinnert sich Horn. Und gerät dann ins Schwärmen: „Das Essen war richtig gut. Wer in Japan einmal Sushi oder Fisch gegessen hat, wird das in Deutschland nicht mehr mögen. Das ist etwas ganz anderes.“

Weltcup macht in Deutschland Station

Bevor es aber wieder nach Tokio geht – dort stehen nach der Weltmeisterschaft die vorolympischen Wettkämpfe an – wartet die Weltcup-Saison mit Wettbewerben in London, Bratislava (Slowakei), Tacen (Slowenien), Markleeberg und Prag.

In den Pausen wird Stefanie Horn weiterhin viel Zeit in den Bergen verbringen. „Ein bisschen muss ich das aber herunterfahren, gerade bei Extremsportarten aufpassen.“ Trotzdem wird es genügend Mountainbike-Touren mit Hund und Ehemann geben. Und auch da wird Stefanie Horn alles daran setzen, als erste wieder zu Hause zu sein.