Stefanie Horn ist zufrieden mit ihrer Leistung bei den Olympischen Spielen. Ein Gespräch über den Wettkampf, ihre Erlebnisse im olympischen Dorf und ihre Eindrücke von Brasilien.

  • Mit dem achten Platz in Rio ist Stefanie Horn zufrieden
  • Im olympischen Dorf hat sie viele andere Athleten getroffen
  • An Brasilien begeistert sie die Freundlichkeit der Menschen

„Buongiorno, Max! Jetzt wo du in Italien im Urlaub warst, können wir das Interview ja auf italienisch machen“, begrüßt mich Stefanie Horn (25) fröhlich. Die Achte der Olympischen Spiele ist einen Tag nach ihrem Wettkampf gut gelaunt und erzählt am Telefon von ihrer Premiere in Rio de Janeiro.

Buongiorno Stefanie, lass uns lieber deutsch sprechen. Sonst dauert unser Gespräch nicht lange.

Stefanie Horn (lacht): Okay, dann versuche ich mal, meinen Ruhrpottdialekt rauszuholen.

Das ist wohl besser. Vorneweg: wie fällt Dein Fazit nach dem Wettbewerb aus?

Ich bin total glücklich. Das war ich eigentlich auch schon nach der gelungenen Qualifikation. Klar, die Zeit im Finale hätte etwas schneller sein können, aber mit der Platzierung bin ich sehr zufrieden.

Woran hat es denn gelegen, dass du nicht ganz vorne reinfahren konntest?

Zum einen habe ich das vorletzte Tor berührt. Da habe ich nicht nur zwei Strafsekunden kassiert, sondern auch noch zusätzlich Zeit verloren. Außerdem habe ich die Ideallinie wohl nicht voll getroffen, das hat sich auf diesem Kanal stark ausgewirkt. Auch wenn es sich schneller angefühlt hat.

Vor dem Start hast du sehr entspannt gewirkt und viel gelächelt. Konntest du das Rennen genießen?

Ja, total. Ich bin die letzten Tage wie ein Honigkuchenpferd durch die Gegend gelaufen. Ich war überhaupt nicht nervös und konnte das Rennen wirklich genießen. Rückblickend muss ich sagen, dass es berechtigt war, den Traum von Olympia von klein auf gehabt zu haben.

Einen Traum, den du dir nochmal erfüllen willst?

Es heißt, dass die ersten Olympischen Spiele immer schwer sind. Ich möchte gerne 2020 in Tokio dabei sein, dann klappt es vielleicht noch besser.

Was unterscheidet denn das olympische Rennen von anderen Events, an denen du teilnimmst?

Es ist alles noch besser organisiert. Wir wurden mit dem Bus im olympischen Dorf abgeholt, alle gemeinsam zur Strecke gefahren. Dadurch, dass weniger Athleten dabei waren, hatten wir an der Strecke auch mehr Platz für uns. Dazu kamen die Sicherheitskontrollen, wenn wir die Strecke betreten haben. Das kannte ich so nicht.

Was waren denn abseits der Strecke deine Highlights?

Vor allem die Eröffnungsfeier. Die war gigantisch. Ich habe es aber auch genossen, durch das olympische Dorf zu gehen, habe mit meiner Freundin Luuka Jones, die die Silbermedaille gewonnen hat, viel Zeit verbracht und auch meinen Mann und meine Schwester getroffen.

Gab es auch Gelegenheit, andere Sportler kennenzulernen?

Ja, ich habe zum Beispiel die italienischen Volleyballer und eine Tontauben-Schützin getroffen. Außerdem einen Boxer aus Ecuador kennengelernt. Bevor es los ging, habe ich zahlreiche Pins mit dem italienischen Logo bekommen, die konnte ich hier mit den anderen Sportlern tauschen.

Bleibt jetzt noch Gelegenheit, andere Wettbewerbe zu besuchen?

Leider nicht. Ich packe gerade meinen Koffer und muss heute schon zurückfliegen. Das ist schade, ich freue mich aber auf mein Zuhause am Gardasee. Dann gibt es wieder Pizza, Pasta und Cappuccino. Und endlich etwas Urlaub.

„Die Menschen in Brasilien sind super nett“ 

Du hast jetzt mehrere Wochen in Brasilien verbracht, warst auch schon zum Training dort. Wie hast du das Land erlebt?

Stefanie Horn: In erster Linie habe ich hier super nette Menschen kennengelernt, die sich über kleine Geschenke sehr freuen. Da kann ich jetzt aber nur von den Arbeitern reden, die man im Alltag trifft. Es gibt aber leider auch eine andere Seite.

Die du wie erlebt hast?

Als wir im Trainingslager waren, haben wir etwas außerhalb von Rio gewohnt. Es war ein tolles und auch sicheres Haus, es wurde uns aber nahe gelegt, gewisse Gebiete zu meiden. Die Kriminalität ist extrem hoch. Wenn wir mit dem Auto im Stau gestanden haben, haben wir die Türen verschlossen. Leichen, die am Straßenrand liegen, werden nicht abgedeckt. Das war nicht schön anzusehen. Auch die Favelas haben wir gemieden.

Wo kann man die Unterschiede denn am deutlichsten sehen?

Hier gibt es viele Einkaufszentren, die sehr europäisch sind. Dort sieht man den Menschen dann schon den Wohlstand an, es wird auch viel Fast Food angeboten. Sobald man wieder auf der Straße ist, sieht man Menschen, die sehr dürr und offensichtlich krank sind. Das ist erschreckend.

Hat sich in Brasilien seit deinem ersten Besuch denn etwas entwickelt?

Im Vergleich zum März, als wir zum ersten Mal hier waren, hat sich einiges getan. Vielen Straßen wurden beispielsweise asphaltiert. Die Frage ist, wie lange das anhält. Außerdem ist hier vieles teurer geworden. Daran merkt man, dass jetzt die Olympischen Spiele stattfinden.

Im Vorfeld der Olympiade wurde viel über die Zika-Mücke gesprochen. Hast du davon etwas mitbekommen?

Jetzt, im olympischen Dorf, bin ich nicht einmal gestochen worden. Hier sind aber auch jeden Morgen Autos durchgefahren, die Rauch verteilt haben, damit keine Mücken mehr kommen.

Was wird dir denn besonders positiv in Erinnerung bleiben?

Auf jeden Fall die vielen Früchte, die es hier zu essen gibt, und das Fleisch. Die kleinen Bananen und Kokosnüsse sind zum Beispiel sehr zu empfehlen. Als Ernährungswissenschaftlerin habe ich gelernt, dass man täglich fünf Früchte essen soll, das habe ich hier locker geschafft (lacht).

Hast du auch etwas von der Unterstützung von zuhause mitbekommen?

Ehrlich gesagt nicht so richtig. Ich habe ein wenig auf Facebook verfolgt, mich aber in erster Linie auf den Wettkampf fokussiert.