Bochum. Wenn am Mittwoch die DFL-Vollversammlung in Frankfurt über das zwar inzwischen modifizierte, aber dennoch umstrittene Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ berät, erwartet Ansgar Schwenken, Finanzvorstand des VfL Bochum, allgemeine Zustimmung: „Ich gehe davon aus, dass alle 16 Anträge mit Mehrheit verabschiedet werden.“

Wochen-, ja monatelang wurde heftig diskutiert und protestiert. Noch am vergangenen Samstag trugen Dresdener Anhänger beim Gastspiel des VfL die „Fankultur“ symbolisch zu Grabe. Sie befürchten vor allem den Verlust von Persönlichkeitsrechten sowie eine Art Sippenhaftung. Nach den andauernden Protestaktionen hatte die DFL ihr Konzept entschärft, wollte nicht mehr die „Vollkontrollen“ oder „Ganzkörperkontrollen“ in den Statuten festschreiben und keinen „Automatismus“ vorsehen für die Abstrafung ganzer Gruppen wegen des Fehlverhaltens einzelner.

Die DFL und die Vereine stehen unter Druck - und der kommt von zwei Seiten. Die Konferenz der Innenminister ist sich einig, die stetig wachsenden Kosten der Polizeieinsätze künftig nicht mehr in voller Höhe der Gesellschaft aufzubürden. Am Montag gab es bereits ein vorbereitendes Treffen der Verbände mit den Innenministern Ralf Jäger (NRW) und Uwe Schünemann (Niedersachsen). Andererseits können und wollen es sich die Klubs aber auch nicht mit großen Teilen ihrer Anhängerschaft verderben.

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Fan-Forum in Bochum

Praktisch alle Profiklubs haben in den letzten Wochen den Austausch mit ihren Fans gesucht, in Bochum wurde dazu das aus elf Personen bestehende Fan-Forum aus der Taufe gehoben. Zweimal hat das Gremium bislang getagt und einen Prozess in Gang gesetzt, den Ansgar Schwenken „richtig gut fand“. Nach dem Willen dieses Forums sollen sich Schwenken und Sportvorstand Jens Todt in Frankfurt nun dafür einsetzen, dass bei „verstärkten Personenkontrollen“ Offizielle des eigenen Vereins zugegen sein müssen, um Auswüchsen vorzubeugen, und dass die Fans vor einem Auswärtsspiel vom jeweiligen Gastgeber davon in Kenntnis gesetzt werden, ob diese Personenkontrollen geplant sind. Dann könne man sich immerhin entscheiden, ob man die Reise antritt oder nicht.

Die grundsätzliche Ausrichtung des Konzeptes hält Schwenken für richtig. Qualifizierung und Zertifizierung der Ordnungsdienste sowie moderne Videosysteme würden helfen, „Täter besser zu identifizieren“ und damit in letzter Konsequenz ja sogar „Pauschalstrafen reduzieren“ anstatt, wie befürchtet, auszuweiten. Das zu erreichen sei die „klare Zielsetzung“.

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Noch beim Gastspiel in Berlin vor eineinhalb Wochen seien Bochumer Fans, so Schwenken, ohne Beistand und damit ohne Zeugen, in einem geschlossenen Raum durchsucht worden. Gleichzeitig aber propagiere Union den Schulterschluss mit den protestierenden Fans und solidarisiere sich öffentlich mit ihnen. Nur ein Widerspruch? Oder vielleicht doch schlichter Opportunismus?