Frankfurt. Der 12. Dezember 2012 könnte nicht nur als besonderes Hochzeitsdatum in Erinnerung bleiben. Die 36 Profiklubs der 1. und 2. Bundesliga entscheiden über ein Konzept, das für mehr Sicherheit in den Stadien sorgen soll. Die Politik fordert ein klares Votum, die Fangruppen protestieren gegen drohende Folgen.
Worum geht es?
Eine Kommission der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit Vertretern von Borussia Dortmund, Schalke 04, Bayern München, Eintracht Frankfurt, dem VfB Stuttgart und dem FC St. Pauli hat ein Konzept mit dem klangvollen Namen „Sicheres Stadionerlebnis“ erarbeitet. „Damit können die sicherheitstechnischen und gewaltverhindernden Rahmenbedingungen in den Stadien der 1. und 2. Bundesliga weiter verbessert werden“, sagte der designierte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig der WAZ Mediengruppe.
Wer entscheidet Mittwoch?
Die Vertreter der 36 Profiklubs aus der 1. und 2. Bundesliga werden am DFL-Sitz in Frankfurt über das Konzept diskutieren und entscheiden. Gar nicht weit entfernt übrigens von der Paulskirche, wo einst, historisch wertvoll, das erste demokratische deutsche Parlament tagte. Zum 37-seitigen Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ gibt es 16 Anträge, die durchgesprochen werden sollen. Für Änderungen, die die Lizenzierungsordnung betreffen, wird eine Zweidrittel-Mehrheit benötigt. Für die anderen Anträge reicht die einfache Mehrheit.
Warum gibt es das Konzept?
Randale und Krawalle haben die Diskussion über die Sicherheit innerhalb und außerhalb der Stadien immer wieder neu entfacht. So ging es unter anderem beim letzten Revierderby in Dortmund und beim Relegations-Rückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin hoch her. Innenpolitiker aus den Ländern und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich haben den Druck auf die Fußball-Funktionäre erhöht und eine Selbstregulierung gefordert. Ende September gab es ein erstes Strategiepapier, Ende November wurde das erweiterte Konzept veröffentlicht.
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„Der enge Zeitrahmen war übertrieben. Die DFL hat den Druck aus der Politik übernommen. Und es saßen lange nicht alle relevanten Parteien am Tisch. Fans, Polizei und auch Politiker fehlten“, sagt Daniel Nowara von der Fan-Interessenvertretung „Unsere Kurve.“ Die Fans haben bei den letzten Spielen jeweils zwölf Minuten und zwölf Sekunden geschwiegen. Und so friedlich und eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig eine lebendige Fankultur mit Emotionen, Choreographien, Gesängen und Folklore ist. Die sucht man in Italien und England inzwischen fast vergeblich.
Was sind die Streitpunkte?
Zwei Themen lassen die Emotionen bei den Fans hochkochen. Laut Antrag 8 sollen die Kontrollen an den Stadioneingängen verschärft werden. Die Fans befürchten regelmäßige Vollkontrollen, wie sie auf Basis der jetzigen Vorgaben schon beim Spiel von Eintracht Frankfurt bei Bayern München im November praktiziert wurden. Nackt ausziehen musste sich dort übrigens niemand.
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Zweiter Haupt-Streitpunkt sind die Anträge 11 und 14. Laut denen können die Kartenkontingente für Gästefans, die bei zehn Prozent der Zuschauerkapazität liegen, extrem reduziert werden. Darüber soll der Heimklub entscheiden können. „Aber gegen verbesserte Videoüberwachung, Schulungen der Ordnungsdienste und Dialog zwischen Vereinen und Fans kann niemand etwas haben“, sagt DFL-Mann Andreas Rettig.
Wie geht es nach dem 12. Dezember weiter?
Auch nach dem 12. Dezember, das ist bei aller Aufregung die gute Nachricht, wird Fußball gespielt. Sollte das Konzept abgelehnt werden, sieht die Liga-Spitze aus Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Christian Seifert die Autonomie des Fußballs gefährdet. „Dann werden von anderen Fakten geschaffen“, ist Seifert sicher. Die Politik könnte die Zügel per Gesetz anziehen. Ein Stehplatzverbot und weitere rigorose Vorgaben wären dann ein Thema. Was die Fans machen, ist unklar. „Wenn ein Mittelweg gefunden wird, kann ich mir vorstellen, dass dies die Besonnenen unterstützt“, sagt Daniel Nowara.
Denkbar ist aber, dass am Wochenende ewig Unverbesserliche verbotene Pyrotechnik abfackeln. In Schalke und Düsseldorf wurde zuletzt wieder mächtig gezündelt. Die Ultras müssen sich vorwerfen lassen, dass hier die Selbstreinigungskräfte innerhalb der Kurven nicht funktionieren.