Bochum. Da konnte man schon ins Staunen geraten. Neun der 20 Spieler, die der neue Trainer von Olympiakos Piräus, Temur Kezbaia, am Samstag auf den Rasen des rewirpower-Stadions schickte, waren noch keine 25 Jahre alt. Olympiakos erreichte beim VfL Bochum nach 3:1-Pausenführung ein 3:3.
Betrachtet man allein den in Deutschland aufgewachsenen dreifachen Torschützen Konstantinos Mitroglou (21) sowie Aristides Soiledis (18) und das Innenverteidiger-Talent Kyriakos Papadopoulos (17), die beim am Ende versöhnlichen 3:3 (1:3) in der ersten Halbzeit gemeinsam gegen den VfL Bochum zu Werke gingen, so verfügt der griechische Rekordmeister über einen fußballerischen Gen-Pool, der sich sehen lassen kann.
Diese erste Halbzeit deckte auch die derzeitigen Schwächen des VfL auf. Womit weniger der Lapsus von Daniel Fernandes gemeint ist, der zum 0:1 führte. Fernandes bewies anschließend Nervenstärke und parierte zwei Mal glänzend; gottlob, denn der hämische Applaus nach sehr einfachen Bällen weckte ungute Erinnerungen an die überwunden geglaubte vergangene Spielzeit. Geht das Gezicke auf den Tribünen so weiter, dann werden sich die Fehler auf dem Rasen, aus lauter Angst vor dem negativen Echo, potenzieren. Womit niemandem gedient ist.
Zurück zu den Schwächen, die struktureller und persönlicher Natur waren. Bei Marcel Maltritz und Mergim Mavraj, den beiden Innenverteidigern der Startformation, stimmte der Abstand zu Mitroglou nicht, vielleicht verließ sich auch der eine zu sehr auf den anderen. Und Christian Fuchs, der ein paar gute Szenen in der Offensive hatte, ist aus nachvollziehbaren Gründen noch ein Stück weit von seiner Normalform entfernt. Wie schon beim 4:3 gegen St. Gallen wurden über seine Seite mehrere Tore vorbereitet, und auch die Schweizer trafen damals zwei Mal per Kopf. Zwar fielen nach dem Seitenwechsel keine Gegentore mehr, doch der hohe Ball blieb eine heikle Angelegenheit für die VfL-Abwehr, in der nun Anthar Yahia für den Kapitän verteidigte. Jeder Eckball, jede Flanke sorgte für Unruhe. Daran und am richtigen „Verschieben der verschiedenen Mannschaftsteile”, wie Maltritz sagte, wird noch zu arbeiten sein.
Aber der Konkurrenzkampf enfaltet auch seinen Segen. Eng geht es zu zwischen Joel Epalle und Shinji Ono sowie Mimoun Azaouagh und Slawo Freier. Dass Azaouagh und Epalle an der schönsten Kombination des Tages beteiligt waren und der Kameruner in der gesamten Vorbereitung offensiv sehr viel zielstrebiger und effektiver auftritt als vor einem Jahr, dürfte den Verantwortlichen nicht entgangen sein. Dem glänzenden Techniker Ono fehlt im Vergleich dazu schlicht die Power.
Und dass Stanislav Sestak, der zwei Mal erfolgreich war, momentan keine innerbetriebliche Konkurrenz zu fürchten hat, hängt nicht nur mit den fünf Treffern zusammen, die er in den bisherigen vier Vorbereitungsspielen erzielt hat. Sestak scheint inzwischen begriffen zu haben, dass er den nächsten Karriereschritt nur hinbekommt, wenn er sich nicht einschüchtern und entmutigen lässt und auch einmal die Rolle des Bösewichts einnimmt. Aggressives, körperbetontes Spiel war bislang nicht sein Markenzeichen. Aber er arbeitet dran - offenkundig.
Sestak war ein wenig unzufrieden mit sich selbst, vielleicht weil der sperrige Avraam Papadopoulos ihm einige Male den entscheidenden Antritt verwehrte. Doch der Slowake sei getröstet: Avraam, dessen Eigentor zum Ausgleich führte, ist einer von Otto Rehhagels Auswahlspielern.