Wattenscheid. Christina Honsel kann ihren Titel in Dortmund nicht verteidigen - Marius Probst schon. Der Läufer spricht über den Olympia-Schub und die nächsten Ziele.
„Ich kann gerne eine Ansage machen“, sagt Marius Probst und guckt selbst bewusst in die Runde: „Ich glaube, wir sind uns einig, dass der Titel über mich gehen muss. Alles andere wwäre für mich eine kleine Enttäuschung als auch für meinen Coach. Ich würde gerne Gold holen und meinen Titel verteidigen.“ Der Olympiateilnehmer vom TV Wattenscheid 01 geht selbstbewusst in die Deutschen Hallenmeisterschaften, die am Freitagabend in Dortmund beginnen. Zwei bis vier Medaillen hat TV-01-Manager Michael Huke als Ziel ausgegeben, eine große Medaillenhoffnung ist mit der Absage von Top-Hochspringerin Christina Honsel aber weggebrochen, Honsel sagte verletzungsbedingt ab.
Während viele Athletinnen und Athleten die Hallensaison nach den Olympischen Spielen aussetzen, um Kräfte zu sammeln, ist 1500-Meter-Läufer Probst hochmotiviert und hat direkt das nächste Ziel in den Blick genommen. Der gebürtige Herner möchte nach seiner Olympia-Teilnahme von Paris in diesem Jahr zur Weltmeisterschaft fliegen, die in Tokio im September stattfindet. Das erklärte er am Olympiastützpunkt Wattenscheid im Rahmen des Pressegesprächs vor der Deutschen Meisterschaft.
Olympia-Startnummer hängt bei Marius Probst an der Wand
Das Erlebnis, bei Olympia dabeigewesen zu sein, ist dabei sein Antrieb. „Ich denke noch jeden Tag daran. Es gibt nichts Größeres. Natürlich wäre ich gerne noch mehr erreicht. Aber das Ziel ist es dabei zu sein und das habe ich geschafft“, sagt Probst, der nach dem Hoffnungslauf ausschied. Die Startnummer von Paris hat er sich an die Wand gehängt. „Die behalte ich auch und die werde ich haben, egal wo ich wohne.“

Wie im vergangenen Jahr wird sich Probst wohl mit Robert Farken duellieren - 2024 holte er in Leipzig den Titel und stellte auch einen historischen Meisterschaftsrekord von Dieter Baumann ein.
Auch dieses mal hat er sich viel vorgenommen: „Durch die Hallensaison und durch Paris habe ich schon viele Punkte im WM-Ranking gesammelt. Von daher geht mein Blick klar nach Tokio.“ Für Probst hat das auch eine persönliche Note: Erstens sei er noch nie dort gewesen. Und zweitens verpasste er die Olympia-Teilnahme 2021 in Tokio um einen einzigen Punkt.
Bryan will Staffel-Gold, Ritter mit Technik-Umstellung
Der nächste Schritt auf diesem Weg sind die Hallenmeisterschaften in Dortmund, die am Freitagabend unter anderem mit dem Kugelstoßen beginnen. Julia Ritter war dabei in der Vergangenheit regelmäßig eine Kandidatin für eine vordere Platzierung für Wattenscheid. Nach der Enttäuschung, nicht für OIympia nominiert worden zu sein, hat sie aber ihre Technik umgestellt, fängt ganz von vorne an, wie sie sagt. Die Bergkamenerin kann sich auf die Unterstützung eines 25-köpfigen Fanclubs aus ihrer Heimatstadt verlassen, wie gut sie ihre neue Technik umgesetzt bekommt, ist aber unklar.
Auch interessant

Weiterer Fokus beim TV 01 leigt auf dem Auftritt von Monika Zapalska in einem top-besetzten 60-Meter-Hürden-Feld sowie dem Debüt von Neuzugang Julian Wagner über 60 Meter. Für die zweite Titel-Ansage aus Wattenscheid sorgte Michael Bryan: „Wir holen Gold“, sagte der Sprinter selbstbewusst über den Auftritt der 4x200-Meter-Staffel, in der auch Wagner mitlaufen könnte. Verena Meisl geht als Silber-Gewinnerin des Vorjahres ins Rennen über 1500 Meter - für sie stehen in diesem Jahr besonders das Heimspiel im Lohrheidestadion bei den University Games im Sommer im Fokus. Über 400 Meter startet TV-01-Neuzugang Jonas Breitkopf.
Honsel ist nur als Zuschauerin dabei
Nur als Zuschauerin ist dagegen Christina Honsel dabei. Die Olympia-Fünfte war zwar in den vergangenen Wochen in Topform und galt als Topfavoritin. Die 27-Jährige vom TV Wattenscheid 01 ist auch als Plakatmotiv das Gesicht der Meisterschaften, sie wird dort aber nicht ihren dritten Hallen-DM-Titel in Serie holen. Honsel tritt nicht an, will sich schonen, um die EM-Teilnahme und die Sommersaison nicht zu gefährden - in der Vergangenheit haben ihr Fußbverletzungen schon mehrfach Probleme gemacht.
Via Instagram äußerte sich Honsel, die in Dortmund trainiert: „Am schwierigsten ist mir diese Entscheidung gefallen, weil die DM in meinem „Wohnzimmer“ stattfindet und so viele Freunde und Familie kommen wollten, um mich zu unterstützen! Es tut mir leid, aber meine Gesundheit hat Vorrang.“ In ihrer Abwesenheit hält Louisa Deeken die Fahne des TV 01 hoch, fliegt aber lange nicht in den gleichen Sphären: Deeken arbeitet daran, die 1,80 Meter-Marke zu knacken.
Christina Honsel tritt nicht an: Eine Vorsichtsmaßnahme
Die Absage gab der TV Wattenscheid am Mittwochnachmittag im Rahmen der traditionellen Vor-DM-Pressekonferenz am Wattenscheider OIympiastützpunkt bekannt. TV-01-Manager Michael Huke erklärte: „Christina hat sich in Weinheim eine leichte Fußverletzung zugezogen. Sie ist eigentlich wieder im vollen Training und kann auch horizontale Sprünge machen. Aber in der speziellen Anlaufgestaltung hat sie noch Probleme, gerade weil man durch den schrägen Anlauf den Fuß anders beansprucht.“
In gemeinsamer Abstimmung mit Honsels Trainerin Brigitte Kurschilgen habe man sich daher zum Verzicht auf die DM-Teilnahme entschieden - das Saisonende bedeutet das aber noch nicht im Gegenteil. „Das ist auch eine Entscheidung mit Blick auf die Europameisterschaften“, erklärte Huke. „Ihre Teilnahme dort ist sehr wahrscheinlich. Die EM fasst Christina nach wie vor ins Auge, möchte unbedingt springen. Daher ist das jetzt eine Vorsichtsmaßnahme, um den Fuß zu schonen.“

Honsel, die in ihrer Karriere schon mehrfach von Verletzungen zurückgeworfen wurde, erlebte 2024 das bislang erfolgreichste Jahr ihrer Karriere. Sie begann das Jahr mit der Titelverteidigung bei den Deutschen Hallenmeisterschaften und sprang dann Jahresbestleistung bei den Olympischen Spielen in Paris und wurde Sechste - ein großer Erfolg für sie und den TV Wattenscheid. Gemeinsam mit Pia Greiten und Katrin Müller-Rottgardt, die ebenfalls in Paris erfolgreich waren, ist sie bei der Abstimmung zu Bochums Sportlerin des Jahres nominiert.
Auch interessant
Auch 2025 begann für Honsel eigentlich gut: Während viele andere Athletinnen und Athleten der Hallensaison im Jahr nach den Olympischen Spielen eine sehr untergeordnete Rolle beimessen, präsentierte sich Honsel in den vergangenen Wochen in Topform. Sie gewann Meetings in Weinheim und Cottbus - dort hatte vor ihr noch nie eine Deutsche das Springermeeting gewonnen. Konstant sprang sie über 1,90 Meter und bestätigte auch ihre Bestleistung aus der vergangenen Hallensaison von 1,95 Meter.
- Alles zum Sport in Bochum und Wattenscheid lesen Sie hier
- News und Hintergründe zum VfL Bochum gibt es hier