Wattenscheid. Ob Patellasehnenriss oder Knorpelschaden: Steve Tunga kämpft sich zurück, auch wenn die Rede vom Karriereende war. Wattenscheid 09 ist der richtige Ort dafür.
- Steve Tunga machte beim 0:1 der SG Wattenscheid 09 in Dortmund sein erstes Pflichtspiel seit fast einem Jahr
- Schon zum zweiten Mal hat er sich nach einer schweren Knieverletzung zurückgekämpft
- Aufhören wollte er aber nicht - und meldete sich in Wattenscheid
Die Antwort auf die Frage, wie sein erstes Spiel für Wattenscheid war, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Scheiße!“, sagt Steve Tunga, liefert die Begründung gleich mit: „Weil wir verlieren.“ Kurz darauf kann er aber auch lachen - Tunga hat gerade seine ersten Pflichtspielminuten seit fast einem Jahr gespielt. Die Ärzte glaubten nicht daran, Tunga arbeitete hart dafür und ist jetzt zurück bei Wattenscheid 09 - wo auch sonst.
„Auf der anderen Seite“, sagt Tunga, „hatte ich mein letztes Spiel am 3. März. Das ist fast ein Jahr her. Ich bin sehr, sehr dankbar dafür, dass ich wieder hier spielen darf, auch wenn ich mir das Ergebnis anders vorgestellt hätte.“
SG Wattenscheid 09: Tunga wechselte schon zum dritten Mal ztur SGW
Bereits zum dritten Mal spielt Tunga für den Verein, der sich für ihn inzwischen wie „zu Hause“ anfühlt, wie er sagt. Von 2017 bis 2019 spielte er unter Farat Toku in der Regionalliga, 2022/23 unter Christian Britscho. Nach dem Abstieg wechselte er zum Wuppertaler SV, machte fast jedes Spiel, bis eben zum 3. März.
„Ich hatte vor zwei Jahren einen Patellasehnenriss, daraus ist jetzt ein Knorpelschaden entstanden“, sagt der 27-Jährige. „Ich wurde im April operiert und jetzt darf ich wieder.“ Das Karriereende hatte er dabei vor Augen: „Das war beim Patellasehnenriss schon so, da war die gleiche Aussage vom Arzt. Ich wollte auf jeden Fall aber wieder zurück auf den Platz, weil ich am Ende die Entscheidung treffen will, wann ich aufhöre zu spielen.“
Bei Wattenscheid sollte Tunga erstmal wieder mittrainieren
Der gebürtige Essener wollte es sich selbst beweisen, aber: Nach der zweiten schweren Knieverletzung und mit ungewisser Perspektive fand er zunächst keinen neuen Verein. Im Herbst meldete er sich bei Wattenscheid 09, durfte im Mannschaftstraining mitmachen.
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„Es ging am Anfang vor allem darum, einem verdienten Spieler zu helfen“, sagte Wattenscheids Sportlicher Leiter Richard Weber. Aber Tungas Qualitäten war unübersehbar - erst recht, als er im Winter auch in Testspielen zu ersten Einsätzen kam. „Ich bin ein Fan von ihm“, sagte Trainer Christopher Pache über Tunga, der in der Jugend beim VfL Bochum und später auch beim BVB II spielte.
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Kurz vor Ende des Transferfensters wurden die beiden Seiten sich einig. Tunga: „Wattenscheid ist nach Hause gekommen, so doof sich das vielleicht anhört. Es ist schön, wenn man irgendwo hinkommt, es sind einige bekannte Gesichter und man wird mit offenen Armen empfangen.“
Tunga hat keine Angst vor einer weiteren Verletzung
Angst vor einer erneuten Verletzung habe er nicht, sagt Tunga - was solle denn nach Patellasehnenriss und Knorpelschaden noch kommen? „Sonst hätte ich nach der ersten Verletzung schon aufgehört“, meint er. Im Gegenteil, die Sehnsucht war viel zu groß. Zu einer Mannschaft zu gehören, auf dem Platz zu stehen, das habe er vermisst. „Wenn der Ball im Spiel ist, ist das Herz auch direkt wieder involviert. Ich bin meiner Freundin nur auf die Nerven gegangen, weil ich so viel Energie hatte. Ich will es jetzt einfach wieder genießen, spielen zu können, solange mein Körper es zulässt.“
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Dabei geht er aber vorsichtiger mit seinen Körper um. Auch deshalb sei er nach Wattenscheid gewechselt. „Ich habe den Luxus, den Trainer vorher anzurufen und zu sagen: das Knie fühlt sich scheiße an, ich mache heute lieber weniger. Bei einem anderen Verein, wo mich niemand kennt, hätte ich diese Möglichkeit sicher nicht. Da bin ich dankbar für das Vertrauen.“
Besondere Rolle: Tunga ist einer der erfahrensten Spieler
Wie viel er in den kommenden Wochen auf dem Platz helfen kann, ist daher offen, auch wenn er einer der besten und erfahrensten Fußballer im Team ist. Seine Führungsrolle nimmt er aber direkt an, auch nach 349 Tagen ohne Meisterschaftsspiel. Beim 0:1 in Dortmund wurde er kurz vor Schluss eingewechselt, gab aber direkt Kommandos. „Wir haben sehr viele junge Spieler, da sehe ich mich auch in der Verpflichtung, zu helfen und vernünftig zu coachen, ihnen bei der Entwicklung zu helfen und den Trainern das Leben so einfach wie möglich zu machen.“
Loheider, Lewicki, Lenuweit
Auch abgesehen von Tunga gab es einige positive Personalnachrichten bei der SGW, die in Dortmund arg ersatzgeschwächt trotz guter Leistung verlor. Mike Lewicki spielte erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren von Beginn an, David Loheider erstmals seit dem ersten Spieltag.
Berkan Firats Verletzung sei wohl nicht so schwer, meinte Co-Trainer Alexander Schlüter, Eduard Renke dagegen könnte länger fehlen. Torwart Phil Lenuweit trainiert wieder voll mit und fühlt sich fit, schon am Freitagabend (21. Februar) gegen Rheine wieder im Kader zu stehen. Tm Kaminski wird nach abgelaufener Sperre definitiv zurückkehren.
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