Bochum. Tolle Stimmung und ein stolzer OB - besser hätte die Hallenstadtmeisterschaft nicht laufen können, oder? Die WAZ listet auf, was gut war - und was enttäuschte.
Thomas Eiskirch wusste, dass bei der Siegerehrung zur Hallenfußball-Stadtmeisterschaft das Grußwort des Oberbürgemeisters nicht zu den beliebtesten Programmpunkten gehört. Bochums Stadtoberhaupt hielt sich entsprechend kurz.
Eins wollte er aber unbedingt loswerden, nachdem er die Finalspiele in der Rundsporthalle erst vom Plateau aus und das packende Endspiel dann unten an der Bande verfolgt hatte: „Bochum kann stolz sein“, sagte der OB über die Hallenstadtmeisterschaft - das gelte sowohl für die Verantwortlichen, für Ausrichter Amacspor, aber auch für jeden Einzelnen: Die Fans und Aktiven selbst seien es schließlich, die den Amateurfußball ausmachten.
Auch Eiskirch war offensichtlich beeindruckt von der Atmosphäre beim Endspiel - die war ganz sicher bemerkenswert, im positiven Sinn. Das galt auch für einige andere Punkte: Die WAZ hat die Tops und Flops der Hallenstadtmeisterschaft zusammengestellt.
Top: Die Stimmung
Mit seinem Kompliment lag der OB richtig - Bochums Fußballerinnen und Fußballer sorgten für ein tolles Wochenende. Bemerkenswert: Der Sonntag war in den vergangenen Jahren eher nicht der Tag mit der besten Stimmung: Zu zersplittert, zu viele verschiedene Programmpunkte wie die Siegerehrungen, die Stimmung rausnehmen.
Diesmal war es anders: Da mit Türkiyemspor und TuS Harpen die beiden frenetischsten Fangruppen im Finale vertreten waren, hielt die Stimmung - und übertraf andere Ausgaben um Längen.
Flop: Die Turnier-Verteilung
Zur Wahrheit beim Thema Stimmung gehört aber auch: Am Freitag und am Samstag war es oft mau auf den Rängen der Rundsporthalle. Gerade bei der eigentlich spannenden Vorrunde der Erstmannschaften am Samstagnachmittag kam kaum Atmosphäre auf - das lag wohl auch am Modus. Da nur der Gruppensieger jeweils weiterkam, gab es viele irrelevante Partien.
Noch entscheidender war aber, dass der Kreis auf Bitte der Stadt seinen Ablaufplan ändern musste. 2024 war die Erstmannschaften-Vorrunde am Freitagabend ein Stimmungsgarant - aber da in diesem Jahr die Rundsporthalle um 22 Uhr abgeschlossen werden musste, passte der Mitternachtsfußball dieses Jahr nicht ins Programm. Am Samstag kam nicht die gleiche Stimmung auf wie im vergangenen Jahr freitagabends. Wenn die Stadt den Fußballern einen Gefallen tun will, lässt sie die Hallen nächstes Jahr wieder länger offen.
Top: Die Schiris und die Fairness
Dass mehrere Trainer mit den Entscheidungen der Unparteiischen nicht einverstanden war, dass es Diskussionen und Zeitstrafen gab - das gehört dazu, gerade in der Halle. Aber die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter hatten die Lage immer im Griff, auch wenn es hitzig zuging. Der Plan ging auf, dass der Kreis nur speziell geschulte Schiris ansetzte und dass die von der ersten Turnierminute an sehr resolut den Teams gegenüber auftraten. Offensichtlich die richtige Ansprache.
Auch die Teams machten es den Unparteiischen meist leicht - es gab keine einzige Rote Karte, keine groben Unsportlichkeiten, keine Fans, die über die Stränge schlugen. Das läuft in anderen Städten deutlich schlechter.
Flop: Wattenscheid 09
Das Comeback des ehemaligen Bundesligisten in der Halle war mit Spannung erwartet und sorgte in der Vorrunde in Wattenscheid tatsächlich für zusätzlichen Reiz. Das Final-Wochenende war allerdings eine Enttäuschung: Gegen die DJK TuS Hordel war 09 nicht konkurrenzfähig. Und auch auf den Rängen enttäuschte die SGW - nur wenige Fans des sonst stimmungsvollen Traditionsvereins kamen in die Rundsporthalle. Dabei hat ihr Team selten so gute Chancen auf einen Titelgewinn wie in der Halle. Ob die ungewohnte Anstoßzeit am Samstagmorgen oder die Nähe zum Ruhrstadion den Ausschlag gab? Wahrscheinlich beides.
Auch bei den Frauen bekleckerte sich 09 übrigens nicht mit Ruhm - zur Vorrunde am Lohring trat die Wattenscheider Mannschaft überhaupt nicht erst an, sorgten damit für Leerlauf im eh schon langwierigen Turnierplan.
Top: Amacspor Dahlhausen
Im vergangenen Jahr stemmten Adler Riemke und die DJK Teutonia Ehrenfeld das Turnier zu zweit - dieses Jahr übernahm Amacspor Dahlhausen die Ausrichtung alleine. Das kulinarische Angebot mit Köfte, Currywurst und Lahmacun bekam viele gute Kritiken, das Kuchenbüffet verdiente eine Eins mit Sternchen. Und im Gegensatz zu anderen Turnieren waren auch die Preise noch im Rahmen. Während in Gelsenkirchen ein Bier (0,5 Liter) für 5,40 Euro über den Tresen ging, gab es in der Rundsporthalle die Flasche Fiege (0,33 Liter) für drei Euro - das ist okay.
Nachdem sich der Ausrichter am Freitagabend eingeruckelt hatte, lief auch alles glatt: Beeindruckend, dass ein Kreisligist so eine große Helferzahl zusammenbekommt. Vom Kreisvorsitzenden Axel Zimmermann gab es entsprechend ein dickes Kompliment am Sonntag. Der Kreis lag mit seiner Entscheidung richtig, Amacspor als Ausrichter ranzulassen, nachdem der Klub sich jahrelang als Vorrunden-Organisator bewiesen hatte.
Flop: Die Bundesliga-Überschneidungen
Die Zuschauerzahlen am Freitag (400) und Samstag (900) blieben hinter den Erwartungen zurück - das lag sicher am Modus und den Spielplänen (s.o.), aber gewiss auch am großen Fußball. Die Reserveteams am Freitagabend konkurrierten mit dem Bundesliga-Kracher BVB gegen Leverkusen. Und als Harpen und Weitmar am Samstag um den Gruppensieg spielten, stand zeitgleich der VfL auf dem Platz. Die Hallen-Veranstalter können nichts dafür - ärgerlich ist es trotzdem.
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Top: TuS Harpen
Nach zweiten Plätzen bei den Frauen und der Reserve im Januar 2024 gab es diesmal Bronze für die Frauen und Silber für die Erste des TuS Harpen - und das ohne eine einzige Niederlage. Nur das Finale ging im Neunmeterschießen verloren für das Team von Björn Lübbehusen, das einen tollen Fanblock im Rücken hatte. Dabei ist die Unterstützung für den TuS offensichtlich auch eine internationale Angelegenheit: Auch auf anderen Kontinenten fieberten TuSler mit und verfolgten den Auftritt ihres Teams im WAZ-Livestream.
Harpen liefert in der Halle einfach ab, egal ob auf den Rängen oder auf dem Feld - alle schwärmen vom großen Zusammenhalt: Wenn der erhalten bleibt, ist ein Titelgewinn in der Rundsporthalle eine Frage der Zeit.
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