Bochum. Kreisligist Türkiyemspor jubelt nach einem mitreißenden Endspieltag. Die lautesten Fanblöcke sind im Finale - auch der Verlierer schwärmt.
Ben Zöllner konnte kaum hinsehen, Mike Fuchs es kaum erwarten. Während der Torwart des TuS Harpen sich wegdrehte, sprang Türkiyemspor-Spieler Fuchs schon über die Bande, um von den Ordnern abgefangen zu werden: „Ich dachte, das war schon der letzte Schuss!“ - Wenige Sekunden später stürmten er und seine Teamkollegen dann quer über den Platz in Richtung ihrer Fans: Der A-Kreisligist SV Türkiyemspor ist Bochums neuer Hallenstadtmeister, vor Harpen, vor Hordel, vor der SG Wattenscheid 09.
„Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper“, sagte Türkiyemspor-Trainer Yavuz Derin. „Ich bin sehr stolz, wirklich sehr stolz. Ich habe Gänsehaut, Tränen in den Augen und meine Stimme ist am Zittern. Ich kann mich nur bei der Mannschaft und dem Verein bedanken. Gänsehaut pur, was unsere Fans abgerissen haben.“ Er lobte aber auch die „geile Stimmung“ der Harpener Fans in der Rundsporthalle.
Das wahnsinnige Finale setzte einem tollen Finaltag beim Sparkassen Masters die Krone auf. Türkiyemspor glich sechs Sekunden vor Schluss zum 3:3 aus und hatte dann im Neunmeterschießen die besseren Nerven und mit Dennis Kozak auch einen herausragenden Torwart. Der hatte schon im Halbfinale gegen den bis dahin kaum besiegbar wirkenden Titelverteidiger TuS Hordel fast alles gehalten - auch da gewann Türkiyemspor im Neunmeterschießen.
Bochum: Die lautesten Fanblöcke im Finale
Spannung und Stimmung des Halbfinals waren eigentlich kaum zu toppen, aber im Finale legten die beiden Fanlager nochmal einen drauf - die Teams mit den lautesten Blöcken waren im Endspiel vor rund 1200 zahlenden Fans am Sonntag.
Türkiyemspor-Keeper Dennis Kozak sagte: „Mir hat es nichts ausgemacht, ich war nicht nervös. Aber unsere Fans sind schon krass - die machen schon Stimmung.“ Der Kreisvorsitzende Axel Zimmermann war glücklich nach einem stimmungsvollen Finaltag: „Die Spiele, die Fans, der Ausrichter, und alles sehr fair: Das war außergewöhnlich.“
Nikolas Wiebel, der nach mehr als 20 Jahren beim CSV Linden erstmals für Harpen in der Rundsporthalle auflief, schwärmte: „Wir sind ein Verein, in dem alle zusammenstehen. Erste, zweite, dritte, vierte Herren und die Frauen, alle unterstützen sich. Die waren heute morgen extra früh hier, um den Block noch blau-weiß zu schmücken“, sagte er mit Blick auf die Unterstützung des TuS. „Wir können uns nur bedanken und hätten die natürlich am liebsten mit dem Titel beschenkt.“
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„Wir haben bis ins Finale alle Spiele gewonnen“, so Wiebel - nach fünf Siegen in der Vorrunde Nord folgten vier weitere in der Rundsporthalle, wo nur wenige Sekunden fehlten. „Nach dem Tor müssen wir eigentlich nur noch einmal den Ball bekommen, dann spielen wir es mit unserer Klasse runter. Das hätten wir besser verteidigen müssen.“
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Schlüsselspiele - Harpen gewinnt das beste Spiel des Samstags
An einem Wochenende mit viel Hallenfußball gab es einige Schlüsselspiele: Die DJK TuS Hordel etwa führte am Samstagvormittag die SG Wattenscheid 09 mit 7:2 vor - die Unternehmung Stadtmeisterschaft war für den Oberligisten damit beendet, bevor sie überhaupt richtig losgegangen war. Hordel zog ins Halbfinale ein, gemeinsam mit dem TuS Harpen, der im Landesliga-Duell SW Wattenscheid und dann auch den starken Bezirksligisten SC Weitmar im besten Spiel des Samstags ausschaltete.
Harpen und Hordel kassierten letztlich in fünf Auftritten keine einzige Niederlage nach der regulären Spielzeit von zwölf Minuten. Das gleiche galt aber auch für Kreisligist Türkiyemspor, der nach seinem Auftaktsieg gegen CSV Linden souverän die Gruppe gewann (neun Punkte) und als einziger Kreisligist unter den letzten vier mitmischen durfte.
Mit ganz viel Herz und einem furiosen Fanblock im Rücken ließ sich Türkiyemspor nicht entmutigen: Nicht von einem 0:2-Rückstand im Finale und auch nicht, als Marco Bakenecker den TuS zwanzig Sekunden vor der Schlusssirene mit 3:2 in Führung brachte. Derin verriet: „Ich habe den Jungs gesagt: Keine Taktik, geht raus, habt Spaß und jeder gibt so viel Gas, wie er kann.“
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Trostpreis von Fiege für Harpen
Mike Fuchs drückte den Ball sechs Sekunden vor Ablauf der Uhr über die Linie - wenig später feierten er und seine Mannschaft im rot-weißen Konfettiregen den Stadtmeistertitel.
Für Harpen gab es einen Trostpreis: Genau wie auch Türkiyemspor sowie der SC Weitmar, der sich am Samstag auf seine Jugendabteilung verlassen konnte, belohnte die Brauerei Moritz Fiege den tollen Support mit einem Fässchen Freibier.
Türkiyemspor glücklich, Hordel hadert
Das erfolgreiche Türkiyemspor-Wochenende wurde von der zweiten Mannschaft abgerundet, die Platz drei bei den Reserven belegte.
Die DJK TuS Hordel als Titelverteidiger dagegen war enttäuscht, nach dem starken Auftritt am Samstag nicht um den Titel spielen zu dürfen. Wenn man im Neunmeterschießen zweimal den Innenpfosten treffe, sei das auch Pech, so Trainer Mirko Talaga.
Bis dahin hatte sich Hordel unter anderem mit dem Sieg über Wattenscheid 09 in die Favoritenrolle gebracht. Talga sagte danach: „Nach der eher schlechten Vorrunde war es uns wichtig, einen überzeugenden Auftritt hinzulegen. Mir wird allerdings etwas zu viel darüber gesprochen, dass Wattenscheid schwach war - dabei kommt zu kurz, dass meine Mannschaft es richtig stark gemacht hat. Ich weiß, was die Jungs können, war aber auch überrascht, mit wie viel Selbstbewusstsein gerade die jungen Spieler aufgetreten sind.“
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