Bochum. Ausverkaufte Halle, ein starker Gegner - aber gegen die Gießen 46ers kommen die VfL Sparkassen Stars Bochum nicht an. Das Team um Robin Benzing bekommt ein großes Lob.

  • Die Gießen 46ers gewinnen in Bochum und klettern in der Pro-A-Tabelle auf einen Sieg an die Sparkassen Stars heran
  • Der Auftritt in Bochum war eine Demonstration der Physis des Teams um Ex-DBB-Kapitän Robin Benzing
  • Bochums Trainer Banobre schwärmt von den Gästen

Es ist unter Basketball-Fans üblich, dass man zu Beginn einer Halbzeit so lange stehen bleibt, bis das eigene Team die ersten Punkte macht. Der Bochumer Hallensprecher David Schary erlöste das Publikum am Samstagabend in der Rundsporthalle aber: „Danke, dass ihr es bis hierhin ausgehalten habt, ihr könnt euch jetzt setzen“, sagte er. Im Spiel gegen die Gießen 46ers brauchten die VfL Sparkassen Stars mehr als fünf Minuten für die ersten Zähler des Spiels – da stand es schon 0:13. Das war nicht mehr aufzuholen, Gießen beendete die Serie von acht Bochumer Zweitliga-Siegen in Folge mit einem 98:81-Auswärtssieg.

In der ausverkauften Rundsporthalle erwischte der VfL einen rabenschwarzen Tag. Die Gäste um den deutschen Ex-Nationalmannschaftskapitän Robin Benzing (2,10 Meter) waren zumindest am Samstagabend eine Nummer zu groß für den VfL, nicht nur körperlich.

Bochum-Trainer Banobre: „Gießen ist das beste Team der Liga“

„Gießen hat heute ein Statement gesetzt, für mich sind sie das beste Team der Liga“, sagte Bochums Trainer Felix Banobre. Der Plan der Gegner habe funktioniert, der der Bochumer nicht. „Ich bin trotzdem nicht enttäuscht vom Team, sondern stolz - die Spieler haben alles gegeben. Wir sind aber mit Gießens Körperlichkeit nicht klargekommen. Aus dieser Lehrstunde müssen wir unsere Schlüsse ziehen.“

Sparkassen Stars Bochum vs. Gießen 46ers
Enttäuscht: Keith Braxton und Peter Kalthoff konnten für die Bochumer Basketballer nicht wie gewohnt überzeugen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

VfL-Basketballer mit Horror-Start

Die Bochumer hatten das Spiel verloren, bevor sie es richtig angenommen hatten. Die Gießener wirkten nicht nur stärker und größer, sondern auch schneller, vor allem im Kopf – was sich zum Beispiel an der Bilanz von 22:11 Rebounds in der ersten Hälfte zeigte.

Der Gästeblock hatte für den Bochumer Auftritt schnell Hohn übrig: „Bochum ist nervös“ und „Ihr seid Zweiter, keiner weiß warum“, sang der Gießener Anhang, der das Basketball-Jahr mit einem feucht-fröhlichen Ausflug ins Ruhrgebiet beendete.

Sparkassen Stars Bochum vs. Gießen 46ers
Bochums Coach Felix Banobre wurde laut - sowohl am Spielfeldrand als auch in der Kabine. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter
Sparkassen Stars Bochum vs. Gießen 46ers
Der Gießener Gästeblock fiel durch lautstarken Support und einige Pöbeleien gegen die Bochumer Spieler und Trainer auf. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Die Bochumer Zahlen des Horrors: Drei Turnover, aber noch keine Punkte nach fünf Minuten. Der erste Treffer von Matt Strange war das 3:13. Nach dem ersten Viertel stand es 5:22. Nur zwei von dreizehn Würfen traf der VfL im ersten Viertel. Keith Braxton war mit nur zwei Punkten komplett ausgeschaltet. Mit dem Halbzeitstand von 31:46 war Bochum sogar noch gut bedient, theoretisch war noch alles drin. Aber eben nur theoretisch.

Bochum läuft gegen Gießen nur hinterher

Nach einer deutlichen Halbzeitansprache von Felix Banobre verkürzte der VfL zwar schnell auf zehn Punkte Rückstand, lief diesem aber die komplette Halbzeit weiter hinterher, weil auch die sie sonst so starke Defense kaum erfolgreiche Aktionen hatte. Die Center Tom Alte und Kilian Dietz saßen mit Foulproblemen viel draußen – und Gießens routiniertes Team brachte das Spiel über die Zeit, auch wenn Emil Loch und Niklas Geske mit ihren Dreiern für etwas Stimmung in der Halle sorgten. Aber das war zu wenig für eine Aufholjagd.

Eine Schlüsselszene gehörte Robin Benzing: Sechs Sekunden vor Ablauf des dritten Viertels blockte er Peter Kalthoff auf dem Weg zum Korbleger. Bochum wäre mit einem Treffer auf neun Punkte herangekommen. Stattdessen bereitete Benzing noch den Gegenstoß vor, an dessen Ende das 75:61 für Gießen stand – die Rundsporthalle war leise.

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Am positiven Gesamtbild zum Jahresausklang ändert das nichts. Bochum hat den Klassenerhalt eigentlich schon sicher und darf von den Playoffs träumen. Die Niederlage war allerdings ein Stimmungsdämpfer für die Bochumer, die durch einen Traum-Lauf auf Rang zwei der ProA vorgestürmt waren. Der Dämpfer war nach mehreren verrückten Siegen wohl aber auch überfällig. Das Team von Felix Banobre wurde trotzdem mit Applaus verabschiedet, schon am Freitag, 3. Januar, geht es gegen Bremerhaven weiter.

  • Viertel: 5:22, 26:24, 30:29, 20:23
  • Bochum: Geske (17, 6 Assists), Braxton (16, 8 Rebounds), Kalthoff (16), Loch (11, 3 Dreier), Kamp (9), Strange (8), Dietz (4), Vasiliu, Gustrau, Emen (n.e.), Zajic (n.e.) - Jonas Grof fehlte verletzt