Siegen. Nach seinem Traum-Comeback für Wattenscheid 09 gibt Maik Habitz eine Liebeserklärung an den Fußball ab - oft hörte er nach seinen Kreuzbandrissen, er solle lieber aufhören.

Maik Habitz kam aus der Jubeltraube fast gar nicht mehr heraus. Als der Verteidiger der SG Wattenscheid 09 das 2:2 köpfte, riss er direkt die Arme hoch, stürmte auf den Fanblock im Siegener Leimbachstadion zu - seine ganze Mannschaft hinterher, Auswechselspieler inklusive. Alle wollten Habitz drücken und ihn feiern, er selbst war sprachlos, wollte einfach nur genießen, was gerade passiert war: Habitz machte den Ausgleich in der Nachspielzeit vor mehr als 2000 Fans in seinem ersten Oberliga-Spiel für Wattenscheid - und das, nachdem seine Karriere fast schon vorbei war.

Maik Habitz hat eine Leidenszeit hinter sich, bei der viele andere wahrscheinlich aufgegeben hätten. Seit einem Kreuzbandriss im August 2022 musste Habitz immer wieder aussetzen, machte mehr Reha- als Mannschaftstraining.

Maik Habitz hier bei einem Fototermin im Mai 2023 noch im Shirt des SV Schermbeck - ganz lange machte er vor allem Rehatraining, an Fußball war nicht zu denken.
Maik Habitz hier bei einem Fototermin im Mai 2023 noch im Shirt des SV Schermbeck - ganz lange machte er vor allem Rehatraining, an Fußball war nicht zu denken. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Entsprechend emotional war der 29-Jährige im Interview nach dem Spiel: „Es ist schwer zu sagen. Das ist einfach nur geil, solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Deshalb sind auch 2000 Leute hier, weil sie wissen, Fußball ist einfach geil“, so Habitz mit Blick auf die Kulisse im Leimbachstadion. „Für mich ist einfach eine Last vom Herzen gefallen.“

SG Wattenscheid 09: Habitz sollte eigentlich gar nicht im Kader stehen

Kurios: Habitz sollte am Samstagabend eigentlich gar nicht im Wattenscheider Kader stehen. Noch sei er nicht weit genug für die Oberliga, hatte Christopher Pache auch der WAZ gesagt, man wolle Habitz auch zu nichts drängen, wozu er noch nicht bereit sei. Pache entschied sich dann doch um, nahm Habitz für den Notfall mit.

„Ich habe tausendmal gehört: Es ist jetzt dein zweiter Kreuzbandriss, jetzt ist es auch mal gut, du wirst auch dreißig. Aber irgendwie kann man nicht aufhören, wenn man das liebt. “

Maik Habitz
hat sich nach langer Verletzungspause zurückgekämpft

Habitz erklärt, wie es dazu kam: „Ich habe letzte Woche im Test gegen Wuppertal 90 Minuten gespielt. Das hat sich gut angefühlt, aber war dann doch ein bisschen viel für mein Knie. Ich habe unter der Woche weniger gemacht, habe nur Freitag das Training gemacht. Pache hat dann gesagt: Komm mit, es kann ja immer etwas sein. Dass es dann so kommt, wie heute, hätte natürlich keiner gedacht.“

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Habitz wollte einfach nicht mit dem Fußball aufhören

Maik Habitz spielte in seiner Karriere bislang vor allem für den SC Hassel und den SV Schermbeck. Die Verletzung 2022 war Habitz‘ zweiter Kreuzbandriss, danach folgten viele Rückschläge und nur wenige Kurzeinsätze. Er hätte einfach hinwerfen können, vielleicht sollen. Seine Familie habe viel durchmachen müssen, auch die Freundin. „Ich habe tausendmal gehört: Es ist jetzt dein zweiter Kreuzbandriss, jetzt ist es auch mal gut, du wirst auch dreißig. Aber irgendwie kann man nicht aufhören, wenn man das liebt. Und so bin ich umso glücklicher, dass es so gekommen ist wie heute.“

Habitz schuftete bei Wattenscheid 09 für sein Comeback

Im Sommer verließ Habitz den SV Schermbeck - und entschied sich für einen Neuanfang bei Wattenscheid 09. Trainer Christopher Pache und Sportchef Richard Weber kannte Habitz aus Schermbeck. Ein fitter Habitz wäre für jeden Oberligisten eine Verstärkung, waren sie überzeugt. Nur: Habitz musste fit werden. Vom ersten Training der Vorbereitung an schuftete er mit, erstmal als Gastspieler.

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Er machte immer so viel, wie das Knie erlaubte, nach sechs Wochen Training unterschrieb er seinen Vertrag. In Siegen feierte er nun ein Debüt, wie man es nicht besser hätte malen können. Wattenscheid machte beim Spitzenreiter ein gutes Spiel, geriet aber 0:2 in Rückstand. In der 79. Minute kam Habitz ins Spiel, Sekunden später machte Robert Nnaji das 1:2 und leitete die hektische Schlussphase mit dem Ausgleichstor ein.

Die gute Wattenscheider Leistung, die Atmosphäre mit mehr als 2000 Fans, die Diskussionen um den Schiedsrichter, die große Wattenscheider Moral, es gab so viele Geschichten an diesem denkwürdigen Oberliga-Abend im Leimbachstadion - die Geschichte des Spiels schrieb aber Maik Habitz: „Ich bin überglücklich. Dass nach so einer langen Leidenszeit so etwas dabei rauskommt, vor so einer Kulisse - das ist einfach geil.“