Paris. Erfolge, Rückschläge, ganz viel harte Arbeit: Der Bochumer Lucas Matzerath verzichtete bei Olympia 2024 in Paris auf die Eröffnungsfeier, um im Wasser umso mehr aufzutrumpfen.
- Lucas Matzerath startet für die SG Frankfurt, trainiert und studiert in Bochum - auf der Strecke 100 Meter Brust ist er einer der besten Schwimmer der Welt
- Vor drei Jahren in Tokio verpasste er das Finale ganz knapp - in Tokio will er beim Medaillenrennen mit dabei sein
- Seitdem feierte eer viele Erfolge, hatte aber auch schwierige Phasen zu überstehen.
Seit drei Jahren hat Lucas Matzerath ein großes Ziel vor Augen und unter der Haut: Die Olympischen Spiele in Paris. Matzerath trägt die Olympischen Ringe als Tattoo auf der linken Seite auf dem Oberkörper. Der 24-Jährige kann sie jeden Tag sehen und anfassen, sie sind eine Erinnerung, aber auch ein Antrieb. Seit Dienstag ist der Bochumer als Teil des Team Deutschlands in Paris. Fast drei Jahre hat er daraufhingearbeitet, hier schwimmen zu dürfen.
Matzerath bezeichnet sich selbst als Wettkampftyp. Trainer Mark Jayasundara gibt einen Einblick in die Gefühlswelt des Trainer-Schwimmer-Duos. „Man freut sich einfach, dass es jetzt so weit ist. Für Sportler geht es um diese Wettkämpfe, dafür nimmt man das alles auf sich“, sagt der Trainer am Telefon aus dem Bus vom Olympischen Dorf zur La Défense Arena - eine Rugby- und Konzertarena, die für Olympia zum Schwimmstadion wird.
Lucas Matzerath: Wettkampftyp mit Olympia-Tattoo
Wer das mit der Vorfreude nicht glaubt, der kann am Wochenende bei der Fernsehübertragung genau hinschauen: Im Call Room, kurz bevor es in die Arena geht, herrscht normalerweise große Anspannung. Matzerath dagegen sagt, er sei dort immer gelassen - er liebt die Bühne, er liebt die Rennen. Auch deshalb liegt ihm die volle Arena in Paris wohl noch mehr als Tokio, wo er bei den Corona-Spielen 2021 sein Olympia-Debüt in einer leeren Schwimmhalle gab.
Matzerath verpasste über 100 Meter Brust das Olympische Finale damals um 13 Hundertstelsekunden, als Schnellster, der nicht im Finale schwimmen durfte (Rang neun). Jayasundara ordnet ein: „Das war keine Niederlage, im Gegenteil. Lucas ist in Tokio Bestzeiten geschowmmen, das war klasse.“ Er sagt aber auch: „So ein Ergebnis kann dafür sorgen, dass nochmal mehr Feuer da ist.“
Matzeraths erste Reaktion damals: „Jetzt heißt es, in den nächsten drei Jahren bis Paris weiter hart zu arbeiten, damit es dann mit dem Finale klappt.“ Und das hat er getan.
Seit zweieinhalb Jahren in Bochum
Vor zweieinhalb Jahren wechselte er an den Bochumer Schwimmstützpunkt, an der Hochschule studiert er Elektrotechnik. Seit dem Umzug nach Bochum war alles auf Paris ausgerichtet - Trainer Mark Jayasundara betonte schon 2022 fast gebetsmühlenartig, dass jedes Training, jeder Wettkampf Teil eines größeren Plans sei: Das sind alles Zwischenschritte auf dem Weg ins Finale von Paris.
Dazu gehörten Erfolge und Bestzeiten, Platz fünf bei der WM in Japan, Bronze bei der Europameisterschaften in Rom. Matzerath hat in dieser Zeit seine Bestzeit um mehr als eine halbe Sekunde verbessert. Es gehörten aber auch Rückschläge dazu. Jayasundara betont, dass es auch viele „Stolperfallen“ gab. Ende 2021 wurde Matzerath bei einem Autounfall zum Glück nur leicht verletzt, musste aber Wettkämpfe absagen. Matzerath war mehrmals krank, musste pausieren. Anfang des Jahres konnte er wochenlang nicht richtig trainieren. Er hat sich trotzdem durchgesetzt.
Ein Teil des Erfolgsrezepts ist natürlich sein Körper, Matzerath ist 1,99 Meter groß, hat eine riesige Spannweite mit den Armen. Viel wichtiger für ihn ist ist aber die Einstellung, die oft auch Härte gegen sich selbst bedeutet. Die erste Wassereinheit des Tages absolvierte er oft früh morgens, im Unibad oder im Wiesentalbad. Ob im Kraftraum oder Wasser - es ist hartes Training.
Trainer Mark Jayasundara ist ein großer Erfolgsfaktor
Und zum Erfolgsrezept gehört natürlich auch der Trainer: Mark Jayasundara kam mit Matzerath nach Bochum, arbeitet am Bochumer Stützpunkt von SG Ruhr und SV Blau-Weiß. Er gehört auch zum deutschen Trainerteam in Paris. „Wir sind ein Gespann“, sagt Matzerath - das gilt in Bochum wie in Paris.
Von der Stadt haben die beiden in den letzten drei Tagen aber nicht viel gesehen. Olympisches Dorf, Bus, Arena, darauf kommt es an. Da Matzeraths erster Vorlauf Samstagvormittag stattfindet, war er auch bei der Eröffnungsfeier nicht dabei, schont sich für den Wettkampf.
Direkt am ersten Wochenende der Spiele finden die 100-Meter-Brust-Rennen statt. Die Vorläufe am Vormittag, das Halbfinale steigt am Samstagabend um 21.12 Uhr. Es sind zweimal knapp 59 Sekunden, in denen die letzten zweieinhalb Jahre gipfeln. „Sehr gut“ schätzt Jayasundara die Chancen ein, dass der Bochumer Sonntagabend im Finale nochmal zeigen darf, wofür er in den vergangenen zweieinhalb Jahren im Unibad geschuftet hat.
Der Trainer blickt aber auch schon weiter: „Wir freuen uns jetzt einfach auf das Rennen. Aber auch Richtung Olympia 2028 in Los Angeles. Es ist cool zu wissen, dass wir nicht am Ende sind, sondern in der Blüte.“
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