Wattenscheid. Richard Weber kehrt aus Schermbeck zur Wattenscheid 09 zurück. Er war als Spieler bei der Insolvenz dabei und gibt auch daher ein klares Ziel vor.

An die SG Wattenscheid 09 dürfte Richard Weber nicht allzu gute Erinnerungen haben: 2019 wechselte er als Innenverteidiger ins Team von Trainer Farat Toku, in den Folgemonaten versank der Verein im Chaos, meldete Insolvenz an und stellte den Spielbetrieb ein. Fünf Jahre später kommt Weber dennoch gerne zurück nach Wattenscheid: Der 33-jährige übernimmt ab sofort als Sportlicher Leiter das Teammanagement und die Kaderplanung der Wattenscheider Oberliga-Mannschaft.

Er war zuletzt spielender Co-Trainer bei Ligakonkurrent SV Schermbeck, arbeitete dort auch mit Christopher Pache zusammen. Nach Paches Abschied aus Schermbeck vor zwei Jahren hielten die beiden Kontakt, jetzt lotst Pache auch seinen Ex-Kollegen zurück zur SG Wattenscheid 09.

Wattenscheid 09: Neuer Sportlicher Leiter war lange beim FC Schalke

Nach vier Jahren im eher ruhigen Umfeld des SV Schermeck, wo er inzwischen auch wohnt, brennt Weber auf seine neue Aufgabe beim ehemaligen Bundesligisten. „Ich bin seit 26 Jahren ein ein Kind des Ruhrgebietsfußball, habe für große Traditionsvereine gespielt und weiß, wie viel Wucht in diesen Vereinen stecken kann.“

Richard Weber übernimmt das Amt des Sportlichen Leiters bei Wattenscheid 09.
Richard Weber übernimmt das Amt des Sportlichen Leiters bei Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Der gebürtige Gelsenkirchener durchlief die komplette Jugendabteilung des FC Schalke 04 bis zur U23 und wechselte nach 16 Jahren in Königsblau zu den SF Siegen. Nach zwei Jahren in Siegen und drei Jahren bei Rot-Weiss Essen kehrte er zurück zur Schalker U23, von wo er schließlich 2019 nach Wattenscheid wechselte. Mit dem FC Schalke ist er immer noch eng verbunden, Weber arbeitet hauptberuflich als Projektmanager für die Stiftung „Schalke hilft!“.

Er kennt vor allem auch die Oberliga Westfalen gut - in den vergangenen Jahren war er in Schermbeck unter anderem für die Videoanalyse der Gegner verantwortlich, hat sich auch im Scouting weitergebildet. Gute Spieler zu finden und von Wattenscheid zu überzeugen wird eine seiner Hauptaufgaben. Wattenscheid benötigt noch Verstärkung auf allen Positionen

Pache gibt die Kaderplanung ab - Kompliment von Weber

Zuletzt war Christopher Pache hauptverantwortlich für die Kaderplanung, für den Vorstand war vor allem Dennis Helfer involviert. Jetzt übernimmt Weber, er hat in den vergangenen Tagen schon Kontakt aufgenommen und kennt natürlich die Aufgabenstellung. Pache dagegen wird entlastet und kann sich auf die Planung der Vorbereitung konzentrieren. Noch stehen etwa nicht alle Testspielgegner fest. Weber sagt: „Ich muss ein Kompliment an Christopher und den Vorstand machen, die schon vorgearbeitet haben und viele Spieler halten konnten, obwohl lange unklar war, in welcher Liga es weitergeht.“

Mit Weber holt die SGW explizit keinen neuen Sportvorstand, sondern einen Sportlichen Leiter - den Verein führen Christian Fischer, Stefan Beermann und Dennis Helfer. Trotzdem beginnt spätestens jetzt eine neue sportliche Zeitrechnung nach der Ära Pozo/Britscho von der Insolvenz bis zum vergangenen Herbst und der letztlich sportlich erfolgreichen, aber kurzen Rettungsmission von Engin Yavuzaslan und Hartmut Fahnenstich.

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„Kleine Brötchen backen“

Weber hat den Absturz und sportlichen Überlebenskampf der SGW in der vergangenen Saison aus der Perspektive des Ligakonkurrenten betrachtet. Er geht seine Aufgabe mit klaren Zielen an. „Ich denke grundsätzlich in kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Zielen. Nach der letzten Saison kann das erste Ziel aber nur sein, dass wir eine ruhigere Saison spielen. Wir haben tolle Fans, kriegen mit dem Stadion noch bessere Bedingungen - aber im Hier und Jetzt müssen wir kleine Brötchen backen.“

Wie es ist, wenn es unruhig ist, weiß Weber ja zu genau aus eigenen Spielerzeiten - damals endete sein Wattenscheid-Engagement in der Arbeitslosigkeit. Dennoch komme er gerne zurück: „Eigentlich müsste man ja denken, dass ich schlechte Erinnerungen habe - das ist aber gar nicht so. Wir hatten mit Farat Toku einen tollen Trainer, wir hatten eine tolle Mannschaft, in der wir noch Kontakt untereinander haben“, so Weber, der zu eingen Personen im Verein und Umfeld auch Kontakt gehalten hat, Ex-Aufsichtsrat Daniel Knorr oder Pressesprecher Björn Biberich etwa.

Weber erinnert sich: „Auch als Chaos ausgebrochen ist und kein Geld floss, sind alle gerne zum Training gekommen. Das Retterspiel gegen Schalke oder auch das letzte Spiel gegen Fortuna Düsseldorf vor dem Rückzug waren ganz besondere Erlebnisse. Es waren nur vier Monate, aber es war eine schöne Zeit.“