Wattenscheid. Fabrizio Fili verlässt die SG Wattenscheid 09. Das ist für Fili auch ein Risiko. Tom Sindermann dagegen hat zugesagt - die Hintergründe.

Er war einer der Shootingstars der Rückrunde bei Wattenscheid 09 und wäre auch ein Hoffnungsträger für die kommende Saison gewesen - aber Fabrizio Fili wird die SGW verlassen. Der junge Mittelfeldspieler hat stattdessen bei Ligakonkurrent Spvgg. Erkenschwick zugesagt. Dort trifft er auf seinen ehemaligen Mitspieler Nils da Costa, der ebenfalls aus der Lohrheide zum Stimberg wechselt. In Wattenscheid weitermachen wird dagegen Tom Sindermann - auch er ist vor seinem fünften Jahr bei der SGW ein Hoffnungsträger, wenn auch aus ganz anderen Gründen.

Sindermann spielt seit 2020 für Wattenscheid 09. Er ist einer der letzten verbliebenen Spieler aus dem Neuaufbau-Kader nach der Insolvenz. Im Regionalliga-Abstiegsjahr reifte er zum Führungsspieler und Kapitän. Der 31-fache Regionalligaspieler hat aber ein verkorkstes Jahr hinter sich (verletzungsbedingt nur sechs Einsätze), wurde im Winter operiert und musste Comeback-Versuche verschieben. Das nächste ist für die neue Saison geplant - dann aber richtig.

Sindermann sagt: „Ich bin jetzt seit vier Jahren dabei und es hat sich viel in der Mannschaft getan, aber ich habe mich dennoch entschieden, dass das Kapitel Wattenscheid 09 für mich noch nicht beendet sein soll. Ich habe jetzt Lust, wieder einen kleinen Neuanfang zu starten und den, so gut es geht, mitzugestalten.“

Tom Sindermann erlebte den Aufstieg in die Regionalliga mit - und den Absturz auch

Gemeinsam mit Mike Lewicki und Tim Kaminski ist Sindermann der Dienstälteste - er erlebte in Wattenscheid den Corona-Abbruch, den sensationellen Aufstieg, ebenso wie den folgenden Absturz. Entsprechend bescheiden ist Sindermann hinsichtlich der Ziele: „Ich denke, wir sind gut beraten, erstmal kleine Brötchen zu backen und eine solide Saison zu spielen. Ich möchte persönlich wieder auf dem Platz stehen und nach der Verletzung so viele Spielminuten wie möglich sammeln.“

Wenn das klappt, hat er das Zeug dazu, eine Art interner Königstransfer zu werden. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ein anderer Verlust nicht so schwer ins Gewicht fällt: Fabrizio Filis Abschied hinterlässt für den Moment aber durchaus eine Lücke in der Wattenscheider Kaderplanung.

„Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die nicht einfach sind“, heißt es von Fili zum Abschied. Er kam im vergangenen Sommer aus dem Nachwuchsleistungszentrum von Viktoria Köln nach Wattenscheid und erlebte den Traditionsverein in seiner ganzen emotionalen Bandbreite.

Wattenscheid-Talent Fabrizio Fili stand auch beim VfL Bochum auf dem Zettel

Nach starker Vorbereitung patzte er am ersten Spieltag, wurde früh ausgewechselt und kam danach erst einmal gar nicht zum Zug, als die SGW ans Tabellenende abstürzte. Unter Engin Yavuzaslan hatte er in der Rückrunde einen festen Platz im zentralen Mittelfeld neben Nico Thier und genoss den Jubel der Fans bei seinen Dribblings. Auch wenn Fili und seine Familie sich in Wattenscheid verliebt haben und das Verhältnis zu Trainer Christopher Pache gut war - am Ende entschieden andere Faktoren.

Fabrizio Fili  (li.) jubelt hier mit Umut Yildiz und Jamal El Mansoury für Wattenscheid 09 - nächste Saison läuft er für die Spvgg. Erkenschwick auf.
Fabrizio Fili (li.) jubelt hier mit Umut Yildiz und Jamal El Mansoury für Wattenscheid 09 - nächste Saison läuft er für die Spvgg. Erkenschwick auf. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Filis Ziel ist der Profifußball, Gespräche mit Regionalligisten waren aber nicht erfolgreich. In den vergangenen Monaten stand er auch auf dem Zettel des VfL Bochum, konkret wurde ein Wechsel in die neue U23 des VfL aber nicht. So entschied er sich für Erkenschwick, wo Fili die Chance bekommt, unter Magnus Niemöller zu spielen.

Fili verlässt Wattenscheid - ein Wechsel mit Risiko

Für Fili ist es ein Wechsel mit Risiko: In Wattenscheid hätte er eine gute Chance gehabt, Stammspieler zu werden - er hätte aber auch den Druck gespürt, Leistungsträger zu sein. Im stärkeren Erkenschwicker Kader droht womöglich die Bank, im besten Fall kann er dort aber auch noch mehr lernen.

Christopher Pache, Trainer der SG Wattenscheid 09.
Christopher Pache, Trainer der SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

SG Wattenscheid: News und Hintergründe zum Traditionsclub aus der Lohrheide

Für Wattenscheid ist der Wechsel ein weiteres Beispiel, dass der Weg funktionieren kann, auf junge und entwicklungsfähige Spieler zu setzen. Und dass genau dieser Weg aber auch die Gefahr birgt, wenn gute Spieler schnell den nächsten Schritt machen wollen.

Trainer Christopher Pache sagt: „Es ist schade, weil Fabrizio ein guter Spieler ist und ich viel von ihm halte. Ich hätte mich gefreut, wenn er geblieben wäre, aber wenn jemand nicht voll davon überzeugt ist, hierzubleiben, muss man das akzeptieren. Wir schauen uns weiter um“, so Pache.

Fili ist neben Nico Thier der zweite Stammspieler aus dem zentralen Mittelfeld, der die SGW verlässt. Vor Sindermann hatten Berkan Firat und Eduard Renke für ein weiteres Jahr zugesagt.

Ebenfalls einen neuen Klub gefunden hat Ex-SGW-Abwehrchef Maurice Haar, der die SGW per Ausstiegsklausel verlassen hat: Wie berichtet wird er in der kommenden Saison für Regionalliga-Aufsteiger Türkspor Dortmund auflaufen.

Haar-Wechsel zu Türkspor offiziell

Fabrizio Fili ist neben Nico Thier der zweite Stammspieler aus dem zentralen Mittelfeld, der die SGW verlässt. Vor Sindermann hatten Berkan Firat und Eduard Renke für ein weiteres Jahr zugesagt.

Ebenfalls einen neuen Klub gefunden hat Ex-SGW-Abwehrchef Maurice Haar, der die SGW per Ausstiegsklausel verlassen hat: Wie berichtet wird er in der kommenden Saison für Regionalliga-Aufsteiger Türkspor Dortmund auflaufen.