Bochum. „Dass ich die eine oder andere unglückliche Äußerung gemacht habe, ist mir bewusst.” Thomas Ernst, für den nach dem Saisonabpfiff die Arbeit erst so richtig beginnt, kneift nicht, wenn es um Selbstkritik geht. Der Sportvorstand des VfL Bochum hat Stellung bezogen zu einigen wichtigen Themen.

Imageproblem

In den Fanforen wird der Manager gelegentlich als „Marionetten-Ernst”, Erfüllungsgehilfe und Sprachrohr des Aufsichtsratschefs Werner Altegoer bezeichnet. Das, so Thomas Ernst, sei ein „völlig falsches Bild”. Er arbeite mit allen Gremien des Klubs, speziell aber mit seinem Vorstandskollegen Ansgar Schwenken, „vertrauensvoll zusammen”. Grundsätzlich, glaubt er, sei es anfangs ohnehin „wichtiger, nach innen zu arbeiten” und sportlich „noch die Kurve zu kriegen anstatt PR in eigener Sache zu betreiben”. „Ich lasse mich nicht verbiegen und mache auch nicht den Hampelmann. Ich werde es auf meine Art packen. Es ist wichtig, authentisch zu bleiben”, sagt der 41-Jährige, der sich den Kredit, den er jetzt noch nicht hat, „erarbeiten will”. Eine große Fluktuation in dieser Position, sagt er, „tut keinem Klub gut”. Woraus folgert: „Ich möchte den Posten deutlich länger bekleiden als meine Vorgänger.”

Schlechte Leistung, miese Stimmung

„Dass wir uns mehr von diesem Jahr versprochen haben, steht außer Frage”, gibt Thomas Ernst zu, hält es aber für „unangemessen, uns die Qualität des Fußballs vorzuwerfen, wo es in erster Linie ums Überleben” in der Bundesliga gehe. Andererseits gebe es einen Zusammenhang zwischen der Einstellung der Mannschaft und der Stimmung auf den Rängen. „Vermittelt die Mannschaft, dass sie gewillt ist hundertprozentig Gas zu geben, dann nimmt sie die Leute auch mit und sorgt für bessere Stimmung im Umfeld.” Das habe man in etlichen Rückrunden-Spielen gesehen.

Enttäuschungen

In der öffentlichen Wahrnehmung erscheint Christian Fuchs als derjenige neue Spieler, über den eindeutig positiv geurteilt wird. Dann kommt lange nichts. Angesichts von fünf Verpflichtungen vor Saisonbeginn eine sehr bescheidene Bilanz. Der Sportvorstand redet denn auch nicht lange drumrum: „Es ist nicht jedem gelungen das zu zeigen was wir erwartet und erhofft hatten. Die Leistung langt nicht, da muss mehr kommen. Nur Ansätze zu zeigen ist zu wenig.” Slawo Freier möchte er aber zumindest im Punkt Bemühen („Er hat alles dafür getan, dass es klappt”) herausnehmen. Seine Hoffnung richtet sich in dem einen und anderen Fall in die Zukunft: „Auch nach einem verkorksten Jahr kann der Knoten wieder aufgehen.”

Personalpolitik

Der erste Transfer, für den Thomas Ernst die volle Verantwortung als Sportvorstand trägt, war der von Diego Klimowicz in der zurückliegenden Winterpause. Nun gilt es, zwei, drei „Verstärkungen an Land zu ziehen” - mehr gebe in diesem Sommer die „Vertragsstruktur nicht her”. „Leistungsträger sind langfristig gebunden, wir müssen nur an kleinen Stellschrauben drehen.” Kein Problem hat der Sportvorstand damit, die Baustellen zu benennen. Ein, besser zwei Stürmer sollten es sein und ein defensiver Mittelfeldspieler. Dass der Mainzer Roman Neustädter (21) gerade in Mönchengladbach einen Dreijahres-Vertrag unterzeichnet hat, wirft ein Schlaglicht auf die Konkurrenz-Situation, in der sich der VfL Bochum befindet. „Alle drei Aufsteiger” der letzten Saison, so Ernst, seien „wesentlich finanzstärker” als die übrigen Klubs, „die unten rumgespielt haben”. Dieses Gefälle bekomme er bei Gesprächen mit Spielern „ständig vor Augen geführt”.

Weitere Spieler zu verpflichten könne sich „bis in die Vorbereitung hinziehen”, denn die Bedingung dafür sei, dass andere Spieler wiederum den Klub verlassen. So habe es aber beispielsweise Marcin Mieciel, der ein halbes Jahr nicht gespielt hat, schwer einen neuen Verein zu finden. Gerüchte darüber, dass andere Akteure, wie Dennis Grote und Anthar Yahia, Bochum gerne verlassen würden , behandelt er entsprechend: „Die Spieler haben laufende Verträge. Wir planen mit ihnen die neue Saison.”