Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 stürzt kurz vor dem Saisonfinale in eine Führungskrise. Die Suche nach neuem Personal läuft bereits.
Die Spielzeit 2024/25 nimmt für die SG Wattenscheid 09 doch kein gutes Ende: Auch wenn der ehemalige Bundesligist kurz vor dem Klassenerhalt in der Oberliga Westfalen steht, droht die Saison im Chaos zu enden: Wie die WAZ am Donnerstag aus Mannschaftskreisen erfahren hat, haben Sportvorstand Hartmut Fahnenstich und Trainer Engin Yavuzaslan in der Kabine am Mittwochabend ihren Rücktritt nach der Saison bekanntgegeben. Grund sind Probleme in der Zusammenarbeit in der Vereinführung, aber auch Uneinigkeit über die sportliche Ausrichtung. Zuerst berichtete der Reviersport.
Auch die Vorstände Stefan Beermann und Christian Fischer stehen nach Informationen dieser Redaktion vor dem Rückzug, wenn auch nicht unmittelbar. Die Suche nach einem Nachfolger für Hartmut Fahnenstich läuft bereits.
SG Wattenscheid 09: Ärger im Vorstand und zwischen Mannschaft und Trainer
Trainer Engin Yavuzaslan sagte der WAZ, er wolle nicht auf Interna eingehen. Er werde seinen bis 2025 gültigen Vertrag auflösen: „Das macht man ja nicht einfach so. Da muss schon etwas vorgefallen sein.“ Vorstand und Aufsichtsrat wollten die Entscheidung eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, am besten nach geschafftem Klassenerhalt.
Yavuzaslan führte die Mannschaft aus dem Tabellenkeller zurück in die gute Lage, sich aus eigener Kraft retten zu können. Der Weg dahin war aber hart - auch wenn viele Spieler die Energie und Leidenschaft des Trainers schätzen, passte es zwischen Mannschaft und dem Coach zuletzt nicht mehr. Spieler, die ihren Stammplatz verloren haben, sind unzufrieden. „Ich stehe für harte Arbeit und Ehrlichkeit“, sagt Yavuzaslan. Jetzt will er die Mannschaft noch zum Klassenerhalt führen.
Fahnenstich und Yavuzaslan sollen demnach schon länger mit einem Abgang kokettiert haben, in den vergangenen Wochen spitzte sich die Lage zu. Dass der Aufsichtsrat sich deshalb nach Alternativen umschaute, soll dann zur endgültigen Entscheidung geführt haben. Fahnenstich und Yavuzaslan beklagten mangelnde Wertschätzung. Die Probleme: Durch die Wechsel in der Sportlichen Leitung während der laufenden Saison sind viele in der Nach-Insolvenzzeit etablierte Strukturen im Verein kaputt gegangen.
So passte auch im Vorstand und zwischen Aufsichtsrat und Vorstand einiges nicht in den Absprachen und der Zusammenarbeit. Bei sportlichen Fragen herrschte Uneinigkeit. Der Vorstandsvorsitzende Christian Fischer, der für die Finanzen zuständig ist, und Marketing-Vorstand Stefan Beermann haben beide ihren Rückzug schon länger angekündigt, allerdings aus beruflichen und privaten Gründen, nicht in Zusammenhang mit Fahnenstichs und Yavuzaslans Rückzug.
SG Wattenscheid: News und Hintergründe zum Traditionsclub aus der Lohrheide
- Wattenscheid, VfL, Wiemelhausen - Bochum ist die neue Oberliga-Hauptstadt
- Wichtige Zusage von Kaminski: Trio um Dauerbrenner sagt der SGW zu
- Mit Video: Wattenscheid zu Gast bei Türkspor-Party - Aufstiegsfeier mit rot-weißem Rauch
Beermann: „Wir sind dankbar für die gute Arbeit“
Beermann wollte sich gegenüber der WAZ nicht zu seiner eigenen Zukunft äußern. Zu Fahnenstich und Yavuzaslans Entscheidung sagt er: „Der Zeitpunkt der Verkündung ist überraschend und unglücklich. Die beiden werden aber alles für den Klassenerhalt geben und wir sind dankbar für die gute Arbeit, die sie geleistet haben. Jetzt gilt es, möglichst schnell den Klassenerhalt klar zu machen.“
Das ist umso wichtiger, da bislang zwar Abgänge, aber noch keine Neuzugänge feststehen. Fast alle Spieler mit laufenden Verträgen haben Ausstiegsklauseln. Fahnenstich und Yavuzaslan haben dem Vernehmen nach zwar angeboten, die sportliche Zukunft weiterzuplanen; Ziel der Vereinsführung ist aber, möglichst schnell einen Fahnenstich-Nachfolger präsentieren zu können.
Die Lage ist schwierig, aber (noch) nicht existenzbedrohend: Die Mannschaft präsentierte sich zuletzt mental stark und als verschworener Haufen - sobald sie den Klassenerhalt perfekt macht, haben auch die Verantwortlichen endlich Planungssicherheit. Sonntag um 15 Uhr kommt Eintracht Rheine ins Lohrheidestadion.