Wattenscheid. Vorne ungefährlich, hinten anfällig und ein Platzverweis: Wattenscheid 09 kassiert gegen die SF Siegen einen Dämpfer. Ein Rückfall in alte Zeiten?

Rund um die SG Wattenscheid 09 gibt es zurzeit eine große Sorge: Im Zuge des Umbau des Lohrheidestadions soll die Heimat der SG Wattenscheid 09 blau-weiße Sitze und eine blaue Laufbahn erhalten: „Treibt es nicht auf die Spitze – in der Lohrheide keine blauen Sitze, stand auf einem Spruchband, das Fans zum Anstoß des Spiels gegen die SF Siegen auf dem Tribünen-Rohbau entrollten. 90 Minuten später waren aber andere Sorgen wieder deutlich drängender: 0:3 endete das Traditionsduell aus Wattenscheider Sicht.

Es war ein Stimmungsdämpfer, der die Abstiegsgefahr zurückbringt. Die war zwar nie weg, trat angesichts der Erfolgsserie doch in den Hintergrund. Die Partie vor 830 Fans (Saisonbestwert) machte klar, dass der Klassenerhalt kein Selbstläufer wird, dass das Team trotz zuletzt guter Ergebnisse in den Kellerduellen eben nicht zu den besseren Teams der Oberliga gehört – anders als die Sportfreunde.

Wattenscheid 09: Trainer Yavuzaslan ist von der Leistung enttäuscht

„Ich kann den Jungs von der Einstellung her keinen Vorwurf machen. Aber heute haben wir das Spiel eher verloren, als dass Siegen es gewonnen hat“, so Yavuzaslan, der den Gegner lobte, vor allem aber die Schwächen seiner Mannschaft betonte. Passivität im Abwehrverhalten, kaum Chancen. „Wir hätten noch zwei, drei Tage spielen können und hätten kein Tor gemacht“, fand der Trainer. Entlastung habe es kaum gegeben.

Kein Durchkommen: Arda Nebi wird von seinem Gegenspieler geblockt.
Kein Durchkommen: Arda Nebi wird von seinem Gegenspieler geblockt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst
Unzufrieden: Engin Yavuzaslan, Trainer der SG Wattenscheid 09.
Unzufrieden: Engin Yavuzaslan, Trainer der SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Dass einige Fans nach dem Spiel ihrem Unmut Luft machten („Was ist los?“), konnte Yavuzaslan aber auch nicht verstehen: „Wir müssen auf dem Boden bleiben und gucken, wo wir herkommen. Aber einige erwarten offensichtlich, dass wir jetzt jedes Spiel hier 6:0 gewinnen.“ Nein, Wattenscheid steht immer noch im Oberliga-Keller - und Sonntag war zu sehen, warum.

Es war die zweite Niederlage in Folge, die erste im eigenen Stadion in diesem Jahr, und sie war hochverdient. Die Sportfreunde Siegen, drittbeste Rückrundenmannschaft der Oberliga, zeigte der SGW ihre Grenzen auf, nutzten ihre Chancen eiskalt und kontrollierten die Wattenscheider ohne zu glänzen. Ein ganz abgezockter Auftritt.

Wattenscheid ist vorne ungefährlich und hinten anfällig

Die Wattenscheider kamen im Zentrum nicht durch. Die Angriffe über die Flügel, oft mit Dribblings von Umut Yildiz oder Fabrizio Fili, waren zu kompliziert – gefährliche Abschlüsse gab es nur ganz wenige. Auf der linken Seite fehlten dazu die Vorstöße des erkrankten Nils da Costa.

Die Siegener nutzten ihre wenigen guten Szenen: SGW-Trainer Engin Yavuzaslan hatte sein Team zwar explizit auf die gefährlichen Standards von Mats-Lukas Scheld vorbereitet. Trotzdem stand nach einer Scheld-Ecke Jubes Ticha ganz frei, köpfte das 1:0 (27.). Zehn Minuten später vollendete Malik Hodroj den besten Siegener Angriff zum 2:0 – Wattenscheids Abwehr packte hinten links nicht zu.

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Karsamstag geht es zu Hause weiter gegen den SC Preußen Münster II

Wattenscheid fand keine Antworten und kam auch nicht mehr zurück: Schelds Flachschuss gut zehn Minuten nach Wiederanpfiff entschied das Spiel. Zum Auftritt der SG Wattenscheid passte, dass Tim Kaminski nocht Gelb-Rot wegen Meckerns sah. Kaminski hatte zuletzt gegen Clarholz erst seine zweite Gelbsperre der Saison abgesessen, muss nun am Ostersamstag gegen Preußen Münster II zum dritten Mal in dieser Saison aussetzen.

Das Münster-Spiel wird der Auftakt in eine Englische Woche, es folgen zwei Auswärtsspiele bei Abstiegskandidat TSG Sprockhövel (Do., 4. April) und bei Topteam VfL Lotte (So., 7. April). Sprockhövel und Schlusslicht Brünninghausen trennten sich Sonntag 1:1, Wattenscheid hat dadurch weiter drei Punkte Vorsprung vor der TSG auf dem ersten Abstiegsplatz. Wattenscheid hat noch ein Spiel weniger absolviert.

Dass nicht nur das nass-windige Wetter, sondern auch viele der Wattenscheider Probleme, insbesondere in der Defensive, an die Sonntage im Herbst erinnerten, wollte Yavuzaslan aber nicht zu hoch hängen: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die nötigen Punkte holen.“

  • SGW: Lübcke - Kaminski, Haar, Kacmaz, Schurig – Fili (60. Casalino), Renke, Thier – Yildiz, Loheider (76. Wiebel), Nebi (60. El Mansoury)
  • Tore: 0:1 Ticha (27.), 0:2 Hodroj (38.), 0:3 Scheld (57.)
  • Gelb-Rote Karte: Kaminski (Meckern/77.)
  • Zuschauer: 830

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