Bochum/Doha. Lucas Matzerath hat bei der WM in Katar eine Medaille verpasst und doch gewonnen. Bestzeit im Finale über 50 Meter! Der Olympia-Fahrplan steht.

Zweites Finale binnen drei Tagen: Lucas Matzerath vom Schwimm-Stützpunkt Bochum hat über 50 Meter Brust bei der Weltmeisterschaft in Doha/Katar am Mittwochabend Platz fünf erreicht. Und das in neuer persönlicher Bestzeit von 26,80 Sekunden. Noch einmal eine Topleistung des 23-Jährigen nach intensiven Tagen.

Es war sein letzter Kraftakt bei der WM nach fünf Rennen zuvor - und sein Trainer Mark Jayasundara atmete schon einen Tag vor der Rückkehr nach Deutschland an diesem Donnerstag auf. „Uns fällt eine große Last von den Schultern. Wir sind total erleichtert“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Denn Matzerath hat das Olympia-Ticket so gut wie sicher in der Tasche.

Entscheidend sind die 100m Brust: Medaille verpasst, aber Norm drei Mal geknackt

Während die 50 Meter Brust in Paris nicht auf dem Programm stehen, hat der für die SG Frankfurt startende, in Bochum trainierende und lebende Matzerath über seine Paradedisziplin 100m Brust gleich drei Mal - im Vorlauf, Halbfinale und Endlauf - die vom Deutschen Schwimmverband geforderte Olympianorm unterboten.

Auch im Finale knackte er die Zeit (59,49 Sekunden) in 59,37 Sekunden klar, wurde damit Siebter - und war trotz einer krankheitsbedingten Trainingspause im Januar für den Moment unzufrieden, „ein bisschen geknickt“, berichtet sein Coach. Matzerath, das zeichnet ihn aus, stand wieder auf. „Er ist ein Wettkampftyp und sagt: Jetzt erst Recht“, so sein Coach. Die persönliche Bestzeit über 50 Meter, seiner schwächeren Disziplin, ist ein weiterer Beleg.

Lucas Matzerath hat sich die olympischen Ringe tätowieren lassen - in Paris will er ins olympische Finale schwimmen. Mindestens.
Lucas Matzerath hat sich die olympischen Ringe tätowieren lassen - in Paris will er ins olympische Finale schwimmen. Mindestens. © IMAGO/Shutterstock | IMAGO/Nikola Krstic/Shutterstock

Entscheidend aber waren seine Leistungen über 100 m Brust, die olympische Disziplin. „Der Podestplatz wäre drin gewesen“, haderte Matzerath, der unbedingt seine erste WM-Medaille mit nach Bochum bringen wollte. „Ich habe es zu sehr gewollt und bin ein bisschen den Verriss reingekommen.“ Dadurch, so sein Coach, fehlte ihm auf den zweiten 50 Metern der Rhythmus. „Ich hätte mehr auf meine langen, sauberen Züge achten sollen“, sagte Matzerath selbstkritisch. „Daraus muss ich jetzt lernen für Paris und weiter hart arbeiten.“

Deshalb hat Matzerath das Olympia-Ticket praktisch sicher

0,27 Sekunden fehlten auf den Bronzerang, auf den Briten Adam Peaty. Mit einem Platz unter den ersten Vier hätte er das Ticket direkt gebucht gehabt. Aber auch so ist sein Start bei den Olympischen Spielen Ende Juli/Anfang August praktisch sicher dank der erfüllten Norm. Neben ihm kommt in Deutschland nur der bei der WM ohne Normerfüllung im Halbfinale ausgeschiedene Melvin Imoudu noch realistisch in Frage, die Zeit zu knacken. Alle anderen deutschen Brustschwimmer sind nicht in Schlagdistanz. Zwei Tickets stehen dem DSV zu, eines wird damit an Matzerath gehen.

Die endgültige Entscheidung fällt in gut zwei Monaten, die Deutsche Meisterschaft Ende April in Berlin ist der letzte Qualifikationswettkampf. Die Sorge, etwa durch eine Krankheit oder eine Verletzung den Qualifikations-Monat April zu verpassen, ist der Bochumer Student nun los. Jeder Wettkampf, jedes Training ist „ab sofort voll und ganz auf Paris ausgerichtet“, sagt der Trainer erfreut.

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Die WM war auch eine perfekte Probe, ein Kräftemessen der Weltbesten. Bis auf den chinesischen Weltmeister von 2023, Qin Haiyang (China), war die komplette Weltspitze über 100 m Brust, anders als in vielen anderen Disziplinen, am Start. Wenn in der Pariser La Défense Arena vom 27. Juli bis zum 4. August 2024 die olympischen Schwimmwettbewerbe anstehen, hat Mark Jayasundara das Finale über 100 m Brust schon vor Augen. Bis auf ein, zwei möglichen Änderungen werde es wohl die Neuauflage des WM-Endlaufs.

Matzeraths Trainer: In einem olympischen Finale ist immer alles möglich

Gelingt es Matzerath, seine Stärken zu behalten und die Schwächen etwa beim Anschlag und bei der Tauchphase nach dem Start etwas zu verbessern, „ist im Finale immer alles drin. Der Endlauf ist in jedem Fall unser klares Ziel, und dann schauen wir, was möglich ist“, sagt der Trainer. Die Zeit hat er ja drauf. Bei der WM 2023 in Japan schwamm er in 58,74 Sekunden mit Deutschem Rekord auf Rang fünf. Allerdings ist klar: Auch die anderen Weltbesten um Weltmeister Nic Fink (58,57 Sekunden) werden im Sommer sicher noch schneller sein als im Februar in Doha.

Mark Jayasundara, Nàdia Tudó Cubells und Lucas Matzerath bei der Weltmeisterschaft in Doha, Katar.
Mark Jayasundara, Nàdia Tudó Cubells und Lucas Matzerath bei der Weltmeisterschaft in Doha, Katar. © bochum | Jayasundara

Nach „anstrengenden, aufregenden Tagen“ in der Wüste, mit täglich halbstündigen Busreisen an den Wolkenkratzern vorbei ins Schwimm-Stadion, mit guter Stimmung im deutschen Hotel und Team nach einigen Medaillen und Finaleinzügen, wie der auch für den DSV vor Ort weilende Jayasundara berichtet, reisen die beiden Bochumer am Donnerstag zurück. Der Topschwimmer darf sich dann zwei, drei Tage erholen - mehr nicht.

Vor etwas mehr als zwei Jahren wechselte er gemeinsam mit Coach Jayasundara aus Frankfurt an den Bochumer Schwimm-Stützpunkt, um auf seine zweiten Olympischen Spiele nach Tokio hinzuarbeiten. 2021 verfehlte er den Endlauf knapp um einen Rang, das Finale ist diesmal das (Minimal-)Ziel. Darauf ist alles ausgerichtet.

Auch bei den Wettkämpfen der SG Ruhr und von Blau-Weiß Bochum zeigt sich Matzerath

In Bochum wird er sich auch den heimischen Fans stellen: Beim großen Schwimmwettkampf für alle Altersklassen der SG Ruhr, der Ruhr Challenge im Unibad, am übernächsten Wochenende (24./25. Februar) ist ein Rennen mit Matzerath geplant, auch beim Bochum-Cup vom SV Blau-Weiß Bochum, ebenfalls im Unibad zuhause, will er seine Klasse zeigen (16./17. März). Zudem sind die DM in Berlin (25. bis 28. April) und die EM in Belgrad (17. bis 23. Juni) Zwischenstopps auf dem Weg nach Paris.

Dorthin schaffen will es auch die ebenfalls am Bochumer Stützpunkt von Mark Jayasundara trainierte Nàdia Tudó Cubells von der SG Ruhr. Sie startet für Andorra. Wegen einer Bänderverletzung reiste sie nach Doha nach, startet am Donnerstag angeschlagen, um Wettkampfpraxis bei einer WM zu sammeln. Eine gute Zeit ist nach der Trainingspause kaum möglich.