Bochum. „Man hat es kommen sehen“ - der Bochumer Basketball-Zweitligist reagiert auf den Trainer-Rücktritt schnell, interimsweise und langfristig.
Es ist ein Gefühlschaos, in dem sich die VfL Viactiv Astro Ladies seit knapp einem Monat befinden. Trotz der Niederlage gegen TuS Lichterfelde Anfang Dezember beendeten die Bochumer Zweitliga-Basketballerinnen das Kalenderjahr auf dem fünften Platz. Die Konstanz war in dieser Saison nicht gegeben, umso größer war die Freude über den – zumindest tabellarisch – guten Jahresabschluss.
Dazu kam noch die Verletzung von Jenny Strozyk, die bislang nur drei Spiele absolvieren konnte. Nun befindet sich die Aufbauspielerin auf dem Weg der Besserung, könnte in der Rückrunde wieder eingreifen. Und mitten in die Vorbereitung auf das erste Spiel des Jahres gegen BBC Osnabrück (14. Januar, 17 Uhr, Maria-Sybilla-Merian-Gesamtschule) platzte dann die nächste Nachricht: Headcaoch Michael Minnerop zieht sich von seinem Traineramt zurück.
Astro Ladies Bochum: Gleiche Situation wie vor der Saison
Es sei ihm einfach zu viel geworden, heißt es in der Pressemitteilung der Bochumerinnen. Team-Managerin Laura Barroso Perez bestätigt das. „Er war nicht immer zu 100 Prozent bei der Sache“, sagt sie. Das kommt bei Minnerop nicht von mangelndem Einsatzwillen, sondern eher von zu vielen Baustellen. Neben seiner Headcoach-Tätigkeit ist der auch noch in der Jugend bei den VfL Astro Stars tätig. Dort ist er hauptamtlicher Trainer und Mini-Koordinator. „Für ihn hat die Jugend Priorität“, meint Barroso Perez.
Über die Winterpause habe er sich wohl Gedanken über seine Zukunft gemacht, sagt Laura Barroso Perez. „Man hat es kommen sehen“, meint die Team-Managerin. „Er hatte sehr viel Arbeit und war deshalb nicht total bei der Sache. Er hatte keinen Spaß mehr, er war unglücklich“, meint sie.
Minnerop bestätigt das so auf Anfrage - die Aufgabe habe ihm durchaus Spaß gemacht, sein Fokus liege aber auf der Jugend. Ausschlaggebend sei der Stress gewesen. Es sei bei seiner Zusage vor der Saison so abgesprochen gewesen, dass er sich zurückziehen könne. Minnerop ist– auch gegenüber der Presse - eher ein zurückhaltender Typ, der auch am Spielfeldrand kein Lautsprecher ist. Bereits vor einer Woche hatte er seine Entscheidung intern verkündet.
Nun standen die Astro Ladies wie schon vor der Saison, nach dem Rücktritt von Teresa Schielke, ohne Headcoach da. Schon damals war es schwierig jemanden zu finden. Die Wahl fiel auf Minnerop, der bereits von 2019 bis 2022 die Astro Ladies betreute und sie auch in die 2. Bundesliga führte. „So schnell jemanden zu finden, ist nicht einfacher geworden“, sagt Barroso Perez.
Eine externe Lösung war kaum möglich
Eine externe Lösung ist derzeit vom Tisch. Denn ähnlich wie bei Minnerop und Schielke, die beide Bochumer Stallgeruch haben, wird auch die Trainerstelle wieder intern besetzt. Mit Astro Lady Carina Thomas, die derzeit schwanger ist und nicht spielt, sowie Mannschaftsbetreuer Luke Köhler übernimmt ein Duo für die Spiele im Januar den Trainerposten. Bereits bei der Niederlage gegen Grünberg vertrat Thomas den verhinderten Minnerop. „Wir haben uns gedacht, das könnte klappen“, meint Barroso Perez, „das hat es ja auch schon gegen Grünberg.“
Eine langfristige Lösung ist dies allerdings nicht. Die folgt erst im Februar und hat wieder Stallgeruch. Sarah Olson wird die Stelle des Headcoach übernehmen. Sie kam 2021 erstmals als Spielerin nach Bochum und erlebte auch die vergangene Saison mit dem Einzug ins Final-Four-Turnier und dem vierten Platz in der Liga mit.
„Wir probieren es einfach mal“
Derzeit weilt die 30-Jährige noch in Florida, USA. Es stand so oder so fest, dass sie in diesem Jahr wieder zurück nach Bochum und zu den Astro Ladies kommen sollte. Das wurde schon vor der Saison so kommuniziert. „Eigentlich war sie nicht als Coach geplant“, meint Barroso Perez. „Aber wir haben sie dann spontan gefragt und sie ist Feuer und Flamme. Sie bringt ja ohnehin viel Energie mit. Der Kontakt ist sowieso nie abgebrochen. Sie braucht ohnehin wegen der Aufenthaltserlaubnis eine Arbeitsstelle.“
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Es wird Olsons erste Trainerstation bei den Erwachsenen sein. Zuvor sammelte sie nur Erfahrung bei der U16 der Astro Ladies. „Um Weihnachten herum gab es den ersten Kontakt“, berichtet Olson. „Zuerst wollte ich gar nicht ja sagen, aber ich konnte mich dann doch nicht zurückhalten. Ich freue mich sehr auf die Aufgabe, brauche aber auch alle Hilfe, die ich bekommen kann“, sagt sie mit einem Lachen. Die ersten Saisonspiele hatte sie sich noch vor Ort anschauen können, seitdem über eine App und die Sozialen Medien ihre Informationen über ihre ehemaligen Team-Kolleginnen und bald Schützlinge hereingeholt.
So schwingen Hoffnung und Fatalismus in einem mit, wenn Barroso Perez sagt: „Wir probieren es einfach mal.“ Viel anderes bleibt den Astro Ladies derzeit wohl auch nicht übrig.
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