Bochum. Türkiyemspors Kubilay Gülen stand einst vor einer Profikarriere. Über das frühe Ende und einen Mann, der in Deutschland heimisch geworden ist.
Irgendwann im Jahr 2010. Bei dem türkischen Erstligisten Antalyaspor wird ein junger Spieler eingewechselt. Es ist sein Debüt. „Ich stand an der Seitenlinie. Das Stadion war voll, alle haben meinen Namen gerufen. Ich war aufgeregt. Das war ein wahnsinniges Gefühl“, erzählt Kubilay Gülen. Der heute 33-Jährige war dieser junge Spieler. Mittlerweile spielt er für Türkiyemspor Bochum in der Kreisliga A.
Zwei Leihen in die dritte Liga gehen schief, Gülen entscheidet sich fürs Studium
Der Weg dorthin war geprägt von Umwegen, vermeintlichen Karriereenden und verworfenen Plänen. Als sich Gülen bei seinem Jugendverein Antalyaspor nicht durchsetzen konnte, verschlug es ihn per Leihe in die dritte türkische Liga. „Dort hatte ich Probleme. Bei Üsküdar Anadoluspor kam ich mit dem Trainer nicht zurecht. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr.“ Auch ein weiteres Leihgeschäft klappte nicht, sodass Gülen seine Karriere im Jahr 2012 vermeintlich beendete.
Im Alter von 22 Jahren entschied er sich stattdessen dazu, in der Türkei Sportwissenschaften zu studieren. Weil es ihn aber weiterhin in den Füßen juckte, wollte er zumindest hobbymäßig weiter Fußball spielen. „Dabei habe ich mich am Kopf verletzt. Der Arzt sagte, ich hätte eine Behinderung davontragen können. Ich hatte mächtig Glück.“
» Lesen Sie dazu:Last-Minute-Drama, fünfmal Rot: Eppendorf siegt im Topspiel
Gülen blieb beim Studium, wollte seinen Master machen. „Allerdings war mir klar, dass ich die Türkei verlassen und ins Ausland gehen wollte. In Deutschland hatte ich Familie, also bin ich 2017 zu meinem Onkel nach Düsseldorf gegangen. Der hat mir mit meinem Start hier geholfen“, erzählt er.
Türkiyemspors Kubilay Gülen: Fitnesstrainer statt Master
Des Studiums wegen zog er nach Bochum, besuchte dort auch direkt Sprachkurse. „Meinen Master habe ich irgendwann nicht mehr weitergemacht. Stattdessen habe ich angefangen, als Fitnesstrainer zu arbeiten. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben bin.“
Fußballerisch fand er zunächst bei Weitmar 09 Anschluss, ehe er im Fitnessstudio den Weg zu Türkiyemspor Bochum fand. „Unser jetziger Trainer hatte mich damals angesprochen, ob ich Fußball spiele. So hat er mich zu Türkiyemspor gelotst.“
Kubilay Gülen hat bei Türkiyemspor ehrgeizige Ziele
In dieser Saison steht Gülen bei elf Toren und sechs Vorlagen. Eine gute Bilanz, mit der der gebürtige Schweizer aber nicht zufrieden ist. „Ich möchte 30, 35 Saisontore schießen.“ Mit der gesamten Rückrunde noch vor Augen sicherlich kein unrealistisches Ziel. „Manchmal ärgert es mich, dass ich die einfachen Tore nicht mache“, sagt Gülen, der sich in der Kreisliga vor allem auf seine Schnelligkeit verlassen kann. „Das merkt man schon. Ich würde auch sagen, dass ich vor dem Tor sehr ruhig bin.“ Eigenschaften, die ihm auf dem Weg zu seinem Saisonziel helfen sollten.
» Lesen Sie dazu:Wer hinter der besonderen Speisekarte bei Türkiyemspor steht
Langfristig verfolgt der 33-Jährige, der mittlerweile in einem Klamottengeschäft arbeitet, noch einen anderen Traum. „Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl. Irgendwann möchte ich mal zurück in mein Geburtsland Schweiz zurückziehen. Wann das sein wird, weiß ich nicht.“