Wattenscheid. Die Krise der SG Wattenscheid 09 wird immer größer. Gegen den TuS Ennepetal gab es die nächste Niederlage. Hoffnung macht ein besonderer Transfer.

Mit hängenden Köpfen waren sie zur Tribüne gegangen, die Spieler der SG Wattenscheid 09. Pflichtbewusst, mehr auch nicht. Da warteten einige Fans, deren Stimmlage wohl nur im Ansatz verriet, wie sie sich nach der 0:2 (0:0)-Heimniederlage gegen den TuS Ennepetal gefühlt hatten. Schlecht in jedem Fall, aber wie war das alles einzuordnen? War es Wut? Verzweiflung? Motivierend klang es auf jeden Fall nicht, was da an Sätzen über die Werbebande flog. „Schämt euch!“, war da noch einer der harmloseren Ausrufe.

In diesen Momenten entlud sich viel von dem, was sich in 90 überaus schwachen Minuten im Lohrheidestadion zugetragen hatte. Wattenscheid hatte verloren, ja. Ein bekanntes Gefühl, schließlich war es die zehnte Saisonniederlage. Aber das „Wie“ hatte die 450 Zuschauenden ratlos und frustriert hinterlassen. Auch Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo, der in den letzten Minuten des Spiels konsterniert da saß und ins Leere schaute. Vorbei war es mit der Zuversicht.

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„Irgendwann mache ich mich auch lächerlich, wenn ich das Positive hervorhebe“, sagte der SGW-Funktionär. Aktuell ist da nicht mehr viel übrig, das ihm Hoffnung macht: „Ich weiß, dass ein Neuanfang sehr viel Energie freisetzen kann. Diese Mannschaft braucht einen Neuanfang.“ Pozo y Tamayo bezieht sich da eindeutig mit ein und denkt offen über seinen Rücktritt nach: „Wir werden jeden Stein umdrehen. Das betrifft auch meine Person. Nach diesem Spiel denke ich da mit Nachdruck drüber nach.“

Desolater Nachmittag für die SG Wattenscheid 09

Es war insgesamt ein desolater Nachmittag aus Wattenscheider Sicht, nicht nur, weil auf der Tribüne die Stimmung „feindselig“ war, wie Pozo y Tamayo fand (und verstehen konnte). Sondern auch, weil das Spiel grottenschlecht war. Nach dem 1:0 für den TuS, das Lilian Reyes Mellado (58.) erzielt hatte, gab es eine Chance für die SGW. Doch Marco Cirillo entschied sich gegen einen wuchtigen Schuss und für einen Lupfer. Gegen Ennepetals Keeper Marvin Weusthoff eine Schnapsidee. SGW-Torhüter Phil Lenuweit setzte noch einen drauf und legte Marius Müller den Ball fahrlässig zum 2:0 auf (76.). Es stimmt etwas nicht in den Wattenscheider Köpfen.

„Es gibt Spieler, für die ist es eine Ehre, in so einem Stadion, vor so einer Kulisse, spielen zu dürfen“, tobte Trainer Engin Yavuzaslan nach dem Spiel. „Aber bei uns ist der eine oder andere dabei, der vor Angst nicht schlafen kann, wenn er weiß, dass wir ein Heimspiel haben.“ Der 42-Jährige habe gesehen, „dass die Verantwortung vom einen zum anderen geschoben wurde. Keiner hatte den Mut, was zu tun.“

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Dabei sei es gerade die Mentalität, die die Mannschaft aus dem Tabellenkeller führen könnte. „Ich hatte in Vreden ein geiles Leben mit einem Team, das gar nicht viel mehr Qualität hatte als mein jetziges. Aber da stimmte es in den Köpfen“, so Yavuzaslan, der nachschob: „Ich schiebe die Verantwortung nicht weg. Ich stehe wie eine Eins hinter der Mannschaft. Und ich boxe die Jungs da raus.“

Aber wie? Hoffnung dürfte der Transfer von Kerem Demirbay von Bayer Leverkusen zum türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul machen. Dem Vernehmen nach wird die SGW einen Betrag bekommen, „mit dem man etwas bewegen kann“ (Pozo y Tamayo). Ob der aktuelle Wattenscheider Sportvorstand dann derjenige sein wird, der die Personalentscheidungen treffen wird, soll in den kommenden Tagen entschieden werden. Ein Argument für einen Wechsel und damit den ersten Schritt eines Neuanfangs legt er selbst auf den Tisch: „Wir haben vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegs-Platz. Noch ist der Abstand nicht zu groß.“
SG Wattenscheid 09 - TuS Ennepetal 0:2 (0:0)
SG Wattenscheid 09:
Lenuweit - Kaminski, Muharremi (59. Schurig), Kacmaz - Williams (59. Yanik), Renke, M. Cirillo Lucas (80. Fili), El-Mansoury - Nebi (62. da Costa), Casalino
Schiedsrichter: Jonathan Lautz (Burbach)
Tore: 0:1 Reyes Mellado (58.), 0:2 Müller (78.)
Gelb-Rot: Yasar (68.)