Wattenscheid. Marvin Schurig spricht vor dem ersten Pflichtspiel über seine Pläne und Ziele mit Wattenscheid 09, seine neue Rolle und Angebote anderer Klubs.
Im Mai, die SG Wattenscheid 09 war gerade abgestiegen, untermauerte Marvin Schurig sein Bekenntnis zum Verein. Man verlasse schließlich nicht seine Ehefrau, wenn es gerade mal nicht liefe, sagte der Kapitän des Westfalen-Oberligisten. Vor dem ersten Pflichtspiel, der Erstrunden-Partie im Westfalenpokal beim Landesligisten YEG Hassel (Mi., 18.45 Uhr) sprachen wir mit dem 34-Jährigen über seine Beziehung zur SGW, seine neue Rolle als spielender Co-Trainer sowie seine Ziele und Pläne.
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Herr Schurig, wie läuft die Beziehung zur SG Wattenscheid?
(lacht) Nach wie vor gut, ich fühle mich im Verein unverändert wohl. Das war auch der ausschlaggebende Grund dafür, dass ich geblieben bin. Ich wollte noch einmal bei Null starten. Wenn man in so einem Verein spielt, dann ist es klar, dass man nicht lange überlegen muss.
Wattenscheid 09: Schurig will Neuaufbau mitgestalten
Was war nötig, um die Beziehung wieder zu stabilisieren?
Es war gar nicht wirklich instabil. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich es nicht schön gefunden hätte, den Verein nach einem Misserfolg oder einer schlechten Phase zu verlassen. Es war viel reizvoller für mich, beim Neuaufbau dabei zu sein und neue Kräfte zu mobilisieren, um den Verein wieder in die richtige Richtung zu lenken. Alles andere wäre nicht mein persönlicher Stil gewesen.
Das klingt so, als bleibe der Verein eine Herzensangelegenheit.
Ja, natürlich ist das so. Es ist schon lange bekannt, dass wir hier keine Unmengen Geld verdienen. Ich gebe auch zu, dass ich die eine oder andere Offerte hatte. Das waren Vereine, die zwei Ligen tiefer spielen, auf Kunstrasen - aber ich hätte mehr Geld verdient. Aber ich stehe zu meinem Wort und bleibe bei dem Traditionsverein, den ich liebe. Und ich möchte in Wattenscheid meine aktive Laufbahn beenden.
Sie sind 34 Jahre alt. Wie lange machen Sie noch?
Ach, das kann ich jetzt gar nicht sagen. Und darüber mache ich mir auch keine Gedanken. Ich bin fit, habe keine ernsthaften Verletzungen. Das darf gern so bleiben.
Schurig ist jetzt spielender Co-Trainer von Christian Britscho
Ihr Körper gibt Ihnen also Recht?
An der Achillessehne habe ich kleinere Probleme, aber das ist mal schlimmer, mal besser. Ganz weggehen wird das wohl nicht. Sonst ist aber alles in Ordnung.
Sie sind seit dieser Saison spielender Co-Trainer. Wie kommen Sie in Ihrer neuen Funktion zurecht?
Sehr gut. Der Trainer weiht mich in alle Prozesse ein. Er möchte auch ab und an meine Meinung zu gewissen Themen haben. Wenn ich Veränderungen vorschlage, setzt er sie teilweise auch um, das ist professionell. Am Ende trifft er die Entscheidung.
Sie waren vorher ausschließlich Spieler. Ist es für Sie jetzt einfach, diese Meinung zu sagen?
Es war mir schon immer einfach meine Meinung zu sagen. Wir alle versuchen immer im Sinne der Mannschaft bzw. des Vereins zu denken und zu handeln. Christian Britscho holt sich Meinungen ein und hinterfragt sie aber auch. Ich bin für die Erfahrung, die ich bei ihm zusätzlich sammeln darf, sehr dankbar.
Sie haben mal gesagt, Sie seien kein einfacher Typ als Spieler? Wie meinen Sie das?
Als jemand, der den Fußball lebt und liebt, bin ich sehr emotional. Das bringt mit sich, dass ich sehr ungern verliere, und das bekommen auch meine Mitspieler mit. Das finde ich ganz gut, denn ich will diese Mentalität auch auf die Mannschaft projizieren. Die Spieler sollen nicht einfach zum Platz kommen, um ihr Training abzuspulen, sie sollen besser werden wollen. Das ist wiederum etwas, das ich mit meinem Ehrgeiz verbessern will.
Wie kommen die Kollegen damit klar, dass Sie nun eine andere Rolle haben?
Ich bin weiterhin hauptsächlich Spieler. Dass ich zusätzlich Co-Trainer bin, ist eine Nebenrolle. Es war für die, mit denen ich schon längere Zeit zusammenspiele, anfangs etwas ungewohnt, für die Neuen natürlich nicht. Vor kurzem habe ich zum ersten Mal eine Videoanalyse durchgeführt. Da waren alle sehr aufmerksam und haben gut mitgezogen. Das gilt nicht nur für die neuen sondern auch älteren Spieler.
Wie hat sich Ihr Blick auf das verändert, was auf dem Rasen passiert?
Ich versuche, kleinlicher zu werden und mit meiner Erfahrung die Mitspieler besser zu machen. Es geht mir in meinem Fußball-Alltag jetzt nicht mehr größtenteils um meine Entwicklung, sondern auch um die Spieler, die bei Wattenscheid 09 spielen.
Die Neuen geben Vollgas – aber der Prozess dauert
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Unabhängig davon: Wie ist die Mannschaft derzeit drauf?
Wir haben bisher eine Vorbereitung absolviert, in der wir einiges haben, was sehr positiv lief, mit Ausnahme einiger Ergebnisse. Wir müssen an einigen Kleinigkeiten arbeiten und das im Training intensivieren. Das ist nicht einfach, wenn man so viele neue Spieler hat. Die Neuen geben Vollgas, die Alten helfen, wo sie können. Dass das dauert, ist normal.
Es sind viele neue Gesichter dabei. Ist es möglich, bis zum Saisonstart eine Einheit zu formen?
Menschlich sind wir auf jeden Fall eine Einheit. Alle Spieler sind charakterlich einwandfrei. Dass eine Mannschaft zusammenwächst, benötigt einfach ein bisschen Zeit. Das ist doch ganz normal. Aber es ist auch gut, dass wir noch ein paar Spiele haben, in denen wir uns ausprobieren können. Vielleicht wird die Entwicklung auch noch während der ersten Meisterschaftsspiele andauern. Was wir versprechen können, ist, dass wir Vollgas geben werden.
Am Wochenende gab es zwei Mannschaftsabende - wie war’s?
Es war super. Am Freitag haben wir zusammen das Schalke-Spiel geguckt. Da mussten die Neuen singen. Am Samstag haben nur wir Spieler uns einen schönen Nachmittag gemacht. Wir hatten ja leider kein Trainingslager, aber das war eine schöne Alternative.
Schurig erwartet Pokalfight in Hassel
Am Mittwochabend steht die erste Pflichtspiel-Aufgabe an. Was erwarten Sie?
Wir werden auf eine Mannschaft treffen, die sehr heiß sein wird, die uns alles abverlangen wird. Wir wollen natürlich im Pokal so weit kommen, wie es geht und einen Pokalfight liefern. Das soll auch nicht der letzte sein.
Gibt es ein internes Saisonziel? Oder ein Teilziel?
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Wir wollen erst einmal vernünftig reinkommen. Das fängt mit dem Auftaktspiel gegen Finnentrop/Bamenohl an. Unser Ziel ist es, da direkt einen Kampf zu liefern, um die Fans mitzunehmen. Denn die haben in der vergangenen Saison gelitten. Wir übrigens auch, aber wir nehmen das zum Anlass, dass wir wieder zeigen, was wir leisten können. Vielleicht verzeiht man uns dann auch die eine oder andere Niederlage.
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