Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 hat keine blanke Trikotbrust mehr. Der Verein profitiert – der Vorgang zeigt aber auch die schwierige Lage des Vereins.
Der FC Schalke 04 hat bis zum Vorabend der neuen Zweitliga-Saison dafür gebraucht, einen neuen Trikotsponsor zu präsentieren, stellte am Donnerstagabend Veltins als Hauptsponsor vor – und machte viele Fans damit glücklich. Die SG Wattenscheid 09 startete genau wie die Schalker mit einer leeren Trikotbrust in die Vorbereitung, der Oberligist meldet nun aber zwei Wochen vor Saisonstart Vollzug. Auch bei 09 gibt es eine bemerkenswerte Lösung – es gibt nicht einen, sondern zwei Hauptsponsoren.
Der Rohstoffhandel „Heinrichs Group“ aus Gelsenkirchen-Ückendorf und der Wattenscheider Hausgeräte-Händler Pasternak GmbH dürfen sich in der Oberliga-Spielzeit 2023/24 auf den Wattenscheider Trikots präsentieren. Am Sonntag im Test beim TSV Meerbusch wird die SGW erstmals mit der Pasternak-Werbung auf dem roten Trikot auflaufen. Auf dem schwarz-weißen Trikot wirbt die Firma Heinrichs. Beide bauen ihr Engagement damit aus, Heinrichs war bislang Generalsponsor in der Jugendabteilung, Pasternak unter anderem Namensgeber des VIP-Raums („Pasternak-Stübchen“).
Zwei Trikotsponsoren – mehr Geld für die SG Wattenscheid 09
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Das Modell ist attraktiv für die beiden Firmen, die nicht das komplette Hauptsponsoren-Paket stemmen müssen. Und es ist attraktiv für die SG Wattenscheid. Da im Paket mit der Trikotwerbung auch andere Werbeplätze vermarktet werden, bekommt der Verein von den beiden Hauptsponsoren jeweils mehr als die Hälfte der Summe, die sonst ein Hauptsponsor bezahlt hätte. Von der Rechnung „eins plus eins gleich drei“ war vereins-intern die Rede.
Diese führt Marketing-Vorstand Stefan Beermann nun auch an: „Für uns ergab sich diese besondere mathematische Situation, denn eins plus eins ist eben in dem Fall drei. Zudem haben wir zwei Unternehmen, die ebenfalls im näheren Umfeld verwurzelt sind und den Verein gut kennen.“
Auf den Personaletat des Oberligisten hat der Extra-Erlös zwar nicht unmittelbar Einfluss, schafft aber etwas Spielraum für Sportvorstand Pozo y Tamayo und Trainer Britscho, um möglicherweise zum Ende des Transferfensters oder in der Winterpause nachzubessern oder auf eine Verletzung zu reagieren.
Mit Immotec war der größte Sponsor komplett abgesprungen
Die Lösung mit zwei Sponsoren hatte sich, wie berichtet, seit einiger Zeit als die beste für alle Seiten abgezeichnet. Mit Immotec war der größte Sponsor der Vorsaison abgesprungen, der nicht nur auf dem Trikot und im Stadion warb, sondern auch für die Namensrechte des Lohrheidestadions zahlte. Das passt auch zum viel zitierten „Wattenscheider Weg“, sich nach der Insolvenz 2019 nie mehr zu stark von einem Geldgeber abhängig zu machen, sondern die Last auf mehrere Schultern zu verteilen.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen bleiben grundsätzlich schwierig
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Die Lösung ist also eine gute im Sinne des Vereins, sie zeigt aber auch, wie schwierig es ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kurzfristig so zu verbessern, um wieder dauerhaft ein niedriges Regionalliga-Niveau erreichen zu können. Und das Modell hat Nebenwirkungen, die nicht jedem Traditionalisten schmecken werden: So wird Wattenscheid 09 voraussichtlich auch in Heimspielen regelmäßig im roten Trikot auflaufen, damit beide Hauptsponsoren die gleiche Präsenz bekommen.
Dass ein Verein auch abseits von Aktions-Spieltagen mit verschiedenen Sponsoren-Aufdrucken aufläuft, ist nicht ganz neu, das Wattenscheider Modell mit zwei gleichberechtigten Firmen aber schon besonders. Der BVB etwa läuft seit 2020 mit „Evonik“ in Pokalspielen und „1&1“ in Bundesliga-Spielen auf. Der VfL Bochum warb vor einigen Jahren mal für den Discounter Netto, auf einem Trikotsatz aber auch für den Netto-Energydrink „Booster“.
Im Vergleich zur Regionalliga-Saison hat die SGW die Sponsoren-Preise gesenkt. Einen Teil der Minder-Einnahmen kann der Verein nun ausgleichen.
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Das sagen die Sponsoren:
- „Wir freuen uns, dass wir das Sponsoring über den Nachwuchs hinaus erweitern können und beim Verein, gemeinsam mit Pasternak, für eine solide Basis sorgen können“, so Florian Heinrichs, der die Firma zusammen mit seinem Vater Christian leitet.
- „Es ist ein nicht ganz einfaches Jahr nach dem Abstieg aus der Regionalliga, aber wir freuen uns mit dem gesamten Verein, den Fans und allen, denen Wattenscheid 09 am Herzen liegt, auf die neue Oberliga Saison. Unser Credo ist, auch in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben, sondern etwas für unsere Stadt und damit verbunden auch für die SG Wattenscheid 09, zu tun“, erläutert Inhaber Michael Pasternak sein Engagement.