Wattenscheid. Kevin Ugo ist so schnell wie nie zuvor und startet bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel. Der Wattenscheider setzt auf Coolness.

Kevin Ugo ist so schnell wie nie zuvor. Sagen zumindest die Zahlen, der Sprinter des TV Wattenscheid 01 hat erst vor Kurzem eine neue 100-Meter-Bestleistung aufgestellt (10,26 sec.). Kevin Ugo selbst sieht das ein wenig anders: „Es lief schon häufiger gut, ich war auch früher schon schnell. Aber mich haben viele kleinere Verletzungen zurückgeworfen. Der Sprung ist nicht so groß. Ich habe nichts groß verändert, aber ich bin einfach mental ready“, sagt Ugo, auf dem die Hoffnungen der ehemaligen Sprinterhochburg Wattenscheid im Männerbereich bei der Leichtathletik-DM in Kassel ruhen.

Vor einem Jahr gewann er Gold mit der Staffel, Bronze über 200 Meter – auch jetzt ist er selbstbewusst: „Ich habe in den meisten Fällen gut performt. Es gibt Leute, die können mit dem Druck nicht umgehen, ich kann da besonders gut performen. Auf einem kleinen Sportfest geht bei mir meistens nichts, aber wenn ich diese Konkurrenz habe, wachse ich über mich hinaus.“ Eine Bestzeit über 200 Meter (aktuell 20,81 sec.) wolle er unbedingt. Wofür das reicht – mal sehen. „Ich muss niemandem etwas beweisen.“

Kevin Ugo strahlt Coolness aus – er ist ganz bewusst locker

Diese Coolness strahlt Ugo auch äußerlich aus: Muskelshirt, Lächeln, goldene Ohrstecker. Die dazu passende Einstellung ist aber keine Selbstverständlichkeit, erklärt er: „Ich habe mir gesagt: Let’s go. Ich bin jetzt 28, hatte viele Jahre, in denen ich verletzt war. Ich versuche, alles lockerer zu sehen und mich viel um meinen Körper zu kümmern, mache viel mit Meditation und Atemübungen.“ Er hat das Gefühl, er könne jetzt endlich zeigen, was er draufhat. „Es ist noch Sport, und man muss den Spaß dabei haben. Nicht nur in der Leichtathletik sind viele Athleten verkopft und das ist auf jeden Fall ein Hindernis.“

Kevin Ugo in Wattenscheid (Foto aus dem Jahr 2022).
Kevin Ugo in Wattenscheid (Foto aus dem Jahr 2022). © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Darauf fokussiert er sich selbst im Wettkampf, sagt er: „Eigentlich ist Sprint etwas entspanntes, auch wenn es schnell aussieht. Wenn man die Entspanntheit nicht hat, dann kann man auch nicht mehr laufen.“

Schalke-Fan Ugo will als Athletiktrainer im Fußball arbeiten

Ugo beendet gerade sein Masterstudium der Sportwissenschaften und bereitet sich schon auf die Zeit nach der Leistungssportkarriere vor. Was er vorhat, weiß er ganz genau: Ugo, Fan von Schalke 04, will im Fußballbereich arbeiten.

Er sammelte erste Erfahrungen als Athletiktrainer im Jugendbereich beim FC Altenbochum und aktuell beim TuS Heven, arbeitet auch als selbstständiger Athletiktrainer mit Fußballern. Seine eigene positive Einstellung will er dort vermitteln: „Ich versuche, das sehr locker zu sehen und viel Spaß mit ins Training zu bringen. Ich arbeite ja mit einer Jugendmannschaft, der eine macht da seine Fortschritte schneller, der andere langsamer.“

Kevin Ugo (re.) 2022 auf dem Fußballplatz mit Michael Huke /TV 01) und Oliver Bartkowiak (FC Altenbochum).
Kevin Ugo (re.) 2022 auf dem Fußballplatz mit Michael Huke /TV 01) und Oliver Bartkowiak (FC Altenbochum). © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zwei von denen, die auch mit ihm trainieren, sind die Brüder Kim Sané (zuletzt Wattenscheid 09) und Sidi Sané (Schalke 04). Wenn Kim Sané für Wattenscheid 09 auf dem Feld stand, war Ugo vergangene Saison oft im Stadion. „Kim ist einer meiner besten Freunde, da versucht man immer zu unterstützen. Aber ich bin auch einfach Fußball-Fan“, sagt Ugo, der langfristig im Fußball „nach oben“ will im Fußball. „Ich war auch schon in Nachwuchsleistungszentren, da sehe ich mich auf jeden Fall in der Zukunft. „Ich glaube, ich bringe dafür gute praktische und theoretische Erfahrungen mit. Das ist ein gutes Paket.“

Mit Trainer André Ernst hat Ugo die richtige Trainingsdosis gefunden

Vorerst steht aber noch die eigene Karriere im Mittelpunkt: Ugo wird definitiv in der Wattenscheider Staffel sowie über seine Paradestrecke, die 200 Meter starten, eventuell auch Samstag über 100 Meter. Gemeinsam mit Trainer André Ernst scheint er aktuell die richtige Art der Vorbereitung zu finden: „Ich bin ewig hier, bin beim gleichen Trainer, wir reden offen, wir planen das Training zusammen, ich plane da sehr viel mit“, erklärt Ugo. „Damit fahren wir gut. Ich bin ein Athlet, der eher weniger braucht, deshalb trainiere ich wahrscheinlich weniger als die meisten.“ Das ging zuletzt gut auf.

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