Wattenscheid. Wattenscheid-09-Coach Christian Britscho über die Vorbereitung, die Lehren aus der vergangenen Saison und seinen Kader ohne neue große Namen.

Am Mittwoch (18 Uhr) steigt die SG Wattenscheid 09 in die Vorbereitung auf die neue Oberliga-Saison ein. Kurz vor dem Trainingsstart haben wir mit Trainer Christian Britscho ein telefonisches Interview geführt. Der 53-Jährige erzählt, was er in den Wochen bis zum Meisterschafts-Auftakt am 13. August plant, welche Rolle seine Mannschaft in der kommenden Saison spielen soll und was er als Trainer anders machen wird.

Herr Britscho, braucht man für die Kreisliga C mehr Vorbereitung als auf die Oberliga? Die Zweite trainiert schon.

Ja, wahrscheinlich ist das so (lacht).

Ihren Humor haben Sie offenbar nicht verloren. Wie ist Ihre Gefühlslage mit Blick auf Wattenscheid 09?

Mittlerweile hat sich alles eingependelt. Nach dem Hin und Her zum Ende der vergangenen Saison habe ich einige Zeit gebraucht, um mich erholen zu können. Aber jetzt ist die Vorfreude da. Die Jungs absolvieren ihre Läufe vor der Vorbereitung, das sieht gut aus.

Wattenscheid 09: Das Abschalten hat für Britscho gedauert

Sie überprüfen das also?

Ja, klar. Mithilfe von Herzfrequenz-Aufzeichnung geht das ganz gut. Das muss auch so sein, nicht dass der eine schon scheintot durch die Gegend rennt, während der andere sich an den Füßen spielt.

Wie haben Sie in der Sommerpause Kraft getankt?

Indem ich einfach mal nichts gemacht habe, was ich als Trainer machen würde. Ich habe stattdessen selber Sport gemacht. Das tat nicht nur gut, sondern musste auch dringend mal sein.

Konnten Sie denn komplett abschalten?

Ja, aber das hat ein wenig gedauert.

Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid 09
Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid 09 © Thorsten Tillmann

Was hat Sie denn vor allem beschäftigt?

In erster Linie das Saison-Ende, das sich für uns gefühlt ewig hingezogen hat. Es herrschte lange Ungewissheit. Erst als das vorbei war, konnte ich mich entspannen.

Fühlen Sie sich persönlich in der Oberliga am wohlsten?

Warum sollte das so sein?

Unklarheit über die Liga hat an den Nerven gezerrt

Sie sind zweimal nacheinander aufgestiegen, einmal mit Ahlen, einmal mit Wattenscheid.

Ja gut, das stimmt. Allerdings passte in beiden Fällen einfach alles zusammen. Spieler, Umfeld, Saisonverlauf. Ich würde nicht sagen, dass mir andere Ligen nicht so lieb sind.

Waren Sie trotzdem erleichtert, als der Verein die Entscheidung gegen die Regionalliga getroffen hatte?

Mir war wichtig, dass überhaupt eine Entscheidung da war. Die Frage, in welcher Liga es weitergehen würde, hat an allen gezerrt, das war eine schwierige Situation. Außerdem hatten wir dadurch nicht die Möglichkeit, die endgültige Planung abzuschließen. Da blieben einige Dinge lange offen.

Zum Beispiel?

Zum einen wollten einige Spieler wissen, was Sache ist. Sowohl die, die schon bei uns waren, als auch die, die wir holen wollten. Es waren welche dabei, die lieber in der Regionalliga gespielt hätten und ihre Entscheidung davon abhängig gemacht haben. Andere haben wir so eingeschätzt, dass sie in der Oberliga besser aufgehoben wären.

Welche Rolle trauen Sie Ihrer Mannschaft zu?

Ich bin überzeugt, dass wir einen guten Kader haben. Wenn man sich anschaut, woher wir die Leute haben, wird der eine oder andere sagen, dass die Qualität da nicht sofort in Gänze zu sehen ist.

Das war ja vor zwei Jahren schon einmal so.

Wattenscheid 09 hat diesmal keine großen Namen verpflichtet

Richtig, aber das waren andere Namen, ohne einem der Jungs aus dem aktuellen Kader zu nahe zu treten. Wir haben damals Berkant Canbulut geholt oder Emre Yesilova. Das waren Spieler, die den Verein gut kannten und schon einmal in der Regionalliga gespielt hatten. Das ist jetzt etwas anders, wir haben teilweise auch Jungs von Mannschaften geholt, die abgestiegen sind.

Jetzt steht der Kader, wie geht’s weiter?

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Wir hatten viel Bewegung im Kader, deshalb können wir von einem kleinen Umbruch sprechen. Es wird wichtig sein, dass wir ein Teamgefühl aufbauen und damit einhergehend unsere Spielphilosophie vermitteln. Dabei kommt es auch auf die Spieler an, die schon länger dabei sind. Ich weiß, dass sie als Multiplikatoren fungieren können, und das werden sie auch tun. Ich denke, dass wir es hinbekommen werden, als eingespielter Haufen ins erste M-Spiel zu gehen.

Haben Sie Endspiel gesagt?

Nein, M-Spiel, also Meisterschaftsspiel (lacht). Es ist ja nicht so, dass wir vom ersten Tag an ums Überleben kämpfen werden. Das war in der vergangenen Saison anders. Da hatte jedes Spiel Endspiel-Charakter. Daraus haben wir alle Lehren gezogen. Und mir wurde klar gezeigt, dass ich an sehr viele Kleinigkeiten denken musste. Und dass ich auf keinen Fall fehlerfrei war. Aber ich bin in der Lage, an mir zu arbeiten und Dinge anders zu machen.

Britscho über seine Fehler und Änderungen in der neuen Saison

Welche denn?

Ich habe oft zu sehr den sportlichen Erfolg in den Vordergrund gestellt und über das eine oder andere hinter den Kulissen hinweggesehen.

Über was haben Sie hinweggesehen?

Vielleicht hätte ich manche Einsatzzeit anders verteilen müssen, auch wenn es dadurch sportlich schwieriger gewesen wäre. Rückblickend muss ich sagen, dass ich mich damit wohler gefühlt hätte. Denn ich muss als Trainer authentisch bleiben und darf nicht gegen mein Gefühl arbeiten.

Über welche Spieler sprechen Sie?

Das möchte ich nicht sagen.

Aber die Betroffenen wissen es?

Einer ja, mit ihm habe ich darüber ausführlich gesprochen.

Hat er es denn verstanden?

Da es dieses Gespräch nicht nur einmal gegeben hat, hoffe ich es. Sonst merkt er es in der kommenden Saison.

Die Regionalliga war zu viel für Wattenscheid 09

Sie sagten, auch der Verein habe gelernt. Was wird noch anders sein?

Wir müssen noch klarer darauf hinweisen, dass bei bestimmten Strukturen nicht mehr möglich ist. Wir haben unter den Umständen, die in Wattenscheid herrschen, das bestmögliche geleistet. Die Regionalliga war eine Mammut-Aufgabe, die wir trotz des großen Kampfes nicht bewerkstelligen konnten. Das Abenteuer war richtig, wichtig ist aber, dass wir daraus gelernt haben.

Mit dem Umbruch fühlen Sie sich aber wohl?

Absolut.

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Wie zufrieden sind Sie mit aktuellen Bedingungen?

Mein Kenntnisstand ist, dass wir zweimal pro Woche im Stadion trainieren können und an den anderen drei Tagen ausweichen müssen. Die Bauarbeiten an der Berliner Straße hätten eigentlich in der vergangenen Woche beginnen müssen, haben sie aber nicht. Das macht mich etwas nachdenklich. Aber so lange wir vernünftige Verhältnisse haben, ist alles okay.

Steht der Kader zum Beginn der Vorbereitung?

Ja, darüber bin ich auch sehr glücklich. Mit der Art, wie wir als Verein das gemacht haben, bin ich absolut zufrieden. Jetzt können wir anfangen, den Jungs die Ideen mitzugeben.

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