Bochum. Die Basketballer der Sparkassen Stars Bochum müssen zunächst ohne Jonas Grof planen. Er hat sich eine Auszeit genommen, ist auf Weltreise.
Jonas Grof hat frei. Das erste Mal seit vielen Jahren weiß er nicht genau, wo er den nächsten Monat, geschweige denn die nächste Woche verbringen wird. Das musste einfach mal sein. Das klingt nach Aussteigertraum, nach Brücken abbrechen und Umherirren. Ohne festen Halt und Wohnsitz die Welt erkunden, einfach mal raus aus dem Trott. Wer den 27-Jährigen kennt, der weiß, das ist nur die halbe Wahrheit.
Denn er ist eigentlich ein anderer Typ. Nicht pedantisch, aber strukturiert und durchorganisiert. So wird er jedenfalls von anderen beschrieben. Und auf dem Parkett und im Training wird das auch weiterhin stimmen. Aber jetzt, für die nächsten Monate will er sich zusammen mit seiner Freundin Isabell treiben lassen. Genau festgelegt haben sie sich noch nicht. Es können acht oder auch zwölf Monate werden.
Es geht einmal durch die ganze Welt oder vielleicht auch nur die halbe. Denn die kommende Saison kämpft der Basketballspieler der VfL Sparkassen Stars Bochum nicht im Trikot um Rebounds, sondern höchstens um das letzte freie Zimmer in einem Hostel in Indonesien, oder Brasilien oder Neuseeland. Oder, oder, oder.
Sparkassen Stars Bochum: Grof hatte lange keine Zeit zum ausspannen
„Es ist alles noch sehr surreal“, sagt Grof immer wieder mit einem Lachen. Am 2. Juni ist seine Weltreise losgegangen. Aktuell befindet er sich noch auf Bali und ist noch komplett im Urlaubsmodus. Auch das Loslassen will gelernt sein. „Noch ist es sehr geregelt. Wir stehen auf, frühstücken dann schauen wir uns etwas an und abends gehen wir wieder essen“, beschreibt er einen typischen Tag. „Es ist noch das Touri-Programm.“
Es scheint so, als hätte sich sein Körper nach den gut zehn Jahren Profisport daran gewöhnt, dass Ruhephasen nicht die Regel sind. Seit er 16 Jahre alt war, folgte auf die reguläre Saison der Aufenthalt bei einer Nationalmannschaft im Sommer oder andere Lehrgänge. Ein bis zwei Wochen Urlaub hätte er so gehabt. Zum Entspannen ist da Zeit, aber nicht zum Ausspannen. Und schon gar nicht, um mehr als einen Ort zu sehen.
So reifte schon vor fünf, sechs Jahren der Traum heran die Welt zu sehen. „Wann genau das sein würde, wusste ich nicht. Es hätte dieses Jahr, das nächste oder übernächste werden können“, erklärt Grof. „Ein guter Freund hat das mit seiner Freundin auch schon mal gemacht und gezeigt, dass es trotz Karriere geht.“
Ganz ohne Basketball kann der Akteur der Sparkassen Stars Bochum nicht
Um sich die Reisen leisten zu können, haben Jonas Grof und seine Freundin in den letzten Jahren auf vieles verzichtet, gespart, wo es ging. Auch wenn es mal wehtat. Bereuen, dürften es die beiden jetzt schon nicht.
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Ganz ohne Basketball geht es dann aber nicht. Ein Ziel auf der Reise soll auch die Basketball-Weltmeisterschaft auf den Philippinen, in Japan und Indonesien sein. Für den Spielort der deutschen Nationalmannschaft in Okinawa/Japen haben sie keine Tickets bekommen. „Das ist da leider schwierig und auf den Philippinen ist das Wetter um diese Jahreszeit wohl schlecht“, sagt Grof. „Aber wir haben zwei Tickets für Djakarta bekommen, dort spielen Frankreich, Kanada und Spanien. Das ist ja auch nicht so schlecht.“
Und auch sonst lässt ihn seine Sportart nicht los. „Ich verfolge auch noch die BBL-Finalspiele und die Finals in der NBA“, sagte Grof. Die Verbindung wird er nicht verlieren, zum Sport sowieso nicht und auch nicht zu seinem Verein in Bochum. Die Tür für seine Rückkehr stehe jederzeit offen, hatte Sparkassen Stars-Headcoach Felix Banobre ihm zum Abschied mit auf den Weg gegeben.
Eine Rückkehr zu den Sparkassen Stars Bochum bleibt möglich
Fit wird er sein. Sport treibt er gerne und viel. Yoga, Surfen und sollte es sich anbieten auch gerne mal Basketball. Einen Trainingsplan oder gar einen Ball hat er nicht mitgenommen. Letzteres würde im Koffer auch zu viel Platz fressen. „Vielleicht ergibt sich ja mal auf einem Freifeld etwas, dass ich eine Truppe treffe und nahtlos mitspielen kann“, sagt Grof. „Das reizt mich schon.“
Mal nicht leistungsbezogen zu spielen tut ihm gut. So schön die vergangene Saison für den Guard auch gewesen sein mag. Der Körper erholt sich am Strand am Indischen Ozean wohl doch etwas besser als zuhause.
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Seine Mitspieler in Bochum dürften deshalb wohl auch ein wenig mit Neid auf ihren Teamkollegen blicken. „Sie waren sehr begeistert von der Idee“, erzählt Grof. „Sie meinten das ist schon eine utopische Sache, so etwas zu machen. Ich habe nur positives Feedback dazu bekommen.“
Auch ohne ihn selbst traut der den Sparkassen Stars in der kommenden Saison einiges zu. „Wenn sie verletzungsfrei bleiben und die Imports stimmen, können sie den Sprung in die Playoffs schaffen“, sagt er. „Das würde mich sehr freuen.“ Den Weg dahin wird er nur als Zuschauer vor dem Handy oder Laptop verfolgen. Das ist sicher. Nur wo er die Spiele sehen wird, das weiß Jonas Grof heute noch nicht.