Wattenscheid. Dennis Lerche spricht über seine Beziehung zu Wattenscheid 09 – und warum er den Traum vom Profi-Fußball verschieben muss, aber nicht aufgibt.

Er ist ein Mann der Extreme, in mehrerlei Hinsicht. Er ist torgefährlich, kann aber auch stark verteidigen. Er hat einen wuchtigen Körper, ist darüber hinaus aber auch ein technisch starker Stürmer und sein linker Fuß ist eine Naturgewalt. Er ist emotional, in alle Richtungen. Auch deshalb ist Dennis Lerche für viele Fußball-Klubs im ambitionierten Amateurbereich ein hoch interessanter Spieler. Viele Vereine aus der Regional- und Oberliga sollen bei dem 27-Jährigen angefragt haben, entschieden hat sich der gebürtige Krefelder aber für ein weiteres Jahr bei der SG Wattenscheid 09. Vermutlich, weil sie dort genau wissen, dass sie den „Bullen“ eng an der Leine führen müssen – und wie sie seine Kraft einsetzen können.

SG Wattenscheid 09: Lerche weiß, was er am Verein hat

Er wisse, was er an Wattenscheid habe, betont Lerche im WAZ-Gespräch, und das ist nach der zurückliegenden Saison keineswegs eine bereits etliche Male bemühte Phrase. Denn bei der SGW herrschte einige Male Ärger über den 1,83 Meter großen Stürmer, der in der vergangenen Spielzeit dreimal mit Gelb-Rot vom Platz geflogen ist und außerdem eine Gelbsperre abbrummen musste.

Trotzdem vertraut ihm der Klub weiterhin. Intern sind sie sich sogar sicher: Lerche kann noch viel besser werden, wenn er bereit ist, weiter an seiner körperlichen Verfassung zu arbeiten.

SG Wattenscheid 09: Trainer Christian Britscho weiß, wie er Dennis Lerches besondere Fähigkeiten am besten einsetzt.
SG Wattenscheid 09: Trainer Christian Britscho weiß, wie er Dennis Lerches besondere Fähigkeiten am besten einsetzt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Lerche ist ein Kämpfer, als so einer gibt er sich gern. So ist wohl zu erklären, warum er trotz vieler privater und körperlicher Rückschläge noch immer ein besonderes Ziel verfolgt. „Ich will immer noch Fußball-Profi werden“, stellt der frühere Jugendspieler des KFC Uerdingen klar. „Mit etwas mehr Disziplin wäre das vielleicht dieses Jahr schon möglich gewesen.“ Aber: Nach WAZ-Informationen hat das Umfeld des Angreifers nur zaghafte Versuche unternommen, ihn bei einem höherklassigen Klub anzubieten.

Lerche will sich noch weiter steigern – die Fans hat er auf seiner Seite

Ab jetzt soll für den Stürmer, der in der vergangenen Saison 13 Tore geschossen hat, vieles besser werden. An seiner Disziplin habe er bereits gearbeitet: „Meine Frau hat mich gut unter Kontrolle. Ich bin geerdet, fühle mich angekommen. Das hat man in den letzten zwei, drei Spielen auch schon gemerkt, denke ich.“

Wattenscheid behält also seinen besten Torjäger, aber auch den Publikumsliebling. Lerche kann die Fans mitnehmen, weiß auch, was er an ihnen hat. Einer wie er kann in Wattenscheid besser funktionieren als anderswo, weil hier allem und jedem die nötige Zeit, der benötigte Freiraum gegeben wird. Und vor allem Geduld entgegengebracht wird. Im Gegenzug ist ein Spieler mit diesen Fähigkeiten für Wattenscheid ein außergewöhnlicher Glücksfall.

Trainer Christian Britscho formuliert so, was die Zusammenarbeit ausmacht: „Ich freue mich sehr, dass er bleibt. Es ist ein gutes Zeichen für uns, dass Dennis diesen Schritt macht. Aber ich glaube auch für ihn ist das der richtige Weg - es ist eine Win-Win-Situation.“

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Lerche will in der Vorbereitung hart an sich arbeiten

Lerche erklärt, was er an Wattenscheid 09 schätzt: „Es ist ein sehr familiärer Verein. Ich bin von Anfang an gut aufgenommen worden“, erinnert sich Lerche, der neben guten Leistungen beim Essener Landesligisten VfB Frohnhausen auch ein Körpergewicht im dreistelligen Kilogrammbereich mitgebracht hatte. Bis heute ist seine körperliche Verfassung ein andauernder Kampf: „Ich persönlich bin sowieso nie ganz zufrieden. Aber die Vorbereitung wird mich noch einmal nach vorne bringen. Egal, um welche Liga es dann geht.“

Für ihn, so sagt er, ist es ohnehin eine ständige Vorbereitung auf das, was noch kommen soll. Das Ziel, eines Tages im bezahlten Fußball zu landen, gibt er nicht auf. Wattenscheid 09 soll Teil dieses Weges sein, auch wenn der Verein zuletzt aus der Regionalliga abgestiegen ist: „Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um dann wieder zwei nach vorne zu machen.“

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